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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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nicht gegen einen Erlass das Wort erheben, der offen im Raum steht. Wenn Ihr mir jedoch etwas Zeit gewährt, werde ich einen offiziellen Antrag ausarbeiten und dem Rat vorlegen.«
Und bis dahin, Scorutar, werde ich die Fürsten auf meiner Seite haben, das schwöre ich dir.
Die Augen der Fürsten wanderten erwartungsvoll zum Thron. Kaiser Akendor nickte langsam, die Hände auf dem Schoß gefaltet. »Dann werde ich die Abstimmung vorerst aussetzen. Lasst uns in drei Tagen wieder zusammenkommen. Ich denke, dass Fürst Baniter bis dahin einen geeigneten Entwurf vorlegen kann.« »Drei Tage?«, schrie Binhipar voller Zorn und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass dieser erbebte. »Sollen wir drei Tage verschwenden, um auf diesen Unsinn zu warten?«
    Der Kaiser wich seinem Blick aus. »Drei Tage! Das ist meine Entscheidung«, sagte er leise. Hastig richtete er sich auf und stieg vom Thron herab, um jeden weiteren Widerspruch unmöglich machen.
    Baniter lächelte zufrieden.
Drei Tage! Das ist mehr Zeit, als ich mir erhofft habe … und Zeit genug, um dem ›Gespann‹ zu zeigen, wozu ein Baniter Geneder fähig ist, wenn man ihm die Zügel in die Hand gibt!

KAPITEL 2 - Körper
    Er konnte sie spüren. Sie war weit entfernt, weit genug, um seine Anwesenheit nicht wahrnehmen zu können; denn wäre sie dazu in der Lage gewesen, hätte sie bittere Rache geübt, hätte sich voller Zorn auf ihn gestürzt und ihn zerfetzt - ihn, der sie so lange geknechtet, der ihr solch unsägliche Schmerzen zugefügt, der schamlos von ihrer Kraft gezehrt hatte.
    Die Träne des Nordens war weit entfernt; dennoch konnte Sorturo sie spüren. Die Sphäre war durchtränkt von ihr; und nun, da sie frei war und sich vollkommen entfaltet hatte, war der gleißende Schimmer, den sie ausstrahlte, überwältigend.
    Sorturo fuhr auf, als ein feuchter Atemhauch seinen Nacken streifte. »Du bist schwach, so schwach«, hörte er eine zischende Stimme, und ein widerlich süßer, fremder Geruch drang in seine Nase. Als Sorturo die Augen öffnete, stöhnte er vor Furcht und Ekel, als er neben sich die schimmernden Schuppen erblickte, die nass glitzernden Augen. Er verspürte das jähe Verlangen, nach der Magie der Quelle zu greifen, sie zu einer zerstörerischen Woge zu biegen und der Echse den Kopf vom Hals zu reißen. Doch er riss sich zusammen. Zu gefährlich … noch würde er der Quelle nicht standhalten können, nicht in seinem jetzigen Zustand … musste erst zu Kräften kommen …
    »Sie ist nun stärker als du«, zischte der Goldei. »Deine Macht ist dahin.«
    Angewidert wandte Sorturo den Kopf zur Seite und rang nach Luft. Doch das Geschöpf packte ihn mit seiner funkelnden Klaue am Kinn. Es klirrte metallisch in den Gelenken, als rastete ein Schloss ein, und warmes Blut rann über die messerscharfen Sporne. »So schwach bist du, und meintest doch, sie vernichten zu können«, zischte der Goldei hasserfüllt. »Fast wäre er gelungen, dein feiger Plan!«
    »Wohin habt ihr mich verschleppt?«, würgte Sorturo hervor.
    »Dorthin, wo du keinen Schaden anrichten kannst«, geiferte der Goldei, »wo wir dir die Gabe nehmen können! Hast sie dir erschlichen, hast sie missbraucht; nun werden wir sie dir nehmen für alle Zeit!« Entsetzt blickte Sorturo in die schillernden Augen des Goldei. Dann fuhr sein Blick herum. Er lag gefesselt auf dem nackten Boden inmitten einer tristen Wildnis, dunkles Gestrüpp und einige Birken. Unweit von ihm waren mehrere Goldei damit beschäftigt, im nassen Sandboden eine Grube auszuheben. Sorturo blickte an sich herab und entsann sich seiner verwundeten Schulter. Sie war mit einem grauen Tuch verbunden, durchtränkt von Blut. »Was habt ihr mit dem Jungen gemacht?«, stöhnte Sorturo. Panisch blickte er um sich und begann zu schreien, »Laghanos! Laghanos!«; doch seine Stimme erstickte, als der Goldei ihm die Kehle zudrückte. Er hörte einen rauen Befehlsruf. Die Echsen hielten in ihrer Arbeit inne und sahen sich um. Schließlich wichen sie zurück, bildeten eine Gasse und gaben den Blick auf eine Gestalt frei, die sich ihnen näherte. Augenblicklich ließ Sorturos Peiniger von dem Zauberer ab.
    Hustend blickte Sorturo zu dem Goldei auf, der ihm entgegen schritt. Er war schmächtiger als seine Artgenossen; seine Schuppen funkelten in einem dunklen Rot, und sein Schädel war schmal und länglich geformt. Er trug ein purpurnes Gewand; dieses aber war zerschlissen und mit dunklen Flecken bedeckt, gezeichnet von den

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