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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Arphat schließen - ein Bündnis!« Akendor schien nur mit halbem Ohr zuzuhören. »Der Silberne Kreis wird darüber befinden, so wie es das Gesetz vorsieht.«
    »Du darfst nicht zulassen, dass Baniter Geneder den Silbernen Kreis entzweit«, fuhr Tundia fort. »Du musst mit deiner Stimme den Erlass meines Bruders unterstützen!«
    »Will mir Scorutar vorschreiben, wie ich bei der Abstimmung zu entscheiden habe?«, entrüstete sich Akendor. »Die Lage erfordert es! Du musst ihm gehorchen«, beschwor ihn Tundia.
    Akendor lachte. »Ich bin der Kaiser, hast du das vergessen? Ich muss niemandem gehorchen - mir wird gehorcht! Wenn dein Bruder das nicht begreifen will …«
    »Du bist derjenige, der nicht begreift«, flüsterte Tundia. »Und da ist noch etwas, Akendor. Dieses Mädchen …« Akendors Augen nahmen einen grausamen Ausdruck an. »Redest du von Ceyla?« Er packte Tundia am Arm. »Hat Scorutar von ihr gesprochen? Ich warne dich …«
    »Es ist mir gleich, mit welchen Frauen du dich vergnügst«, zischte Tundia. »Aber ich beschwöre dich, mach nicht erneut den Fehler, eine Unstandesgemäße zur Frau zu nehmen. Der Thronrat wird es nicht dulden!« »Oh, ich weiß!«, empörte sich Akendor. »Er will es nicht dulden, dass ich über mein eigenes Leben bestimme. Binhipar, dein Bruder, das ganze Geschmeiß: Was taten sie nicht alles, um Syllana zu demütigen, als ich sie zur Frau nahm. Ich habe nichts davon vergessen! Sie wollten mich zwingen, dich zu heiraten, ein solch widerwärtiges Weib, zehn Jahre älter als ich und ohne jeden Reiz obwohl ich dich niemals hätte lieben können, nicht einmal mit dir schlafen, hässlich wie du bist - zumal du mich ohnehin verachtest!« Er verstummte, als er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Erschrocken schlug er die Hand vor den Mund. »Verzeih mir - ich wollte das nicht sagen.«
    »Doch«, zischte sie. »Und du hast Recht. Ich verachte dich, heute noch mehr als zuvor.« Sie blickte ihn hasserfüllt an. »Hättest du nur damals unserer Vermählung zugestimmt, Akendor. Ich hätte dich zu einem Kaiser gemacht, der diesen Titel verdient. Was hätte es ausgemacht, dass wir uns nicht lieben? So sind wir beide nur unglücklich geworden.«
    Akendor nickte matt. »Vielleicht hast du Recht. Es tut mir Leid, Tundia, all das …«
    Sie wandte sich von ihm ab. »Ich muss gehen, Akendor. Höre auf meinen Rat und stelle dich ihnen nicht in den Weg. Die Zeiten haben sich geändert, auch wenn dies in Thax noch unbemerkt geblieben ist.« Sie wartete seine Antwort nicht ab. Langsam schritt sie zur Tür und verließ den Raum.
    Bevor sich die Tür hinter ihr schloss, warf sie einen kurzen Blick zurück; sah Akendor, den Kopf in den Händen geborgen - und einen Schatten, der sich aus einer Ecke des Raumes schob und auf den Kaiser zueilte, um ihn zu stützen: sein Leibwächter Garalac, der ihren Augen verborgen geblieben, doch dessen Anwesenheit ihr stets bewusst gewesen war.
    Die Tür schloss sich. Der Kämmerer - sein Gesicht eine Fassade aus Abwesenheit - verbeugte sich vor Tundia. Er wies mit der Hand zur Wendeltreppe, die sich an den Gang des kaiserlichen Turmzimmers anschloss. Langsam erhob sich Scorutars Gestalt von dem Treppenabsatz, die Arme vorsichtig um den kleinen Körper Suenas geschlungen. Ihren Kopf hatte sie auf die Schulter des Onkels gebettet, die Augen waren geschlossen, der Mund halb geöffnet.
    »Sie schläft«, wisperte Scorutar mit gütigem Lächeln. »Und mit welcher Unschuld. Nur ein Kind vermag so auszusehen, findest du nicht?«
    »Gib sie mir!«, sagte Tundia kalt. »Und dann verschwinde. Ich habe getan, was du wolltest. Nun lass mich in Frieden.«
    Scorutar strich liebevoll über den Kopf des schlafenden Kindes. »Frieden? Es ist keine Zeit für Frieden, Schwester.« Es war mehr Wehmut als Spott in seiner Stimme.
    Bette den schlaffen Körper auf die Liege, langsam, ganz langsam; nimm die Decke, schlage sie ihm um die bebenden Schultern, streiche sie mit der Hand flach -ja, so ist es gut!
-;
wisch den eitrigen Auswurf fort, der immer wieder zwischen seinen Lippen hervorquillt, ein nicht versiegen wollendes fauliges Loch … und nimm den süßen Geruch der Verwesung nicht wahr, den er mit jedem Atemzug ausstößt … ignoriere den Gestank, denke nicht daran, schlage deine Augen nieder …
    Es waren stumme Befehle, die Nhordukael sich erteilte, und er folgte ihnen gehorsam. Nur so, nur auf diese Weise gelang es ihm, den Ekel zu verdrängen, der ihn in der Nähe

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