Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
Zeichnung wieder finde.« Verblüfft betrachtete sie die Skizze in Cladimors Buch - die exakte Abbildung der goldenen Maske, die Laghanos trug. Die Linien auf dem Papier entsprachen den Speichen, die sich über den Mund, die Stirn und die Wangen des Kindes spannten. Feine Striche deuteten die Drähte an, mit der die Maske in Laghanos' Gesicht verankert war. »Es ist also wahr«, murmelte Naikaya entsetzt. »Das Geheimnis der Maske reicht in die Zeit zurück, als Durta Slargin die Quellen bezwang.« Erschüttert schob sie das Buch zur Seite. »Malcoran muss davon erfahren! Er muss das Ritual abbrechen. Er muss Laghanos die Maske abnehmen -sofort!«
    Hastig erhob sich die Zauberin und eilte zur Tür. Das Brennen in ihrem Hals wurde stärker, als sie durch den abschüssigen Gang zur Haupthalle rannte, und sie befiel die jähe Furcht, zu spät zu kommen. Doch sie schob diesen Gedanken von sich, und so hallten ihre schnellen Schritte durch die dunklen Gänge von Oors Caundis. Und wieder war die Stimme in ihm, körperlos und fremd; sie ließ Laghanos erstarren. Atemlos lauschte er ihren Worten.
    ›Welch ein Wunder‹, wisperte die Stimme. ›Du hast großen Mut bewiesen! ‹ Fast schien es Laghanos, als klänge Stolz in den Worten mit. ›Wusste immer, dass du die Träne des Nordens überwinden kannst. ‹ Laghanos blickte sich verzweifelt um. Inmitten der Wogen von Drafurs Hauch erkannte er die Konturen des Wesens, das zu ihm sprach; sah den weißen Nebel, der sich aus den Strömen des Hauchs hervorschälte. ›Aquazzan!‹, schrie Laghanos auf. Er versuchte zurückzuweichen; doch hier gab es kein Zurück, in einer Welt ohne Richtung. Er konnte ihnen nicht entfliehen, den unerbittlichen Augen des Rotgeschuppten. ›Hast dir die Maske rasch zu Eigen gemacht, hörte er den Scaduif flüstern, ›sie angenommen und ihre Macht genutzt. Hast mit ihrer Hilfe den Zorn der Quelle gebändigt und die Fesseln der Malkuda abgeschüttelt! ‹ Die weiße, kühle Hand der Nebelgestalt strich zärtlich über sein Gesicht. ›Warst mir ein guter Schüler, Laghanos. ‹ Laghanos schrie auf. ›Wie hast du mich gefunden? Ich dachte …‹ Er hielt inne.
Hat Malcoran mich belogen? Hat er nicht versprochen, dass ich vor den Goldei sicher bin? Dass niemand den Pfad nach Oors Caundis kennt?
    ›Armer Laghanos‹, raunte der Goldei. ›Hast tatsächlich geglaubt, mich vertreiben zu können. Sagte ich dir nicht, dass ich an deiner Seite bleibe, wohin du auch gehst?‹
    Laghanos gab keine Antwort. Malcorans Worte kamen ihm in den Sinn, Malcorans verlogene Worte.
Die Goldei werden schon daran scheitern, den Weg nach Oors Caundis zu entdecken! Diese Höhlen kann man nur finden, wenn sie gefunden werden wollen.
Er sah Malcorans feistes Gesicht vor sich, die glänzenden Lippen, die kugelrunden Augen, die voller Überzeugung schienen.
Nichts wusstest du, Malcoran!
    ›Malcoran trifft keine Schuld‹, flüsterte Aquazzan. ›Der Weg nach Oors Caundis war uns verborgen, wir suchten ihn vergebens.‹ Die schwarzen Augen starrten Laghanos abwartend an. ›Haben ihn allein durch dich gefunden; du hast ihn uns gezeigt und uns nach Oors Caundis geführte Laghanos' Kehle schien sich zusammenzuschnüren. ›Was? Ich habe … ‹ Er starrte den Scaduif entsetzt an. Die nebelhafte Gestalt des Goldei wirbelte über ihn hinweg. ›Die Maske, Laghanos! Dank ihr kannst du die Sphäre durchschreiten, doch sie fesselt dich an uns. Du wirst immer einer der unseren sein. Es ist, wie Drafur uns versprach: Durch dich fällt Oors Caundis, durch dich fällt der letzte Wall, der uns hält.‹
    Das ist nicht wahr! Das kann nicht wahr sein!
Laghanos presste die Hände an sein Gesicht. Er spürte die Maske - ihre böse Präsenz, ihre tückische Magie.
Es darf nicht wahr sein!
    Der Hauch schleuderte die schimmernde Gestalt des Goldei von ihm fort. Aquazzans Stimme war nur noch als ein Summen zu vernehmen, das in den goldenen Drähten der Maske sang, ein feines Vibrieren, das sich in seine Haut schnitt: ›Wir kommen bald zu dir, sind bald bei dir, Laghanos! Kämpfst bald an unserer Seite, wirst schon sehen.‹
    Laghanos schloss die Augen.
Malcoran,
schoss es ihm durch den Kopf,
Naikaya … ich muss sie warnen,
der Hauch drohte seine Gedanken zu zerreißen,
ich muss sie warnen,
und da war wieder der unerträgliche Gestank, der ihn umschloss; der zähe Schlamm, der an seinem Leib emporkroch und sich wie eine ölige Haut um ihn legte,
ICH MUSS SIE WARNEN
    Sie stolperte durch den

Weitere Kostenlose Bücher