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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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ihn kümmern;
und du, Frau, nimm das hier, nimm schon,
sie warfen ihr einen Lederbeutel in den Schoß. Sofort ließ die Mutter ihn los, ihr Weinen verstummte, und Laghanos war unfähig, sich zu rühren, sich zu wehren. So war das Letzte, was er von ihr gesehen hatte, ihr verfilztes Haar gewesen, hinter dem ihr Gesicht verschwand, während sie den Beutel mit raschen Fingern an sich nahm. Laghanos hatte geschwiegen, hatte noch immer geglaubt, dass sie gekommen waren, UM IHN ZU BESTRAFEN für den Gebrauch jener Kraft. Viel später erst sollte er erkennen, dass sie ihn geholt hatten, weil er war wie sie - genau wie sie …
    ›So nahm dich die Malkuda in ihren Besitzt, flüsterte die Stimme neben ihm. ›Machte dich zu einem der ihren, verdarben das unschuldige Kind, das du warst.‹
    ›Nein - das ist nicht wahr!‹, schrie es in Laghanos auf. ›Sie gaben mir die Kraft zu leben; sie lehrten mich, die Magie zu nutzen. Sie zeigten mir das Wissen der Welt.‹ Sein Zorn brachte das Dunkel zum Glühen, und er erkannte die kalten Augen einer Echse.
    ›Das Wissen der Welt‹, höhnte die Stimme. ›Glaubtest du wirklich, es bei der Malkuda erlernen zu können? Welches Wissen und welche Welt? Es gibt unzählige davon. Lebst selbst in mehreren, taumelst zwischen ihnen hin und her wie ein Fremder. Aus der Welt deiner Kindheit riss die Malkuda dich, als sie dich deiner Mutter fortnahm.‹
    Laghanos zitterte. ›Die Malkuda gab mir ein neues Leben! ‹ Zorn stieg in ihm auf. ›Und ihr habt es zerstört! Ihr habt die Universität vernichtet, habt Charog ermordet … ihr seid nichts als Mörder!‹
    Sein Hass brach in siedend heißen Feuern aus ihm hervor, sodass die Augen des Goldei dahinschmolzen: zwei schwarze Flecken, von denen sich die Haut schälte.
    Das Erwachen war grauenvoll.
    Kalt pfiff der Wind um ihn. Die Dunkelheit wollte nicht weichen. Seine Glieder schmerzten. Die Hände, die ihm hinter dem Rücken zusammengebunden waren, schienen wie abgestorben. Sein Hals fühlte sich rau und trocken an.
    »Es ist gut, dass du endlich erwacht bist, Laghanos«, hörte er hinter sich ein Flüstern.
    Sorturo! Ja, es war Sorturos Stimme! Laghanos warf den Kopf herum. »Meister«, seine Stimme war heiser, »oh, Ihr lebt, Sorturo!«
    »Ja, ich lebe«, flüsterte Sorturo. »Und ich bin bei dir, das ist das Wichtigste.«
    Verzweifelt wand Laghanos den Kopf hin und her. »Ich kann Euch nicht sehen!«
    »Ich habe sie gebeten, dir die Augen zu verbinden.« Sorturos Stimme zitterte. »Ich bin ihnen dankbar dafür; dankbar, dass du mich nicht sehen kannst.« Mühsam presste er die Worte hervor. »Dies ist das Ende; das Ende der Universität, das Ende unserer Macht. O Charog, warum haben wir nicht früher gehandelt? Wir kannten die Wahrheit - und wollten sie nicht wahrhaben!«
    Langsam wälzte sich Laghanos in die Richtung, aus der Sorturos Stimme kam. Schmerzen zuckten durch seine Glieder. Doch er schob sich weiter.
    »Sie haben uns nicht getötet«, wisperte Sorturo. »Doch ihre Strafe ist schlimmer als der Tod.« Sorturos Stimme war ganz nah. Stück für Stück wälzte sich Laghanos weiter. Seine nackten Fersen schabten im Sand.
    »Dich haben sie am Leben gelassen, Laghanos, doch nicht aus Barmherzigkeit, sei dir dessen gewiss. Sie haben etwas mit dir vor …«
    »Sie schlichen sich in meine Träume, als ich bewusstlos war«, erwiderte Laghanos. »Sie wollten in meine Gedanken eindringen. Doch ich habe sie vertrieben!«
    Sorturo kicherte auf. »Du kannst sie nicht vertreiben! Auch jetzt hören sie uns zu, lauern auf jedes unserer Worte. Dass sie dich hierher brachten und uns allein ließen -glaubst du, sie taten es aus Güte? Nein, sie wollen uns belauschen, uns aushorchen. Sollen sie es nur tun, es ist gleich. Sie können hören, was ich dir zu sagen habe.«
    Laghanos wälzte sich weiter voran. Dabei spürte er eine Berührung an seiner Schulter - und zuckte zusammen, als er Sorturo aufschreien hörte. »BLEIB FORT! RÜHR MICH NICHT AN, LAGHANOS!« Tränen sammelten sich in Laghanos Augen. »Ich begreife Euch nicht! Warum helft Ihr mir nicht, all das zu verstehen, Meister?«
    »Nenne mich nicht deinen Meister! Ich bin es nicht mehr und kann es nie mehr sein! Die Universität ist zerstört, dein Unterricht beendet. Die Goldei ließen mich durch das Silber gehen.«
    »Was bedeutet das?«, rief Laghanos verzweifelt.
    »Sie nahmen mir meine magische Kraft und banden sie in Silber. Das heilige Metall fraß sich durch meinen Körper!« Sorturos

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