Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
Spuren eines Kampfes. Ein klobiger Gegenstand zeichnete sich unter dem Stoff ab. Der Goldei blieb vor Sorturo stehen. Mit starrem Blick betrachtete er den Zauberer. »Du weißt, wer ich bin«, sagte er. Seine Stimme klang weich und monoton. »Du bist ihr Anführer, nicht wahr?«, stieß Sorturo hervor. »Ein Scaduif.«
    Der Goldei beugte sich zu ihm herab. »Anführer … ein Wort deiner Welt! Wegführer, dies wäre die bessere Bezeichnung. Ich führte sie durch das Licht und durch die Dunkelheit.« Er hielt kurz inne. »Man gab mir den Namen Aquazzan. So sollst du mich nennen, Sorturo.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«, schrie Sorturo.
    Aquazzan schlug den Umhang zurück, und Sorturo erkannte den ledernen Einband eines Buches. »Hier las ich ihn, in diesem Buch. Wie dumm von euch, es nicht zu verbrennen, wie ihr es mit den anderen Schriften getan habt. Dieses war das Wichtigste für uns.«
    Sorturo senkte den Blick.
    »Wie hinterhältig von euch, das Auge schließen zu wollen«, vernahm er die Stimme des Scaduif. »Beinahe wäre es euch gelungen. Doch rechtzeitig haben wir es befreit. Werden sie alle befreien …«
    Sorturo schloss die Augen. »Ich wusste es«, flüsterte er.
    »Sie werden frei sein«, sagte Aquazzan. »Die Tore werden aufgestoßen, die unseren Brüdern den Weg versperren. Und dann, eines Tages, wird Drafur zurückkehren.«
    »Ihr widerwärtigen Kreaturen!« Sorturo bäumte sich auf. Ein stechender Schmerz schoss durch seine Schulter. Die Wunde war erneut aufgeplatzt.
    Aquazzan starrte auf das Blut, das in den Sand sickerte. Er streckte seine Klaue aus und legte sie auf Sorturos Arm. Eine angenehme Kälte durchflutete die Schulter des Zauberers. Sorturo stöhnte auf. Er sah, wie Blut unter dem Tuch hervordrang und die Klauen des Goldei benetzte. Dann riss der Scaduif mit einem Ruck das Tuch fort. Die Wunde hatte sich geschlossen.
    Der Goldei betrachtete das Blut, das an seinen Klauen herab rann. »Wir kamen nicht, um zu töten.« »Willst du mich verspotten?«, schrie Sorturo. »Unzählige haben im Kampf gegen euch das Leben gelassen! Mord und Angst - das habt ihr über die Welt gebracht.« »Wir kamen, um zu leben.« Aquazzans Stimme klang verbittert. »Eure Gier hat uns zu euch geführt.« Er ließ seine Klaue sinken. »Es ist nur der Anfang …«
    Sorturos Atem ging rasch. »Oh, ich weiß, wovon du sprichst! Ich sah das Wesen, das aus der Quelle hervorstieg - jenes Wesen, das Charog tötete!«
    Der Blick des Goldei blieb starr. »Manche von uns sind voller Hass. Sie wollen euren Tod. Doch sie werden euch nichts tun. Wenn Drafurs Herrschaft angebrochen ist, wird ihr Zorn sich legen.« Er richtete sich auf. »Werden dich deiner Macht berauben. Wirst sie niemals mehr gegen uns verwenden.«
    Sorturo begann zu zittern. »Tut mir das nicht an! Ich bitte dich, schlage mich nicht mit dieser Strafe!« »Wie kannst du es wagen, um Gnade zu betteln?«, zischte Aquazzan. »Ich habe dein Buch gelesen! Du wusstest von uns und unserem Leid, und doch wuchs deine Gier ins Unermessliche.« Er schleuderte das Buch zu Boden. Die Kanten gruben sich in den Sand. »Von uns kannst du kein Mitleid erwarten.«
    »Aber der Junge!«, flüsterte Sorturo. »Laghanos, mein Schüler … er wusste von nichts. Er handelte allein aufgrund meiner Befehle. Er ist noch ein Kind!«
    »Der Junge?« Aquazzan schien nachzudenken. »Seine Fähigkeiten sind von besonderer Art. Wird nicht nötig sein, ihm die Gabe zu nehmen. Denn nun ist das Auge befreit. Er ist zu unerfahren, um sich der Veränderung anzupassen.«
    »Lasst mich ihn sehen!«, flehte Sorturo.
    »Einmal noch wirst du ihn sehen - ein letztes Mal«, herrschte Aquazzan ihn an. »Danach wird er unser Schüler sein. Werden ihn lehren, seine Gabe in unserem Sinn anzuwenden. Bald wird das, was du ihm beibrachtest, nichts als Verachtung in ihm hervorrufen.«
    »Ihr Dämonen!«, schrie Sorturo. »Ihr Tiere! Man wird euch vernichten, wie ihr es verdient!« Aquazzan schwieg. Hinter ihm versammelten sich die Goldei um die Grube. Sie knieten nieder und schoben ihre Klauen in den nassen Sand. Ein Zucken ging durch ihre Körper. Der Boden schien zu stöhnen; Sandfäden warfen sich auf wie schwere Wellen; tiefschwarze Löcher platzten im Erdreich auf, wurden größer, strebten aufeinander zu, vereinten sich. Ein Summen schwoll in Sorturos Kopf an, dumpf und bösartig, wurde lauter, je mehr sich die Grube mit flüssigem Silber füllte, das sie aus dem Erdreich zogen.
    Wie beiläufig schlug

Weitere Kostenlose Bücher