Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
die könnte, wie sie möchte, dann
würde sie ihm an die Gurgel gehen. Aber der Arsch ist ja schon tot. Zum Glück.«
    »Das ist aber heftig, was du von dir gibst«, mahnte Christoph.
    »Gar nicht. Mam ist eine tolle Ärztin. Und wenn der Pferdekamp nicht
so viel Scheiß erzählt hätte, wäre alles besser. In der Schule ärgern die mich.
Dabei find ich das eigentlich okay hier. Ich mein, in Garding.«
    »Wir prüfen das, wer solche Verleumdungen in Umlauf bringt.
Einverstanden?«
    Unversehens sah Christoph sich der ausgestreckten flachen Hand des
Jungen gegenüber.
    »Die musst du abklatschen«, belehrte ihn Große Jäger, bevor sie sich
in den Volvo setzten und in Richtung der grünen Halbinsel fuhren. »Wir setzen
Moritz in Garding bei seiner Mutter ab. Dann fahren wir zu dieser Frau.«
    Christoph wartete in Garding vor dem Haus, als Große Jäger den
Jungen zu seiner Mutter zurückbrachte. Er war überrascht, als die Ärztin in der
Tür erschien und ihm mit einer weit ausladenden Bewegung zuwinkte. Anschließend
fuhren sie nach Tönning. Unterwegs verzichtete Christoph darauf, das Thema
»Große Jäger und die Ärztin« anzusprechen. Auch der Oberkommissar vermied es,
eine weitere Erklärung abzugeben. Irgendwann, das wusste Christoph, würde er
Bericht erstatten.
    Hildegard Szymanik wohnte in der Tönninger Straße Kattrepel. Das
Eckhaus unweit des ehemaligen Spritzenhauses machte von außen einen
ungepflegten Eindruck. Darüber täuschten auch die sauberen Gardinen hinter den
Fenstern nicht hinweg. An der grau geputzten Wand mit den großen Flecken waren
unsymmetrisch Satellitenschüsseln angebracht, fliegende Kabel hingen herum, und
der ehemalige Secondhandladen mit den zerbröselten Eingangsstufen an der
Stirnseite verbesserte mit den mit Packpapier zugeklebten Fenstern nicht den
unerfreulichen Gesamteindruck. Auch der Anbau neben dem Gebäude war dem Verfall
preisgegeben. Direkt vor dem Haus befanden sich Parkplätze, die offenbar in den
späten Abendstunden von den Besuchern der in der Nachbarschaft beheimateten
Nachtbar genutzt wurden.
    Niemand reagierte auf das Klingeln. Christoph versuchte es beim
Nachbarn. Ein verschlafen aussehender Mann öffnete ihnen.
    »Frau Szymanik? Die kann nicht weit sein.« Er fuhr sich mit
gespreizter Hand durchs Haar, dann sah er auf die Armbanduhr. »Kann sein, dass
sie bei Aldi oder Sky zum Einkaufen ist. Müsste aber bald wiederkommen.«
    Nach zwanzig Minuten tauchte am anderen Ende des Neuweges, an dessen
Beginn die beiden Beamten warteten, eine Frau auf. Sie trug mehrere
Einkaufstaschen, aus denen die Blätter von Lauchstangen herausragten, aus einem
Beutel quollen Zwiebeln im Netz hervor, aus einem weiteren ragte der Hals einer
Weinflasche empor. Unter den Arm hatte sie eine Familienpackung Toilettenpapier
geklemmt. Mit müden Schritten näherte sie sich dem Hauseingang und sah auf, als
Christoph sie ansprach.
    »Wir hätten gern ein paar Informationen zu Ihrem Verhältnis zu Dr. Pferdekamp«,
bat er, nachdem er Große Jäger und sich vorgestellt hatte.
    Die Frau stellte ihre Einkaufstaschen ab, griff nach, als eine
umzufallen drohte, und stabilisierte sie mit den Beinen.
    »Ich darf nichts sagen«, schimpfte sie. Es klang aggressiv.
    »Wer hat Ihnen das verboten?«
    »Wer weiß. Vielleicht gehören Sie auch zu den Verbrechern. Da halte
ich lieber meinen Mund.«
    »Frau Szymanik! Wir sind von der Polizei. Von welchen Verbrechern
sprechen Sie?«
    »Polizei oder nicht. Das ist doch alles das gleiche Pack. Alles nur
ein Trick. Ihr steckt doch alle unter einer Decke.«
    Christoph sah sich um. »Können wir das Gespräch drinnen fortsetzen?«
    »Bei mir?« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Kommt gar nicht in
Frage. Ich setz mir doch keine Laus in den Pelz.«
    »Wir würden gern wissen, weshalb Sie so aufgebracht sind.«
    »Ich? Aufgebracht?« Sie tippte Christoph mit spitzem Finger auf die
Brust. »Das wissen Sie doch selbst. Glauben Sie, ich will noch einmal so viel
Geld bezahlen? Jede Mark muss ich mir vom Mund absparen. Da arbeitest du ein
Leben lang – für nichts. Und dann kommen noch solche Halsabschneider. Das
ist doch alles dieselbe Mischpoke. Alle. Mit uns«, jetzt zeigte sie auf sich
selbst, »den kleinen Leuten, mit denen kann man das tun.«
    »Wenn Sie uns nicht sagen, weshalb Sie so verärgert sind, können wir
Sie auch nicht verstehen.«
    »Ach, hören Sie doch bloß mit dieser Scheinheiligkeit auf. Das ist
es doch gerade. Mit Ihrem Gesäusel wollen Sie

Weitere Kostenlose Bücher