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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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gebildet hatten, hoben drohend die Schwerter. Wütende Schreie gellten aus der Menge, doch Drun hob die Hand. Er musterte Bars Balicor kalt. »Ihr seid ein übler Dämon, Erzprior - ich sehe es in Euren Augen! Ihr habt Tathril verraten und solltet Euch hüten, seinen Namen in den Mund zu nehmen. Ich habe mit eigenen Augen die Zeichen gesehen, die Tathril uns offenbarte. Er hat uns einen Retter gesandt; einen Retter, der uns vor den Echsen beschützen wird.« Zustimmende Rufe wurden laut. »Einen Retter, der keine Furcht kennt und den weder Feuer noch Stahl verletzen können. Ich sah mit eigenen Augen, wie er dem Feuer trotzte, wie er das Untier in den Tod riss und selbst von den Flammen verschont wurde.«
    »Es war die Macht der Kirche, die diesen Priester beschützte«, behauptete Bars Balicor. »Doch was versuche ich einem Gottlosen die Macht der Kirche nahe zu bringen? Ich verschwende hier nur meine Zeit.« »Ihr verschwendet unser aller Zeit«, stieß Drun hervor. »Wir werden nicht eher gehen, bis Ihr den Auserkorenen freigelassen habt.«
    »Dann richtet euch auf ein langes Warten ein«, höhnte Bars Balicor. »Der junge Nhordukael, den ihr sucht, befindet sich nicht im Tempel zum Silbernen Mund Tathrils. Er ist an einem sicheren Ort, wo er vor euch Wirrköpfen geschützt ist.«
    Drun ballte die Fäuste. »Wo? Sagt es mir! Sagt es mir, Dämon!« Er machte einen Schritt auf den Erzprior zu, bis Ashnadas Hand ihn aufhielt. Die blonde Kriegerin schob ihn mit sanftem Druck zurück.
    »Beherrsche dich!«, ermahnte sie ihn.
    »Wir haben genug von Euren Lügen«, brüllte Drun, und seine Faust flog gen Himmel. »Wenn Ihr uns nicht freiwillig in den Tempel lassen wollt, werden wir uns den Weg erkämpfen!« Wie von Sinnen gellte seine Stimme über den Platz, »TATHRIL! TATHRIL!«, und aus unzähligen Mündern wurde der Ruf aufgenommen. Ashnada drängte sich an Balicors Seite. »Wir sollten uns zurückziehen, Erzprior«, flüsterte sie. »Sie haben schon einmal versucht, den Tempel zu stürmen.«
    »Diese Wahnsinnigen!« Bars Balicors Stimme zitterte vor Entrüstung. Er beobachtete, wie Drun sich seinen Weg durch die Reihen der Tempelritter bahnte, um sich an die Spitze der Weißstirne zu stellen. Schon drängten die Aufständischen voran, die Fäuste erhoben; immer lauter wurden ihre Schreie, »TAAAATHRIL … TAAAATHRIL«, ein obszöner Schlachtruf. Ein Tempelritter hob schützend seinen Schild, als ein Stein aus der Menge auf ihn niederging. Mit einem dumpfen Laut prallte er von dem Holzschild ab. Dieser Laut stachelte die Jugendlichen nur noch weiter auf, und schon flog ein zweiter, ein dritter Stein.
    »Wir müssen in den Tempel zurück!«, zischte Ashnada.
    Balicor gab den Rittern ein Zeichen. Sie zückten ihre Schwerter, und mit lauten Rufen drängten sie die Weißstirne zurück. Wut brandete in der Menge auf, und als Balicor an Ashnadas Seite im Inneren des Tempels verschwand, gellte der erste Todesschrei.
    »Sie sollen sehen, was es bedeutet, den heiligen Tempel zu entweihen«, stieß Balicor hervor, als das Tor sich hinter ihnen schloss. Er winkte einen der Tempelritter zu sich. »Deckt sie mit Pfeilen ein, bis der Platz vor dem Tempel mit Leichen gepflastert ist! Keine Gnade heute!«
    Der Tempelritter erblasste. »Eure Heiligkeit - ist das unbedingt nötig? Ein solches Massaker vor Tathrils Augen … es sind verblendete Kinder! Habt Mitleid!«
    Balicor lachte auf. »Hört Ihr, was sie rufen? Sie brüllen Tathrils Namen, während sie seinen Tempel niederreißen! Diese Gotteslästerei muss ein Ende haben.«
    Der Ritter senkte den Blick. »Ich flehe Euch an, Erzprior, zwingt die Tempelritter nicht zu dieser Grausamkeit. Es besteht die Gefahr …«, er suchte nach Worten, »… nun, es gibt auch in unseren Reihen einige, die Eure Ansicht über das Wunder nicht teilen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Balicors Stimme war scharf wie Stahl.
    »Manche halten es für durchaus möglich, dass die Forderungen der Weißstirne berechtigt sind. Einige der Ritter fragen sich, ob der junge Nhordukael nicht tatsächlich von Tathril auserkoren wurde. Erzprior, er wurde vor den Augen tausender mit kochender Bronze Übergossen und überlebte, während das Ungeheuer an seiner Seite …«
    »Ich möchte nichts mehr davon hören!«, bellte der Priester und warf die grauen Haare zurück. »Erfülle deine Pflicht und sorge dafür, dass dieses Geschwätz in meinem Tempel aufhört.« Wütend wandte er sich ab und schritt weiter. Ashnada

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