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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Laghanos wirkte es unnahbar, und zum ersten Mal ängstigte ihn die imposante Statur des Zauberers. »Ist es zu viel verlangt, den Jungen anzuhören? Wie hirnrissig musst du sein, Bruder Flanon, wenn du verkennst, wie bedeutsam sein Bericht für uns ist.«
    »Oh, bedeutsam ohne Zweifel«, antwortete der hagere Zauberer. »Warum sonst hast du den Jungen nach Oors Caundis geholt? Warum sonst hast du ihn - ohne unser Wissen - zum Herz der Quelle mitgenommen?« Ein empörtes Raunen ging durch die Reihen der Zauberer. »Das, Malcoran, verlangt nach einer Erklärung!« Wuchtige Gesten begleiteten die Worte des Mannes. Die weiten Ärmel seines grünen Gewandes tanzten durch die Luft wie die Schwingen eines aufgeschreckten Vogels. Laghanos fragte sich insgeheim, welch unseliger Tradition die Malkuda wohl ihre Gewandung verdankte.
    »Mach dich nicht lächerlich, Bruder Flanon«, meldete sich Naikaya zu Wort. »Du siehst die Antwort auf deine Fragen in dem Gesicht des Jungen oder bist du blind geworden über deinen Büchern?«
    Flanon trat einen Schritt vor. Angewidert zeigte er auf Laghanos. »Ich sehe die böswillige Entstellung eines armen Kindes. Ich sehe ein grässliches, aus Gold gefertigtes Folterwerkzeug. Nennt man Gold nicht das unreine Metall? Das Metall der Formbarkeit und des Trugs? Wir alle wissen, welch großen Schaden es anrichten kann.« »Willst du mich belehren?«, polterte Malcoran. »Denke an Durta Slargins Schriften, in denen steht, dass Gold die Magie besser zu lenken vermag als das Silber.«
    Flanon lächelte. »Doch Durta Slargin warnte uns, dass die Macht des Goldes zu wild und unberechenbar sei, als dass ein Zauberer dieses Metall zur Formung der Magie anwenden dürfe.«
    »Umso gefährlicher ist diese Maske«, ereiferte sich der kleinwüchsige Zauberer. »Wir wissen nichts von ihrer Macht. Wer vermag abzuschätzen, welch üble Zauberei die Echsen in sie gebunden haben? Du hättest den Jungen nicht nach Oors Caundis bringen dürfen!«
    Malcoran schüttelte entnervt den Kopf. »Was für einen feigen Haufen habe ich hier um mich versammelt. Laghanos wurde dank eines glücklichen Zufalls aus der Gefangenschaft der Goldei befreit. Dass er den Weg nach Oors Caundis fand, mag sich als unsere Rettung herausstellen.« Er schritt auf Laghanos zu und legte seine Hand um die Schultern des Jungen. »Als ich ihn zur Quelle mitnahm, sah ich mit eigenen Augen, wie er sie bändigte - ohne jede Hilfe, ohne den Schutz von Silberstelen oder Blutkerzen. Er beherrschte sie besser als jeder aus unserem Zirkel, und die Quelle war nicht in der Lage, ihm ein Leid anzutun, obwohl er ein Fremder ist und ein Kind.« Die Augen der Zauberer ruhten ungläubig auf Laghanos. »Die Maske schützt ihn vor den magischen Strömen. Dies kann nur eines bedeuten: Er ist in der Lage, die Quellen zu durchschreiten.« »Unsinn!«, rief Flanon. »Nur Durta Slargin besaß diese Fähigkeit, niemand vor und niemand nach ihm.« Laghanos richtete den Blick zu Boden. »Der Rotgeschuppte gab mir die Maske, um mich vor der Quelle von Larambroge zu schützen. Er sagte, dass sie mich sonst zerreißen würde.«
    Malcoran nickte zustimmend. »Die Quelle von Larambroge - wir nennen sie die Träne des Nordens - wurde von den Goldei aus ihren Grenzen befreit. Es ist bekannt, welch vernichtende Kraft einer entfesselten Quelle innewohnt. Sie wird jeden, der aus ihr geschöpft hat, in der magischen Sphäre aufspüren und an ihm Rache nehmen. Die Maske bewahrt Laghanos vor diesem Schicksal. Solange er sie trägt, kann die Träne des Nordens ihm nichts anhaben.«
    Dann verdanke ich der Maske mein Leben,
dachte Laghanos. Der Gedanke verwirrte ihn. Sorturos Worte kamen ihm in den Sinn.
Die Träne des Nordens ist frei; sie folgt ihrem eigenen Willen. Es ist gefährlich, ihre Kraft zu benutzen; denn sie wird dich wiedererkennen als Mitglied der Universität, als einen derjenigen, der von ihr zehrte.
    »Sie beschützt ihn«, fuhr Malcoran fort, »und ermöglicht es ihm gleichzeitig, die Welt zu betreten, aus der die Goldei zu uns kamen. Ihr habt seine Worte gehört! Sie bestätigen all unsere Vermutungen.« Er blickte in die Runde der Zauberer. »Wir ahnten, dass die Goldei durch einen Riss in der Sphäre drangen; doch woher sie kamen und um welche Wesen es sich handelt, blieb uns ein Rätsel. Nun eröffnet uns der Bericht des Jungen die Wahrheit.« Er wandte sich wieder Laghanos zu. »Als der Rotgeschuppte dich in seine Welt mitnahm, erschien er dir dort in

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