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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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    Dann - eine plötzliche Bewegung am Grund. Laghanos schrie auf! Ein klebriges Etwas umschlang sein Bein, zog ihn herab in den zähen Schlamm. Und über ihm erklang ein hasserfülltes Kreischen, ein Brüllen! Es war nicht das erste Mal, dass er diese Laute vernahm …
    ›Lass ihn‹, hörte er Aquazzan aufschreien, ›er gehört mir - er darf nicht sterben!‹
    … es war die Kreatur, die Charog getötet hatte, DIE CHA-ROGS SCHÄDEL ZERSCHMETTERT HATTE, jene Kreatur, die ihn schon einmal hatte zerreißen wollen: sie war zurückgekehrt, hatte ihn aufgespürt, hatte ihn … Eine Hand, kalt wie Eis, packte seine Schultern und zog ihn empor. Wieder hörte er ein wütendes Kreischen neben seinem Ohr. Doch dann entfernte es sich, wurde schrill und klagend, und schließlich brach es ab. Angsterfüllt öffnete Laghanos die Augen. Er erblickte Aquazzans schimmernde Gestalt neben sich, der nun den Griff um seine Schultern lockerte.
    ›Sie werden es immer wieder versuchen^ sagte der Goldei leise, ›wann immer sie dich erblicken. Wir nennen sie die Gehäuteten. Sie sind unsere Brüder, die durch dieselbe Macht verstümmelt wurden, die unsere Welt zerstörte. Sie haben furchtbare Qualen erlitten und hassen euch Menschen‹
    ›Was ist mit ihnen geschehen?‹, entrang sich Laghanos die Frage.
    ›Du weißt es noch immer nicht?‹, erwiderte Aquazzan. ›Hast du deine Lehrer niemals gefragt, woher die Kraft stammt, die sie den Quellen raubten? Woher du selbst die Kraft nimmst, um Magie zu wirken? Hast du niemals geahnt, dass sie nicht dir gehört - nicht dir, nicht der Malkuda, nicht deiner Welt?‹
    Laghanos senkte den Blick. Er wollte die Worte des Goldei nicht hören. Der Schmerz kehrte in sein Gesicht zurück, pochte unter seiner Haut wie Feuer. ›Wann bringst du mich endlich zurück?‹, stieß er hervor. ›Wann bringst du mich endlich fort von hier?‹
    Er bekam keine Antwort.
    Als Laghanos erneut aufblickte, war die nebelhafte Gestalt des Goldei verschwunden. Kurz darauf erfasste ihn ein Taumel, schwanden seine Sinne. Die Wirklichkeit brach in sich zusammen; die Welt, die sich ihm aufgetan hatte, stieß ihn wieder von sich. Für einen kurzen Moment fühlte Laghanos entsetzliche Leere, und er erkannte, dass dies kein Traum gewesen war, kein Trugbild: dass sein Körper tatsächlich die Schwelle zu einer Welt übertreten hatte, von der er nichts geahnt hatte, und die er wünschte, nie gesehen zu haben.

KAPITEL 5 - Botschaften
    Es war vor allem ihr Gesicht, das er gehasst hatte; die großen, wässrigen Augen, die fleischigen Lippen, die kalkweißen Wangen und das dürre blonde Haar, das im Sonnenlicht grauen Spinnweben glich. Und ebenso hatte ihr hagerer Körper ihn angewidert, mit dem sie ihn um fast einen halben Kopf überragte; die Schultern, aus denen die Knochen wie Pfeile hervorstanden, der leicht gekrümmte Rücken, die dürren Finger, über die sich blaue Adern zogen, und die schwammigen Brüste, die sich unter dem eng sitzenden Kleid wölbten, zu groß und unförmig für ihre Figur.
    Vor sechs Jahren hatte Akendor sie zuletzt gesehen. Er erinnerte sich genau an dieses Zusammentreffen - an den Tag, als sie mit Bliskor Thim, dem Baron von Condul und jüngeren Brüder Fürst Vildors, vermählt worden war. Akendor erinnerte sich, welche Erleichterung er verspürt hatte, als Tundia endgültig aus seinem Umkreis verschwunden war, für immer fort aus Thax, um ihrem Ehemann auf seine Burg zu folgen. Nie mehr würde er ihr Gesicht sehen, nie mehr würden ihn die Schuldgefühle heimsuchen, die ihr Anblick in ihm auslöste. Akendor hatte versucht, Tundia Suant aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Doch es war ihm nicht gelungen. Immer wieder kehrte die Erinnerung an das, was er ihr angetan hatte, zurück. Und auch die Worte, die sie ihm an jenem letzten Tag entgegengeschleudert hatte, waren ihm im Gedächtnis geblieben. Als sie von den Priestern zur Brautweihe gezerrt worden war, hatte Tundia ihn verflucht, ihn, der sie gedemütigt, der sie zur Hochzeit mit Bliskor gezwungen hatte. Ihr hassverzerrtes Gesicht, hässlicher als je zuvor, hatte ihn bis in seine Träume verfolgt.
    »Sechs lange Jahre«, sagte Akendor leise. Er ergriff Tundias Hand und umschloss sie fest. »Es ist eine lange Zeit. So viel ist geschehen …«
    Tundia lächelte. »Eine lange Zeit für dich, Akendor. Für mich sind die Jahre wie im Flug vergangen.« Sie war fülliger geworden. Ihre Knochen standen nicht mehr hervor wie einst, und das blaue

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