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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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setzte einen Schritt zurück. Laghanos lachte erneut auf. Er versuchte sich zu erheben, doch seine Beine gehorchten ihm nicht, und so rutschte er von dem Sockel herab und blieb am Rand der Schlucht liegen.
    »Dann hast du die ganze Zeit zu ihnen gehört!«, stieß Naikaya hervor. »Sie haben dich nach Oors Caundis geschickt, um uns zu vernichten!«
    Laghanos gab keine Antwort. Doch die Maske in seinem Gesicht begann sich zu bewegen. Eines der Pendel richtete sich auf, schlug wie ein zuckender Stachel in Naikayas Richtung aus.
    Angewidert starrte die Zauberin den Jungen an. Dann, ohne zu zögern, packte sie seine dürren Schultern, und mit einem wütenden Schrei stieß sie Laghanos über den Rand der Schlucht. Lautlos verschwand der Körper des Kindes im wabernden Nebel.
    Naikaya wandte sich um und rannte. Der grausige Gesang der Quelle dröhnte in ihren Ohren. Fort … fort, von hier! Sie hatte Mühe, auf dem glatten Boden nicht auszurutschen. Dort, der Gang; sie stürzte sich in die rettende Öffnung. »Sie sind tot«, brüllte sie verzweifelt, und ihre Stimme drohte sich zu überschlagen, »sie sind alle tot! Sie sind alle …«
    Ihre Stimme setzte aus, als sie das Wesen erblickte. Es hockte an der Biegung des Ganges und krallte sich mit pechschwarzen Klauen an dem Gestein fest. Sein Kopf fuhr zu Naikaya herum, als es ihre Schritte vernahm; feine Blutstropfen lösten sich von seinem Maul und klatschten vor ihr auf den Boden. Mit einem knirschenden Laut öffneten sich die goldglimmenden Kiefer, und ein gieriges Kreischen erklang. Und hinter ihm schoben sich fremdartige Gestalten aus dem Gang; ein Dutzend, zwei Dutzend Goldei. Ihre Krallen scharrten auf dem Gestein, ihre goldenen Schwerter und Rüstungen funkelten im Licht. »Drafur«, so zischten sie, und die Quelle begrüßte sie mit einem hellen Gesang in den Höhlen von Oors Caundis, die ihnen so lange verschlossen gewesen waren. Der Angriff erfolgte beim Anbruch der Dämmerung, als das schwindende Licht die Konturen des Arkwaldes verwischte. Lautlos brach Cercinors Heer aus dem Dunkel des Waldes hervor, Säbel und Speere gezückt. Ohne Gegenwehr stürmten sie die Schutzwälle, die Baron Eidrom um sein Lager errichtet hatte, und mit siegessicherem Schrei stießen sie zum Steinkreis von Ilmora vor, wo sich ihre Feinde verschanzt hielten. Eine halbe Stunde später war der Kampf vorbei - der Kampf, der keiner gewesen war, der nicht stattgefunden hatte. Als Cercinor in die Mitte des Steinkreises trat, herrschte betretenes Schweigen in den Reihen der Rochenländer. Verunsichert starrten sie auf ihren Anführer, dessen Gesicht im unsteten Fackelschein aufleuchtete.
    Langsam schritt Cercinor zu einem der Steine, die aus dem schlammigen Erdreich aufragten. Vorsichtig strich er mit der Hand über die glatte Oberfläche. Dann blickte er Graman Serffa an, der im Kreis der übrigen Gefolgsleute wartete.
    »Habt Ihr das Gebiet gründlich abgesucht?«, fragte Cercinor.
    Der Kathyger nickte. »Es ist niemand hier, keine Menschenseele.«
    »Seid Ihr Euch sicher?« Cercinor rieb sich die Stirn, als ob ein übler Schmerz ihn plagte. »Verflucht, seid Ihr Euch ganz sicher?«
    Graman Serffa trat einen Schritt nach vorne. »Ich kann es mir selbst nicht erklären. Eidroms Heer hat sich in Luft aufgelöst. Auch von den Goldei fehlt jede Spur. Es ist niemand hier, niemand!«
    Ungläubig wandte sich Cercinor den grün gewandeten Zauberern zu, die ihm die Malkuda geschickt hatte. »Was, in aller Welt, ist hier geschehen? Wie kann ein ganzes Heer von einem Augenblick auf den anderen verschwinden, einfach so? Antwortet mir!«
    Die Zauberer wechselten verunsicherte Blicke. Schließlich erwiderte einer von ihnen kleinlaut: »Wir sind ebenso ratlos wie Ihr, Cercinor. Uns ist kein Ritual bekannt, das eine so große Anzahl von Menschen entrücken kann. Wir stehen vor einem Rätsel.«
    »Es ist, wie Eidrom gesagt hat«, sagte Graman Serffa leise. »Er verkündete in Surgissa, dass er sein Heer auf einen glorreichen Feldzug jenseits des Rochens führen werde. Wohin er auch immer gegangen ist - seine Krieger sind ihm gefolgt, und wir sind dagegen machtlos.«
    »Verflucht!«, schrie Cercinor. »Wir waren dicht davor, Eidrom für seine Untaten zur Rechenschaft zu ziehen!« Er ballte die Fäuste. »Und Duane? Habt Ihr sie nirgends gefunden?« Erschöpft ließ er sich auf dem Stein nieder. »Hätte ich Eidroms Heer heute bei Ilmora vernichtet, wäre sein Name endgültig aus den Geschichtsbüchern

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