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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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hinterher. Am Ende der Höhle tat sich ein Schacht im Boden auf. Er führte schräg in die Tiefe. Schroffes Gestein zirkelte seinen Rand ab, scharfkantig wie die Zähne eines Untiers. In den Stein getriebene Eisenhaken bildeten den Abstieg in den Schacht.
    »Das kann nicht dein Ernst sein, Malcoran«, rief Naikaya entsetzt. »Du darfst den Jungen nicht dorthin mitnehmen!«
    »Lass mich nur machen«, beruhigte Malcoran sie. »Ich werde dafür sorgen, dass ihm nichts geschieht.« Er blickte Laghanos eindringlich an. »Gib nur Acht, dass du dicht bei mir bleibst. Wenn du Gefahr spürst, halte dich an mir fest. In meiner Nähe kann dir nichts zustoßen!« Ohne ein weiteres Wort schwang er das Bein über den Rand des Schachtes, und ächzend schob er sich hinunter.
    Laghanos starrte angewidert in den Schacht.
Ich will nicht hinunter; ich will nicht wieder in eine Finsternis schreiten, ohne zu wissen, wohin sie mich führt.
Verunsichert sah er sich nach Naikaya um.
    Die Zauberin beugte sich zu ihm herab. »Ich weiß nicht, was Malcoran damit bezwecken will«, flüsterte sie. »Doch du musst ihm vertrauen. Er ist der Einzige, der dich von der Maske befreien kann.« Sie strich ihm über das Haar. »Gib auf dich Acht!«
    Laghanos nickte. Dann setzte er den Fuß auf den obersten Eisenhaken und folgte Malcoran, dessen Schnaufen aus dem Schacht zu ihm empordrang.
    Das Innere des Schachtes war von einem grünen Leuchten erfüllt, das in unregelmäßigen Abständen pulsierte. Es war von ähnlicher Beschaffenheit wie das Licht, das in den übrigen Höhlen von Oors Caundis vorherrschte - ein unwirkliches Licht, das keine Schatten warf.
    »Gib mir deine Hand«, hörte er Malcorans Stimme. Zögernd kam Laghanos der Aufforderung nach. Der Zauberer zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu sich herab. Beinahe wäre Laghanos auf dem Schlick ausgerutscht, der den Höhlengrund besetzte; ein Moosbewuchs, der im grünen Licht wie ein öliger Wasserfilm wirkte. Laghanos erinnerte sich an den Traum, der ihn während der Gefangenschaft bei den Goldei heimgesucht hatte - sein Betreten jener fremden Gegenwelt, das Einsinken seines nackten Körpers in die zähe, schwarze Substanz, die den Grund dieser Welt bedeckt hatte. Dort unten in der Tiefe hatte der Gehäutete auf ihn gewartet, mordgierig, hasserfüllt, beseelt von dem Wunsch, ihn zu zerreißen. Aquazzans Worte kamen ihm in den Sinn.
Wirst bald hierher zurückkehren. Dann werde ich dir unsere Welt zeigen; wirst lernen, deine Augen für die Dinge zu öffnen, die du noch nicht sehen kannst; wirst lernen, dich von Drafurs Atem tragen zu lassen, damit du an Orte gelangst, die deine Füße nicht erreichen können.
    »Hörst du das, Junge?«, flüsterte Malcoran ihm ins Ohr. »Sei ganz still und spitz die Ohren!« Laghanos lauschte. Er vernahm ein leises Kichern, hoch und schrill. Es kam aus unbestimmbarer Richtung. Verunsichert blickte er sich um. Der Schacht hatte sie in einen gewundenen Höhlengang geführt. Die Wände waren rau und standen schräg, die Decke war niedrig und mit Kalkzapfen besetzt.
    Eine Berührung an der Schulter ließ Laghanos zusammenzucken. Ein Stein, kaum kieselgroß, hatte ihn getroffen und fiel ihm vor die Füße. Dort - ein zweiter Stein zischte dicht an seinem Kopf vorbei!
    »Es sind Bosnickel«, stieß Malcoran grimmig hervor, »ein freches Koboldpack, unnützes Gelichter, eine Bande kleiner Strolche, Tunichtgute und Taugenichtse!« Fluchend hob er die Hand vor die Stirn, als ein Kiesel seine Wange streifte. »Es ist ihre größte Freude, uns Zauberer zu ärgern und zu malträtieren. Wenn ich einen dieser Lumpen erwische, wird ihm das Lachen vergehen!« Malcoran drohte dem verborgenen Steinewerfer mit der Faust. Als Antwort schallte ein hämisches Gelächter aus der Tiefe der Höhle.
    »Was tun sie hier unter dem Berg?«, fragte Laghanos.
    »Die Magie der Quelle zieht sie an«, erklärte der Logenmeister. »Selten wagen sie sich aus ihren Verstecken meist, um Unfug anzurichten. Doch letzten Endes sind sie harmlos und entsetzlich feige.« Malcoran machte einen jähen Satz nach vorne, breitete die Arme aus und stieß ein lautes Gebrüll aus. Der Hall verstärkte es zu einem ohrenbetäubenden Donnern. Noch während es verklang, waren aus allen Winkeln der Höhle gellende Schreie zu hören, begleitet von dem Tapsen kleiner Füße. Laghanos sah schattenhafte Gestalten an sich vorbeiflitzen; handspannen-große, wild behaarte Wichte, die nun in die hintersten Winkel der Höhle

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