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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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des Abgrunds. Zitternd blieb der Junge vor Malcorans Füßen liegen.
    »Es ist also wahr«, hörte er den Zauberer murmeln. »Meine Vermutung hat sich bestätigt! Sie haben dir die Macht gegeben, die Quellen zu durchschreiten!«
    Die Burg stand in Flammen. Lichterloh brannten die Türme und Palisaden von Andelor, gewaltige Flammen leckten an den umstehenden Baumstämmen empor. Fauchend und krachend und knallend ertönte ihr zerstörerisches Werk. Zwischen den Baumwipfeln stieg pechschwarzer Rauch auf, doch der Regen drückte ihn wieder hinab, und so war ganz Surgissa in einen ungesunden, grauen Dunst gehüllt.
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Cercinor der Unbeugsame auf die brennende Burg. Die Bewohner Surgissas hatten eine Menschenkette zum Fluss gebildet. Hastig wurden lederne Eimer von Hand zu Hand gereicht, laute Rufe tönten durch den herabströmenden Regen. Doch trotz des Wetters war der Kampf gegen das Feuer aussichtslos; die Burg war verloren. Die Brandstifter hatten ganze Arbeit geleistet.
    Im Dunst wurden die Umrisse eines Mannes erkennbar, der sich mit schnellen Schritten näherte. Es war Graman Serffa, der kathygische Ritter, der sich Cercinor unterworfen hatte. Graman wirkte erschöpft; das blonde Haar klebte ihm im unrasierten Gesicht, die Augen waren rot unterlaufen.
    Cercinor breitete erfreut die Arme aus, um den Ankömmling zu begrüßen. »Ritterchen! Wie gut, dass Ihr zurück seid! Ich hoffe, Ihr bringt gute Nachrichten aus den nördlichen Waldstädten.«
    Der Ritter nickte. »Euer Plan ist aufgegangen, Cercinor. Das ganze Rochenland hat sich Eurem Kampf angeschlossen. Arktal und Neunwasser haben bereits die kathygische Fahne von ihren Türmen genommen. In beiden Städten war kein einziger Gefolgsmann des Barons mehr zu sehen; die meisten sind geflohen oder haben sich unserer Sache verschrieben. Seit Eidrom und seine Mitstreiter sich in den Schutz des Arkwaldes zurückgezogen haben, ist jede Unterstützung für ihn zusammengebrochen.«
    Cercinor verzog abschätzig den Mund. »Dieser Feigling! Er ist dem Waffengang mit mir ausgewichen. In einem einzigen Atemzug hat er das Rochenland aufgegeben, nachdem er es so lange geknechtet hatte.« Er wies auf die brennende Burg. »Sein letzter Befehl war es, Andelor in Brand zu stecken - das stolze Andelor, Wahrzeichen des Arkwaldes. Glaubt er, die Rochenländer damit ihrer Hoffnung berauben zu können? Selbst wenn er ganz Surgissa dem Erdboden gleichgemacht hätte - die Tage seiner Herrschaft sind gezählt!«
    Graman Serffa blickte ihn zweifelnd an. »Warum hat Eidrom von Crusco Euch das Rochenland kampflos überlassen, obwohl er die Echsen auf seiner Seite weiß?«
    Cercinor lachte grimmig auf. »Vermutlich hat er den Verstand verloren! Nun marschiert sein Heer auf den Rochen zu. An die zweitausend Mann stehen unter seinem Befehl. Die eine Hälfte hat ihm Euer feiger König aus Larambroge geschickt, die andere besteht aus Rochenländern, deren Loyalität nicht lange anhalten wird. Mit diesem Heer zieht Eidrom nach Ilmora, wo seine goldeischen Verbündeten auf ihn warten.« Graman Serffa schüttelte verwirrt den Kopf. »Ihr hattet also Recht - er will den Goldei bei der Erstürmung von Oors Caundis zur Seite stehen. Welch ein Aufwand für einen Haufen verschrobener Zauberer.« »Vermutlich glaubt Eidrom, dass nach der Eroberung der Logenburg auch das Rochenland wieder an ihn fallen wird«, erwiderte Cercinor. »Doch sein Plan wird nicht auf gehen. Eidrom wird bei den Ilmora-Steinen in eine Falle geraten, so wie zuvor die Goldei! Als wir damals den Echsen auflauerten, waren wir zu schwach, um sie zu schlagen, doch wir haben sie inmitten des Waldes umzingelt. Wenn wir Baron Eidrom bis zu den Steinen vordringen lassen und den Belagerungsring schließen, ist jeder Ausbruchsversuch zum Scheitern verurteilt. Im Gegensatz zu unseren Feinden sind wir mit den Tücken des morastigen Bodens vertraut. Wir kennen die Gefahren, die zwischen den Bäumen lauern, und zwanzig Zauberer der Malkuda stehen uns zur Seite. Ilmora wird zur tödlichen Falle werden, der Eidrom nicht entrinnen kann.« Der Ritter schüttelte den Kopf. »Unterschätzt ihn nicht, Cercinor. Am Ende seid Ihr es, der in eine Falle gerät.« Wütend wandte Cercinor sich ab. »Was versteht schon ein Larambroger Geck von den Gesetzen des Arkwaldes! Ihr wäret besser als Speichellecker an der Seite Eures Königs geblieben, anstatt Euch aus Angst vor den Goldei in die Hosen zu machen!«
    Graman Serffa

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