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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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zu sein.«
    Cercinor wandte sich seinen Gefährten zu. »Ihr habt gehört, was uns die hohen Herren mitzuteilen haben. Tretet aus den Schatten, Rochenländer, so fordern sie, und nehmt Eure Schwerter und kämpft gegen die Eindringlinge. Ihr seid Räuber, Wilderer und Holzfäller gewesen - jetzt sollt Ihr Krieger sein! Was sollen wir von diesen Worten halten?« Er bemerkte die unsicheren Blicke seiner Untergebenen. »Ihr sagt nichts? Dann bin es wohl ich, der eine Entscheidung treffen muss.« Er betrachtete den Säbel in seiner Hand, und für einen kurzen Moment schwieg er. Dann sagte er mit ruhiger Stimme: »Wir sind keine Krieger; in einer offenen Schlacht wären wir ohne jede Chance. Es würde zu viele Tote geben. Doch es gibt andere Wege, einen Feind zu besiegen.« Er hielt Periston Aderint den Säbel entgegen. »Wenn Ihr mit uns kommen wollt, Eidbrecher, dann werdet Ihr nach meinen Regeln kämpfen. Denn Eure zählen nichts hier im Rochenland - sie sind ebenso nutzlos wie Eure Rüstungen.«
    Periston Aderint nickte. Er streckte die Hand aus und nahm den Säbel entgegen. Dabei ließ er Cercinor nicht aus den Augen. Als dieser lächelte, ließ Periston die Klinge sinken, hob die linke Hand und verneigte sich, um … »Und verschont mich mit Euren Schwüren!«, sagte Cercinor und wandte sich gelangweilt ab. Das Erste, was Laghanos wahrnahm, war der Gestank; ein Geruch klebriger Fäulnis, dicht und schwer und von einer Bitternis, die ihm den Atem nahm. Hustend brach er zu Boden, presste seinen Kopf in den Schoß, um Mund und Nase zu verschließen. Doch der Schmerz auf seiner Stirn, seinen Wangen, seinen Lippen ließ ihn wieder empor fahren. Sein gesamtes Gesicht brannte vor Schmerz - oder war es der glühende Wind, der ihm entgegenschlug? Ihm schien, als ob mit jedem Luftstoß Flammen an ihm empor leckten, tief in seine Haut drangen, in seinem Fleisch schwelten.
    Fort waren die Dunkelheit und ihr Schutz; stattdessen blendete ihn grelles Licht. Mühsam versuchte er seine Au- gen nur so weit zu öffnen, dass der glühende Wind sie nicht erfasste. Unter sich erblickte er den Grund, auf dem er kauerte: eine schwarzgraue, schlierige Masse, zäh und klebrig wie Pech. Er hob die linke Hand empor, mit der er sich abgestützt hatte. In langen Fäden troff die schwarze Substanz zwischen den Fingern herab. Laghanos bemerkte, dass er nackt war. Seine Knie waren tief in den teerigen Morast eingesunken. Nur mit aller Kraft konnte er sich aufrichten. Der Morast erstreckte sich bis zum Horizont. Kein Baum, kein Strauch war zu sehen; nur vereinzelt ragten seltsame Gebilde, die an Geröllhaufen erinnerten, aus dem Schlick. Auch unter den Füßen spürte Laghanos Gestein; er bemerkte es mit Erleichterung, denn so musste er nicht befürchten, in dem Schlamm zu versinken.
    Er richtete seine Augen zum Himmel, dessen Färbung ihm fremd und unwirklich erschien: eine tiefe, rubinrote Glut, vor der sich düstere Wolken türmten. Der starke Wind trug sie über Laghanos hinweg; an vielen Stellen wurden sie von der Gewalt des Luftstroms auseinander gerissen, um sich in neuen Formen zusammenzufügen. Wie war er an diesen entsetzlichen Ort geraten? Die letzten Worte des Rotgeschuppten kamen ihm in den Sinn. War dies sein Werk? Ein neues Trugbild?
    Der Schmerz in seinem Gesicht machte ihn fast wahnsinnig. Vergeblich versuchte Laghanos nach seinen Lippen, seiner Nase zu tasten. Doch bevor seine Finger sie erreichten, schwoll der Schmerz an und steigerte sich ins Unerträgliche.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. In einer Entfernung von wenigen Schritten entdeckte er ein Wesen, das wie aus dem Nichts erschienen war.
    Nie zuvor hatte Laghanos eine solche Erscheinung gesehen. Die Umrisse des Wesens glichen denen eines Menschen, doch es war von schlankerem Wuchs. Seine Haut war weiß und unstet wie dichter Nebel. Es schwebte über dem Morast, ohne ihn mit den Füßen zu berühren. Allein die Augen und der Mund des Wesens waren schwarz.
    »Wer bist du?«, flüsterte Laghanos.
    Das Wesen antwortete nicht. Stattdessen streckte es seine Hand aus. Zögernd ergriff Laghanos sie. Seine Finger stießen auf eine glatte, feste Haut. Sie fühlte sich wunderbar kühl an; allein die Berührung genügte, um seinen Schmerz zu lindern. Laghanos umklammerte die Hand und führte sie an seine Lippen. Eine angenehme Kälte legte sich über sein Gesicht und betäubte den Schmerz.
    ›Es ist dir also gelungene hörte er das Wesen mit einer Stimme sagen, die so zerbrechlich

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