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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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haben, aber in dessen Wohnung würde er nicht eindringen können. Adrian blieb noch einmal stehen und suchte etwas in seinem Rucksack. Da war es: der Kalender des Professors. Hektisch blätterte er durch die Wochen, bis er die Seiten mit dem Adressverzeichnis gefunden hatte.
    »Nanu, Sie noch hier? Sie sehen verfroren aus.«
    Ein freundschaftlicher Klaps erreichte Adrians Schulterblatt. Es waren die beiden Kommissare, die gerade aus dem Altenheim gekommen waren.
    »Ja, ich äh, ich musste nachdenken – und Sie, sind Sie weitergekommen?«
    »Wir checken das Umfeld Ihrer Tante, ihre letzten Kontakte, ihre Post, das Übliche.«
    »Das Übliche?« Adrian sah Herrn Freund verwundert an. »Wie können Sie von ›Üblichem‹ sprechen, wenn drei alte Menschen innerhalb eines Quadratkilometers an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ermordet werden? Ich glaube nicht, dass das üblich ist!« Seine Stimme wurde schneidend, wie die Luft an diesem kalten Tag.
    »Tja, haben Sie vielleicht ein paar Hinweise, junger Mann? Dass die Morde zusammenhängen, liegt auf der Hand, nicht wahr? Hat Ihre Tante Ihnen vielleicht etwas anvertraut, was uns helfen könnte?«
    Adrian schwankte. Er musste den Polizisten sagen, was er wusste, aber noch war es zu früh. Er musste dieses Spiel noch eine Weile durchhalten! Erst musste er weitere Textstellen finden.
    Aber das schlechte Gewissen packte ihn, und so sagte er wenigstens: »Der Professor hat meine Zeitung angerufen und wegen eines Buches um ein Interview gebeten. Er und meine Tante kannten sich von früher, hatten aber keinen Kontakt mehr, obwohl«, er zeigte auf das Haus des Professors, »es ein Leichtes gewesen wäre.«
    »Warum haben Sie das nicht früher gesagt? Hat das Interview stattgefunden?« Die Kommissare überschlugen sich fast mit Fragen.
    Adrians Antworten beschwichtigten die kurzfristig etwas erregten Kommissare und so trennte man sich nach ein paar Minuten des rudimentären Austausches mit dem Versprechen auf ein baldiges, ausführliches Gespräch.
    Adrian stand noch eine Weile unentschlossen in der Kälte und entschied sich dann, noch einmal in das Altenstift zu gehen.
    An der Rezeption fragte er nach Lene Becker.
    »Wen meinen Sie?«, fragte die junge Frau am Empfang. Elke Fabian betrat gerade den Flur. »Moment, bitte«, sagte die Frau, »ich bin noch neu hier, ich frage Frau Fabian.«
    Mit dem gleichen misstrauischen Blick wie zuvor trat Elke an den Tresen, der die Besucher von der Anmeldung trennte.
    »Der Herr fragt nach einer Frau Becker.«

    »Tut mir leid, Herr Seemann, hier wohnt niemand mit diesem Namen.«

    »Aber Frau Becker ist doch …«, Adrian fasste sich wie entschuldigend an den Kopf, »ach so, sie heißt ja natürlich jetzt anders. Ich meine die Freundin meiner Tante, Frau Höfer, die frühere Frau Becker.«
    »Warum? Hat sie auch ein Buch von Ihnen?« Elke sah an Adrian vorbei und grüßte einige Personen, die zum Treppenaufgang unterwegs waren.
    »Nein, das nicht, aber ich möchte sie etwas fragen.«
    »Dann müssen Sie warten, sie kommt erst übermorgen wieder.«
    »Sie ist gar nicht hier?«
    »Nein, stellen Sie sich vor, unsere Bewohner machen auch mal Urlaub.«
    »Dann weiß sie noch gar nichts vom Tod meiner Tante?«
    Elke nahm ihren Tonfall etwas zurück.
»Ich fürchte nein.« Adrian zog Elke Fabian sanft, aber nachdrücklich hinter dem Tresen hervor, um sie außer Hörweite der jungen Angestellten zu bringen. »Sie muss es erfahren!«
    »Das wird sie, aber sie deswegen bei ihrer Tochter anzurufen, halte ich für unnötig. Die Beerdigung von Ihrer Tante wird sich wegen der Ermittlungen noch um ein paar Tage verzögern.«
    »Trotzdem, sie muss informiert werden! Sie ist möglicherweise in Gefahr!«
    »Was sagen Sie da?« Elkes Augen wurden groß.
    »Ja sehen Sie das denn nicht? Die drei Toten kannten sich. Und alle drei kannten Frau Höfer. Ist doch möglich, dass da ein Irrer unterwegs ist, der die alte Clique auslöschen will!«
    Adrian hielt den Atem an. Er musste Lene finden! Nicht nur, dass sie in Gefahr war, vermutlich hatte auch sie Post bekommen. Plötzlich zweifelte er an seiner Rolle als Einzelkämpfer und bedauerte eine Sekunde lang, dass er den Polizisten nicht die Kapitel des Buches gegeben hatte. Wurde er etwa zum Angsthasen? Nicht doch, nicht Adrian Seemann! Was ihn selber anging, so würde er sich einfach bei seinen Eltern in Dülken einquartieren und für ein paar Tage nicht in seine Wohnung gehen. Alles Wichtige hatte er dabei. Es

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