Nebelriss
hatte er gequält nach unten gezogen; sein glattes Gesicht hob sich mit einer fast leichenartigen Blässe vom Hintergrund des wie immer dürftig beleuchteten Thronsaals ab. Am eindrucksvollsten wirkten seine Augen: Eingerahmt von scharf gezeichneten Brauen und blau schimmernden Augenringen, waren sie ein Fanal des Vorwurfs und der bitteren Anklage. Baniter fragte sich, wie lange Scorutar wohl vor dem Spiegel zugebracht hatte, um sich für seinen Auftritt herzurichten.
»In diesem Saal wurde schon manch abenteuerliche Rede geführt«, sagte Scorutar mit gebrochener Stimme. Er stand neben dem Kaiserthron und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen. »Doch eine solche Ungeheuerlichkeit habe ich nicht vernommen, seit ich dem Silbernen Kreis angehöre. Ich gestehe ganz offen, mir fehlen die Worte!«
Von wegen!,
höhnte Baniter in Gedanken. Er warf einen verstohlenen Blick zu Arkon Fhonsa und Perjan Lomis herüber, die mit unbeweglichen Gesichtern die theatralische Rede über sich ergehen ließen. Mit spitzen Fingern hob Scorutar eine Pergamentrolle empor, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Was sollte ich auch große Worte machen über diesen Antrag, den uns Fürst Baniter vorgelegt hat! Wir alle wissen, dass der Fürst von Ganata seine eigenen Ansichten über die Politik des Kaiserreiches hat.« Er machte eine gewichtige Pause, um die Schriftrolle angewidert auf den Tisch zurückzulegen. »Doch mit einem solch wahnwitzigen Vorschlag habe ich wahrlich nicht gerechnet! Ein Bündnis mit Arphat, mit den Feinden unserer Väter und Vorväter, die uns nichts als Hass entgegenbringen! Wenn ich nicht wüsste, dass Fürst Baniter es ernst meint, würde ich es für einen üblen Scherz halten und nicht solches Entsetzen verspüren.«
Wenn ich nicht wüsste, wer du bist, würde ich dir das beinahe glauben!
Insgeheim vermutete Baniter, dass Scorutar spätestens seit seiner Unterredung mit Arkon Fhonsa und Perjan Lomis von seinem Plan wüsste. Nicht umsonst hatte sich das ›Gespann‹ ein engmaschiges Netz von Kundschaftern und Spitzeln aufgebaut, das sowohl den Kaiserpalast als auch die Fürstenhäuser durchzog wie Pilzgeflecht.
»Und ruft es nicht in jedem von uns Entsetzen hervor?«, fuhr Scorutar fort. »Ein Bündnis mit Arphat! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Silberne Kreis eines Tages über einen solchen Irrsinn debattieren, ja, dass einer aus unserer Mitte auch nur daran denken könnte. Selbst Euch, Fürst Baniter, hätte ich dies nicht zugetraut!« »Wie bedauerlich, dass ich Eure hohe Meinung von mir erschüttert habe«, antwortete Baniter. »Aber wir sollten versuchen, die Dinge im rechten Licht zu betrachten. Ich habe die Gründe für ein Bündnis mit Arphat ausführlich dargelegt, und ich habe deutlich gemacht, dass es für unser Reich von Vorteil ist.« Er richtete sich gelassen auf. »Ein Bündnis mit Arphat - ja, es mag verwegen klingen, und unsere Gefühle mögen dagegen sprechen. Aber ein Bündnis ist keine Angelegenheit des Gefühls, sondern des Verstandes.« Er wies mit der Hand auf Arkon Fhonsa und Perjan Lomis. »Die Fürsten von Thoka und Morthyl haben einen Vertrag ausgearbeitet, der jeden überzeugen muss, der das Wohl Sithars im Sinn hat.«
In der Tat hatten Arkon und Perjan hervorragende Arbeit geleistet. Die Forderungen, die an Arphat gestellt wurden, waren klug und bedächtig formuliert. Sie boten eine Verhandlungsgrundlage, auf der sich ein für beide Seiten annehmbarer Vertrag aushandeln ließ. Das ›Gespann‹ allerdings hatte an dem Entwurf wenig Gefallen gefunden, sah er doch unter anderem vor, die Heeresgewalt dem Thronrat zu übertragen. Dies bedeutete, dass dem ›Gespann‹ beim Zustandekommen des Bündnisses alle Kompetenzen entzogen werden würden, die es in den letzten Jahren erworben hatte. Es war eine kaum verschleierte Kriegserklärung an Binhipar und Scorutar. »Verträge!«, höhnte Binhipar, der unweit von Scorutar hockte. Sein grimmiges Gesicht war rot vor Zorn. »Wann haben sich die Arphater je an Verträge gehalten? Ein Bündnis mit diesen Hunden hat die gleiche Dauer wie der Treueschwur einer Gassenhure!«
»Wenn unser Heer in der Nähe ihrer Städte steht, werden es sich die Arphater genau überlegen, ob sie das Bündnis brechen«, erklärte Arkon Fhonsa, der sichtlich stolz auf sein Werk war.
»Es gibt in unserem Entwurf keine Lücke, kein Schlupfloch für arphatische Ränke und Ausflüchte«, bekräftigte Perjan Lomis.
»Ein Vertrag ist nichts als ein
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