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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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unserem Heer den Glauben an den falschen Gott Tathril predigen? Wer sagt uns, dass sich Eure Soldaten nicht von einem Augenblick auf den anderen gegen uns wenden? Wer könnte für Arphats Sicherheit garantieren? Ach, ich will nichts mehr davon hören.« Sie wandte sich von ihm ab. »Kommt, ich werde Euch die oberste Stufe der Pyramide zeigen! Nur von dort oben könnt Ihr die ganze Pracht von Aru'Amaneth ermessen.«
    »Ich kann Euch eine Garantie für Arphats Sicherheit geben«, sagte Baniter mit fester Stimme, »die beste, die Ihr Euch vorstellen könnt.«
    Sie drehte sich ungeduldig um. »So? Woran denkt Ihr, Luchs von Ganata?«
    Baniter zögerte. »Es wird Euch zunächst absurd erscheinen. Ihr werdet mich auslachen oder Euch voller Wut gegen mich wenden. Ich bin mir nicht sicher, ob …« Er hielt inne. »Nein, vielleicht ist es besser, wenn ich schweige. Vergesst es, meine Königin.«
    Ihre braunen Augen waren voller Misstrauen. »Sagt es mir!«, forderte sie. »Ich befehle es Euch.«
Hervorragend! Die Neugier hat sie gepackt.
Verschwörerisch beugte sich Baniter zu Inthara herab. Seine Hand teilte das Haar über ihrem Ohr, und leise flüsterte er ihr jene Worte zu, die selbst ihm zu gewagt schienen, als dass er sie laut aussprechen konnte.
    Als er geendet hatte, wich Inthara fassungslos zurück. »Das ist nicht Euer Ernst!« Ein Lachen schüttelte sie. »Das ist - unglaublich! Ihr seid irrsinnig, verrückt!« Sie presste die Hand vor den Mund.
    »Denkt in Ruhe darüber nach, bevor Ihr mich verlacht«, beschwor Baniter sie. »Besprecht es mit Euren Priestern, mit Euren engsten Vertrauten - und bald werdet Ihr sehen, dass es gerade deshalb möglich ist, weil es undenkbar scheint.«
    »Undenkbar, in der Tat!«, stieß sie hervor. »Dass Euer Kaiser mir ein solches Angebot unterbreitet, ist unglaublich!«
    Ich fürchte, weder der Silberne Kreis noch Akendor haben die leiseste Ahnung davon, süße Inthara,
dachte Baniter.
Selbst vor Arkon Fhonsa und Perjan Lomis habe ich diesen Teil meines Plans geheim gehalten. Noch ist die Zeit nicht reif… doch wenn ich erst deine Zustimmung habe, wird auch der Thronrat sich nicht mehr verweigern können.
»Ich weiß, wie gewagt es Euch erscheinen muss. Doch bedenkt, was Ihr dadurch gewinnt! Nicht nur, dass sich auf diese Weise ein starkes Bündnis gegen die Echsen schmieden lässt, auch für die Zukunft wird der Frieden zwischen unseren Völkern gesichert sein. Wenn Ihr den Mut aufbringt und das Angebot annehmt, wird dies der Feindschaft zwischen Arphat und Sithar ein Ende bereiten.«
    Inthara schüttelte den Kopf. »Glaubt Ihr allen Ernstes, ich könnte in diesen Wahnsinn einwilligen? Ich würde die Götter gegen mich aufbringen und mir ihren ewigen Zorn zuziehen. Ich warne Euch, Luchs von Ganata - treibt es nicht zu weit!«
    Oh, für den Anfang will ich mich begnügen.
»Denkt in aller Ruhe über mein Angebot nach. Ihr allein wisst, was für Arphat das Beste ist: sich in einen vernichtenden Krieg mit den Echsen zu stürzen oder ein neues Kapitel in den Geschichtsbüchern aufzuschlagen.« Zufrieden beobachtete er, wie Inthara den Blick zu Boden warf, sich zögernd über die Oberarme strich und mit den weißen Zähnen an ihrer Unterlippe nagte.
Sie denkt ernsthaft über mein Angebot nach; das ist Erfolg genug. Bald wird sie begreifen, welche Macht ich ihr anbiete. Dann wird die Gier sie packen.
Ein seltsames Hochgefühl stieg in ihm auf.
So viele Zweifel hatte ich; nun scheint mein Plan tatsächlich aufzugehen. Es wird Zeit, dass ich mich dem letzten Problem zuwende, das noch im Wege steht.
Er beschloss, noch heute einen Brief an Jundala zu verfassen. Sie musste erfahren, welch erstaunliche Entwicklungen sich in Praa abzeichneten.

KAPITEL 14 - Rebellion
    Wir wollen ihn sehen!« Die Augen des jungen Mannes funkelten, als er seine Forderung vorbrachte. »Wir werden nicht länger warten! Er soll sich uns endlich zeigen.«
    Lautstarker Beifall brandete in der Menge auf. In den zustimmenden Rufen lag etwas Aggressives, ein reizbarer Unterton, der nach Wut klang und nach Wahn und nach Gewalt. Die Menschen, die sich vor dem Tempel zum Silbernen Mund Tathrils versammelt hatten, waren zu allem bereit, das sah man ihnen an: die Münder zornig aufgerissen, die Augen beseelt von fanatischem Eifer. Es waren junge Gesichter; wenige der Aufständischen waren älter als dreißig, die meisten deutlich darunter: Handwerksburschen, Eleven der thaxanischen Handelsakademie, Töchter und Söhne aus

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