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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Stimme klang wirr. »Ich wage nicht, meine Hände anzusehen, meine Arme! Das Silber ist in mir, begreifst du, Laghanos? Kein Mensch bin ich mehr, sondern ein Monster …«
    »Ich will das nicht hören!«, schrie Laghanos.
    »Ruhig … sei ruhig«, wisperte sein Lehrer. »Höre mir zu! Bald werden die Goldei zurückkehren und dich mitnehmen. Sie haben dich verschont; du bist jung, und sie glauben, dich in ihrem Sinn formen zu können. Aber das darf ich nicht zulassen. Vom ersten Tag an bemerkte ich dein Talent - deine Fähigkeit. Wer kann sagen, weshalb die Gabe in dir so groß ist, weshalb du Möglichkeiten besitzt, die selbst mir nicht vergönnt waren? Ich erkannte dein Potenzial und machte dich zu meinem Schüler, bevor die anderen Zauberer dich verderben konnten. Doch das Schicksal will nicht, dass ich deine Ausbildung beende. Ich hätte dich längst fortschicken sollen, nach Oors Caundis, der Logenburg der Malkuda. Schon oft habe ich bewogen, den Großmeister der Loge zu bitten, dich als seinen Schüler aufzunehmen. Ich hatte bereits bei Malcoran vorgesprochen, ihm deinen Namen genannt und von deinen Fähigkeiten berichtet. Doch kaum hatte ich sein Interesse geweckt, siegte meine Eifersucht. Als Malcoran mich bat, dich bei meiner nächsten Reise nach Oors Caundis mitzunehmen, lehnte ich ab; behauptete, ich hätte mich in dir getäuscht, deine Begabung habe sich als Illusion erwiesen, dein Lerneifer trage keine Früchte mehr. Ich log, Laghanos, um dich nicht zu verlieren… und ahnte doch, dass ich bald alles verlieren würde.« Seine Stimme war leise, fast unhörbar. »Wir alle wussten es, spürten es tief in uns. Als die Goldei in unsere Welt kamen, veränderte sich die Magie. Jeder Zauberer, gleich welcher Loge er angehört, gleich welcher Lehre er anhängt, spürte die Veränderung.«
    Laghanos nickte. »Ich fragte Euch vor einigen Wochen, warum die Sphäre sich ändert. Ihr gabt mir damals keine Antwort.«
    »… obwohl ich die Antwort wusste, ebenso wie Charog«, flüsterte Sorturo. »Doch wir unternahmen nichts. Auch aus Oors Caundis hörten wir nur Schweigen, kein Wort zu der drohenden Gefahr. Wir ahnten, weshalb die Goldei gekommen waren; dass sie die Quellen erobern wollen, um sie aus den Grenzen zu befreien, die Durta Slargin ihnen gesetzt hatte; dass sie die von uns gehütete Magie in ihrer Wildheit und Rohheit freisetzen wollen wie einst in der Alten Zeit.«
    »Deshalb wolltet Ihr die Quelle schließen?«, fragte Laghanos.
    »Zu spät - es war zu spät! Schon längst hatte ich geahnt, dass dies die einzige Möglichkeit war. Doch ich schob den Gedanken beiseite; unmöglich, so redete ich mir ein, sinnlos. Wie feige war ich! Ich fürchtete mich vor den Folgen dem Verlust meiner Macht. Doch dies wäre der Weg gewesen … zu spät, zu spät!« Sorturos Stimme wurde lauter, überschlug sich in rasendem Zorn. »Hör mir zu, Echsengezücht; hör zu, Aquazzan, Scaduif, Wegführer, wie immer du dich nennen magst: Dieser Junge wird euer Verderben sein!« Und, wieder flüsternd: »Denn du, Laghanos, kannst ihnen entkommen! Ich kenne deine Fähigkeiten! Wenn du es willst, kannst du ihnen entfliehen. Denke daran, was ich dich gelehrt habe - das Ritual der Inneren Versenkung! Zeige keine Furcht vor ihnen. Du musst ihnen entkommen, bevor sie dich durch das Silber gehen lassen wie mich! Du musst ins Rochengebirge fliehen, nach Oors Caundis, um unseren Freunden den Weg zu zeigen …«
    Laghanos horchte auf. Er hörte leise Stimmen aus der Ferne, Schritte über den Boden schnellen. Neben ihm hob Sorturo erneut die Stimme. »Die Welt hat sich verändert. Die Träne des Nordens ist frei; sie folgt nun ihrem eigenen Willen. Es ist gefährlich, ihre Kraft zu benutzen, denn sie wird dich wieder erkennen als Mitglied der Universität, als einen derjenigen, der von ihr zehrte. Bedenke das, wenn du ihre Magie benutzt. Du musst tun, wozu ich zu feige war.
    Noch haben die Goldei nicht alle Quellen erobert, noch sind nicht alle von ihnen in unserer Welt. Denn durch die Quellen kommen sie zu uns.«
    Laghanos hörte ein wütendes Zischen neben seinem Ohr. Verzweifelt warf er den Kopf hin und her und versuchte herauszufinden, von welcher Seite sich die Goldei näherten. Dann: ein schriller Schrei aus Sorturos Mund! Laghanos wurde am Arm gepackt, empor gerissen.
    In diesem Moment, diesem entsetzlichen Moment, in dem sein Herz stillzustehen und sein Kopf zu zerplatzen drohte, griff Laghanos nach IHR. Wollte SIE einfach spüren, wollte

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