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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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das Chaos ausgebrochen. Nun gibt es plötzlich zwei Hohepriester in Sithar, und das Volk lässt keinen Zweifel, welchem der beiden seine Sympathie gilt.«
    Seit sich der junge Priester, dem man die wundersame Tötung eines Untieres am Tag der Ernte nachsagte, zu Magro Farghs Nachfolger ausgerufen hatte, war der Aufstand in Thax eskaliert. Die Weißstirne hatten Nhordukaels dreiste Erhebung lautstark bejubelt. Kurz darauf hatten zahlreiche Tempel im gesamten Reich Nhordukael als Oberhaupt der Kirche anerkannt. Doch auch Bars Balicor, der vormalige Erzprior von Thax und somit legitime Nachfolger Magro Farghs, hatte seine Anhänger um sich geschart. Die troublinischen Tempel hatten keinen Augenblick gezögert, ihn als wahren Hohepriester der Kirche auszurufen. Auch im Silbermeer gab es breite Unterstützung für den einstigen Kurator von Morthyl.
    »Eine Kirchenspaltung hat uns gerade noch gefehlt«, stöhnte Arkon Fhonsa. »Schon einmal in unserer Geschichte bekriegte sich die Priesterschaft. Der Kampf zwischen der Bathaquar und der Tathrilya wuchs sich zum Bürgerkrieg aus. Die erneute Spaltung wird einen ähnlich hohen Blutzoll fordern.«
    »Vergesst nicht den Adelsaufstand in Thax«, rief ihm Perjan Lomis in Erinnerung. »Er droht inzwischen auch auf andere Fürstentümer überzugreifen. Zahlreiche Grafen und Barone weigern sich, die Hoheit des Silbernen Kreises anzuerkennen. Sie fordern Mitbestimmung in den Fragen der Heereseinberufung und Kriegsbesteuerung.«
    »Ich könnte wetten, dass Scorutar Suant und Binhipar Nihirdi hinter diesen Forderungen stecken«, wetterte Arkon Fhonsa. »Sie hetzen den Kleinadel gegen uns auf. Seit sie die Macht im Thronrat verloren haben, versuchen sie die Handlungsfähigkeit des Silbernen Kreises zu untergraben.«
    Perjan Lomis nickte verbittert. »Lange können wir dem Druck nicht mehr standhalten. Auf den Straßen von Thax herrschen die Weißstirne, das Reich wird durch die Adelsrevolte und den Kirchenkrieg gelähmt, und ein unbekanntes Heer hat die Insel Fareghi besetzt und Varyns Leuchtturm in seine Gewalt gebracht!« Jundala blickte ihn nachdenklich an. »Weiß man noch immer nicht, wer hinter der Eroberung Fareghis steckt?« Fürst Perjan schüttelte den Kopf. »Niemand weiß, wie es geschah! Niemand sah die Schiffe, mit denen das Heer zu der Insel übersetzte, ein Heer von über zweitausend Mann. Es nahm die Insel im Sturm! Fareghi war auf einen solchen Angriff nicht vorbereitet. Viele behaupten, die Angreifer stünden mit den Goldei im Bunde. Man will kathygische Rüstungen auf Fareghi gesehen haben.«
    Arkon Fhonsa lachte grimmig auf. »Welch ein Unsinn! Wie sollten die Kathyger nach Fareghi gelangen? Haben sie heimlich das Fliegen erlernt und sind über den Rochen geflattert?«
    »Ich vermute, dass die Troublinier hinter dem Anschlag stecken«, sagte Perjan. »Ihre Schiffe wagen sich seit einigen Kalendern verdächtig weit ins Silbermeer.«
    Jundala Geneder zog das Tuch fester um ihren Hals. »Fest steht, dass die Insel verloren ist. Ganz Sithar wird unter der Besetzung des Leuchtturms leiden. Welcher Händler sollte während der Stürme, die im Winter und Frühjahr über das Meer peitschen, eine Überfahrt riskieren, wenn er nicht auf die magischen Lichter von Fareghi vertrauen kann?«
    Arkon Fhonsa ballte die Fäuste. »Sithar versinkt im Chaos, und der Grund ist allein die Spaltung des Thronrates. Solange Scorutar Suant und Binhipar Nihirdi uns Steine in den Weg legen, wird das Reich nicht zum Frieden kommen.« Er musterte Jundala verärgert. »Wann kehrt Euer Gemahl endlich aus Praa zurück? Es würde unsere Position ungemein stärken, wenn wir uns des Bündnisses mit Arphat sicher sein könnten.« Jundala lächelte. »Baniter schreibt in seinem Brief, dass die Königin einem Bündnis nicht abgeneigt ist. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er ihre Zweifel zerstreut hat.«
    Misstrauen lag in Arkon Fhonsas Blick. »Warum zeigt Ihr uns diesen Brief nicht, damit wir ihn im Thronrat verlesen können?«
    Jundala schüttelte den Kopf. »Ihr würdet ihn nicht verstehen, glaubt mir.« Sie blickte erneut auf die Brücke herab. Ein kaiserlicher Reitertrupp preschte über die Leichname hinweg und setzte den flüchtenden Weißstirnen nach. »Wichtiger ist, dass Ihr auf den Kaiser Acht gebt. Mit ihm entscheidet sich Sithars Zukunft.« Perjan Lomis warf ihr einen fragenden Blick zu. »Haltet Ihr sein Leben für bedroht? Selbst Scorutar und Binhipar würden es nicht wagen, ihm etwas

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