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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Palastgarten laufen lassen. Ich war überglücklich und umsorgte ihn den ganzen Tag.« Er warf Tundia einen kurzen Blick zu. »Aber weißt du, Suena, ich wusste noch nichts über das Leben. Ich streichelte meinen Hasen, drückte ihn an mich, genoss die Wärme und das Pochen seines kleinen Herzens. Und einmal drückte ich zu fest«, zufrieden beobachtete Akendor, wie das Kind den Atem anhielt, »hörte sein aufgeregtes Schnaufen und dann ein seltsames Knirschen neben meinem Ohr, wie von einem brechenden Ast; das Pochen verstummte, und meine Hand war voller Blut …« Tundia hob ihre Tochter mit einem Ruck auf den Arm. »Warum erzählst du das einem Kind?«, zischte sie. »Macht es dir Spaß, sie zu erschrecken?«
    Akendor richtete sich auf. »Habe ich dich erschreckt, Suena?«, fragte er scheinheilig. »Verzeih mir - ich wollte nur …«
    »Es ist widerlich!«, herrschte Tundia ihn an. »Wie kannst du so etwas tun?«
    Suenas Blicke ruhten noch immer auf Akendor, die Augen weit aufgerissen. Vorsichtig öffnete sie den Mund, dachte kurz nach. »Ich habe auch ein Tier. Einen kleinen Hund«, sagte sie mit fester Stimme. »Er heißt Reißer.« Akendor erbleichte.
    »Er blutet nicht, wenn man ihn streichelt«, hörte er Suena sagen. »Aber er jagt kleine Vögel und Mäuse.« »Genug jetzt!«, befahl Tundia. Sie setzte das Mädchen ab. »Geh hinaus, warte draußen bei den Kammerdienern, Suena. Ich werde gleich nachkommen.«
    »Ich will nicht draußen warten!«, murrte das Kind.
    »Geh schon!«, wiederholte Tundia.
    Akendor wandte sich ab, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Er wartete, bis die tappenden Schritte des Mädchens sich entfernt hatten. Und fühlte dann Tundias Hand auf seiner Schulter, ohne jede Wärme, sah ihre Fingerspitzen über seinen Oberarm gleiten, hörte ihre beschwörende Stimme: »Hör zu, Akendor; ich bin nicht gekommen, um dir meine Tochter vorzuführen, und auch nicht, um dich wieder zu sehen. Ich wollte dich niemals mehr sehen, das kannst du mir glauben.«
    »Was willst du dann?«, zischte Akendor. »Hat dich dein Bruder geschickt? Sollst du mir sagen, wozu er zu feige ist?«
    Tundia ließ ihn los. »Du weißt, dass ich Scorutar ebenso hasse wie du; dass ich mich niemals, zu keiner Zeit, herabgelassen habe, mich an seinen falschen Spielen zu beteiligen! Er hat mich genauso benutzt und belogen wie dich.«
    Akendor drehte sich um. »Was willst du?«
    Ihre braunen Augen funkelten vor Aufregung. »Scorutar hat mir berichtet, was im Thronrat geschehen ist. Ich musste einfach kommen und mit dir reden.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst!«
    »Bist du denn blind, Akendor? Siehst du nicht, was um dich herum geschieht - seit Jahren schon?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Du bist der Kaiser von Sithar! Niemand in diesem Reich besitzt solche Macht wie du. Doch du hast diese Macht niemals genutzt. Du warst zu träge und zu feige. Du hast Scorutar und Binhipar das Regieren überlassen und dem Thronrat die Entscheidungsgewalt.«
    »Und wenn schon!«, fauchte Akendor. »Sollen sie regieren - sollen sie herrschen! Sie können es besser als ich.« »Es ist gut, dass du das eingesehen hast«, sagte Tundia. »Eben deshalb darfst du dich ihnen nicht in den Weg stellen - nicht in einer solchen Zeit.«
    Akendor lachte auf. »Wann habe ich mich ihnen je in den Weg gestellt!«
    »Immer wieder hast du dich ihren Plänen verweigert. Die Handelsverträge mit Gyr etwa, oder die Flottenbestimmungen im vergangenen Jahr. Die Auflösung deiner Leibgarde! Die Ausbildung deines Sohnes in Troublinien, als Zögling abtrünniger Kaufleute und Seefahrer! Und nun hast du zu allem Überfluss Fürst Baniter die Gelegenheit verschafft, den Thronrat zu spalten.«
    »Baniter ist ein Mitglied des Thronrates wie jeder andere«, sagte Akendor verärgert. »Er hatte das Recht zu sprechen, und ich habe es ihm gewährt.«
    »Baniter Geneder ist kein Mitglied des Rates wie jeder andere! Niemals, zu keiner Zeit! Er ist gefährlich - wie seine gesamte Familie.«
    Akendor winkte ab. »Die Verschwörung … das ist doch alles Jahrzehnte her.«
    »Hör mir zu!«, rief Tundia aufgebracht. »Glaube nicht, dass mein Bruder es zulassen wird, dass Baniter im Thronrat triumphiert. Die anderen Fürsten lauern nur darauf, Scorutar und Binhipar ein Stück ihrer Macht abzuringen, und Baniter ist schlau genug, sich das zunutze zu machen. Weißt du, was sein Vertrag vorsieht, den er heute im Thronrat präsentieren will? Er will ein Bündnis mit

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