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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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ebenso überrascht wie ich.«
    »Bei einem Geneder muss man stets mit Überraschungen rechnen«, antwortete sie. »Als ich seinen Brief erhielt, bin ich sogleich nach Thax aufgebrochen.«
    »Nun werdet Ihr wohl eine Weile hier verbringen müssen«, lachte Fürst Arkon. »Ich hoffe, Ihr habt gute Berater in Ganata zurückgelassen.«
    »Meine älteste Tochter wird sich während meiner Abwesenheit um das Fürstentum kümmern«, sagte Jundala mit unüberhörbarem Stolz.
    »Eure Tochter?«, fragte Fürst Arkon erstaunt. »Ist sie nicht erst vierzehn Jahre alt?«
    »Sie ist eine Geneder«, gab Jundala zurück. »Ihr wurde alles beigebracht, was zur Führung eines Fürstentums benötigt wird.«
    Arkon lachte gutmütig auf. »Ich wünschte, ich könnte das von meinen Söhnen sagen, und die haben das dreißigste Lebensjahr längst hinter sich gelassen. Doch genug davon! Ich hoffe, Ihr habt eine angemessene Unterbringung gefunden.«
    »Ich kann nicht klagen«, erwiderte Jundala. »Der Kaiser war so freundlich, mir einige Räume im Nordflügel Thakstels zu überlassen. Er empfing mich gestern Abend zu einer kurzen Unterredung. Da er es bisher versäumt hat, Ganata einen Besuch abzustatten, hatte ich bisher keine Gelegenheit gehabt, ihn kennen zu lernen.« »Habt Ihr Euch gut mit Seiner Majestät verstanden?«, fragte Fürst Arkon.
    »Es war eine anregende Unterhaltung. Der Kaiser hat mich über die schwierige Lage in Kenntnis gesetzt, in der sich das Reich befindet - und über das Zerwürfnis des Thronrates.«
    »Tatsächlich?« Fürst Arkons Augen flackerten voller Neugier auf.
    Jundala lehnte sich zurück und strich sich die Haare aus dem Nacken. »Natürlich maße ich mir nicht an, die Gedanken des Kaisers nachvollziehen zu können; doch ganz offensichtlich erfüllen ihn die Ereignisse mit Sorge.«
    »Zweifellos«, sagte Arkon langsam, und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter. »Zum Glück belastet sich unser Kaiser nicht allzu sehr mit diesen Dingen. Ich hörte, dass der Hof heute zu seiner Zerstreuung ein Fest anlässlich des Erntetages feiert.«
    »Wie bedauerlich, dass die Mitglieder des Thronrates keine Zeit finden, an diesem Fest teilzunehmen«, fügte Jundala hinzu. »Die Fürsten Scorutar und Binhipar, denen ich meine Aufwartung machen wollte, ließen mir ausrichten, dass dringende Geschäfte ihre Zeit in Anspruch nehmen. Und auch Ihr, Fürst Arkon, scheint in Arbeit vertieft zu sein.«
    Arkon blickte angewidert auf die Schriftstücke, die sich wie die Gebirgszüge einer bizarren Landschaft auf dem Tisch erhoben. »Daran sind eben jene dringenden Geschäfte der Fürsten Scorutar und Binhipar schuld. Was Ihr hier seht, sind die Unterlagen über die Lehensgelder und Besoldungen der Ritterorden; vom Orden der Sieben Hallen des Südens über den Bund der Südsegler bis zu den Rittern der Schwarzen und der Weißen Klippen.« »Eine spannende Lektüre«, spottete Jundala. »Was hofft Ihr in diesem Zahlengewirr zu finden?« Arkons Blick verdüsterte sich. »Es gibt verschiedene Dinge, die mich stutzig machen - vor allem, was die Zahlungen an die Ritter der Klippen betrifft. Noch habe ich keinen Beweis gefunden, aber ich bin davon überzeugt, dass einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Leider verwehrt mir Fürst Binhipar den Einblick in die Archive der Ritterschaft.« Er betrachtete Jundala aufmerksam. »Der Silberne Kreis ist gespalten, und der Kaiser hat sich gegen die Fürsten Binhipar und Scorutar gestellt. Ich hoffe, Ihr seid Euch der Gefährlichkeit dieser Situation bewusst. Euer Mann traf eine weise Entscheidung, als er sich auf unsere Seite schlug. Sithar braucht in diesen stürmischen Zeiten eine starke Führung.«
    »Sicherlich werdet Ihr dafür sorgen, dass das Kaiserreich diese Führung erhält«, meinte Jundala. »In der Tat«, erwiderte Arkon. »Doch dazu bin ich auf Eure Unterstützung angewiesen. Ihr vertretet Euren Mann während seiner Abwesenheit im Thronrat. In den nächsten Wochen stehen unangenehme Entscheidungen an, und ich muss mir der ganatischen Stimme sicher sein.«
    Jundala schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »An Ganata werden Eure Pläne gewiss nicht scheitern.« »Das hoffe ich.« Arkon lehnte sich zurück. »Ich habe Eurem Mann die Wiedervereinigung von Ganata und Varona in Aussicht gestellt - ein angemessener Lohn für seine Treue - vorausgesetzt, er kehrt von seiner Reise zurück.«
    »Wenn es jemandem gelingen kann, mit den Arphatern zu verhandeln, dann ist er es«, sagte

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