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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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folgte ihm.
    »Wie eine Seuche greift der Irrsinn um sich«, stieß Balicor hervor, als der Ritter außer Hörweite war. »Zehn Priester haben schon ihre Kutten abgelegt und sich den Weißstirnen angeschlossen. Auch unter den Novizen brodelt es. Wenn dieser Aufstand weitergeht, mündet er in eine Katastrophe.« Er blieb ruckartig stehen, und seine Augen wanderten zu Ashnada herüber. »Bin ich nur von Verrätern und Wahnsinnigen umgeben?«
Den Wahnsinn habt Ihr selbst heraufbeschworen,
dachte Ashnada. Sie warf einen Blick auf ihre rechte Hand. Sie war inzwischen gut verheilt; schon konnte sie wieder ohne Schmerzen das Schwert führen. Doch die Verbrennung hatte die Haut für immer gezeichnet; sie war rosig und dünn wie die Haut eines Kindes, durchwirkt von weißen Flecken. Voller Grauen dachte Ashnada an den Mann, der ihr dies angetan hatte - der Zauberer, durch dessen Leib sie ihr Schwert gestoßen hatte.
Er wollte nicht sterben … ich konnte ihn nicht töten, bei allen Göttern!
    Er war nun stets in Balicors Nähe. Seit dem Tag, an dem Ashnada von ihrer Verletzung genesen und an Balicors Seite zurückgekehrt war, musste sie mit ansehen, wie der Erzprior mehr und mehr unter den Einfluss des Fremden geriet. Rumos Rokariac nannte er sich. Balicor hatte ihm die weiße Priesterrobe angelegt, und ebenso den fünf anderen Troubliniern, die Rumos wie ein Schwärm Fliegen umgaben. Ashnada wusste, dass der Erzprior damit gegen das Kirchengesetz verstoßen hatte. Nur der Hohepriester konnte Personen, die nicht das Noviziat durchlaufen hatten, in den Priesterstand erheben. Doch der Hohepriester war seit Wochen nicht im Tempel gesehen worden; vermutlich wusste Magro Fargh nichts von der Priesterweihe der fünf Troublinier.
    Seit Rumos an Balicors Seite getreten war, hatte sich die Stimmung im Tempel gegen den Erzprior gewandt. Schon immer war Bars Balicor in der Priesterschaft umstritten gewesen, doch selten war die Ablehnung so offen zu Tage getreten. Gegen die neuesten Verfügungen des Erzpriors hatten einige Priester lautstark Protest geübt. So hatte Balicor die Weihungshalle sperren lassen, in der sich das Heiligtum des Tempels befand, die Säule des Lichts. Niemand außer Balicor und Rumos durfte die Halle noch betreten -ein unglaublicher Vorgang! Der Erzprior hatte zudem eine Reihe von Kultgegenständen beschlagnahmt, die sonst dem Hohepriester vorbehalten waren; den silbernen Tathrilsbecher, das Medaillon der Erleuchtung, das Segnungsöl, mit dem die Schwerter geweiht wurden. Es hieß, dass Balicor in der Weihungshalle Rituale abhielt, die sonst in Magro Farghs Verantwortung lagen. Es war kaum verwunderlich, dass Mitglieder der Priesterschaft Balicor bezichtigten, gegen das Tempelgesetz zu verstoßen und den Zorn Tathrils heraufzubeschwören.
    »Feiglinge und Verräter, wohin ich auch blicke«, zischte Balicor. »Wem kann ich noch trauen? Etwa dir, Ashnada?« Er starrte sie lauernd an.
    »Ich habe mein Bestes getan, seit ich in Euren Diensten bin«, erwiderte Ashnada. »Wenn Ihr unzufrieden seid, entbindet mich von dem Schwur, den ich Euch geleistet habe, und schickt mich fort.«
    »Das hättest du wohl gern!« Er ließ ein böses Kichern vernehmen. »Ich soll dich gehen lassen, damit du an einem anderen Ort dein Mordhandwerk wieder aufnimmst! O nein, noch ist deine Schuld nicht abgetragen. So lange ich Erzprior bin, wirst du mir dienen. Und dann, Ashnada, werde ich mir überlegen, wie ich mit dir zu verfahren habe.«
    Ihre Augen funkelten. »Ihr habt versprochen, mich gehen zu lassen, sobald Ihr Hohepriester geworden seid.« Sein Mund nahm einen spöttischen Ausdruck an. »Ein Versprechen gegenüber einer Mörderin - soll ich mich daran gebunden fühlen? Dass ich dein Leben geschont habe, ist Dank genug.« Er lachte auf. »Vielleicht werde ich dich tatsächlich gehen lassen … oder dich zurück in den Kerker stecken. Es kommt allein auf dich an, Ashnada. Die nächsten Tage und Wochen werden große Gefahren mit sich bringen; ich muss mich auf dein Schwert verlassen können.« Er packte sie am Ellenbogen und zog sie zu sich heran, sodass sie seinen sauren Atem riechen konnte. »Rumos denkt, er habe vollkommene Macht über mich gewonnen. Er glaubt, mich als Werkzeug benutzen zu können, um sich so die Tathril-Kirche Untertan zu machen. Er wird sich noch wundern! Er begeht denselben Fehler, den er schon einmal tat: mich zu unterschätzen.«
    Ashnada blickte den Prior angewidert an.
Er hat Angst; er fürchtet Rumos

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