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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Stück Papier«, erwiderte Binhipar. »Königin Inthara wird ihn zerreißen, wann immer es ihr beliebt; von den Gesandten, die sich dann noch am Hof in Praa befinden, ganz zu schweigen.« »Wobei wir beim nächsten Irrsinn angelangt wären«, ergänzte Scorutar. »Euer Vorschlag, Fürst Baniter, selbst die Gesandtschaft nach Arphat zu übernehmen, kann nicht ernst gemeint sein! Ihr seid, wenn ich mich recht entsinne, ein Mitglied des Silbernen Kreises! Kein Fürst darf solch eine Gefahr auf sich nehmen. Wenn Euch etwas zustieße, würde dies unweigerlich zum Krieg mit Arphat führen. Zudem könntet Ihr während Eurer Abwesenheit nicht Eure Stimme im Rat ausüben.«
    Seit wann legst du Wert auf meine Anwesenheit, Scorutar?
»Die Gesetze des Südbundes kennen hier eine klare Regelung«, sagte Baniter. »Ein Fürst kann sich in schwerwiegenden Fällen von seinem Erben oder seiner Gemahlin im Thronrat vertreten lassen. Es ist bereits ein Brief an meine Frau Jundala unterwegs, in dem ich sie bitte, nach Thax zu kommen. Was die Gefahr angeht - ich fürchte, uns bleibt keine andere Möglichkeit, wenn wir das Vertrauen der Königin gewinnen wollen. Von allen Fürsten bin ich wohl der Einzige, der für diese Aufgabe in Frage kommt. Ich bekleide kein Hofamt, ich befehle kein Reichsheer und keinen Ritterorden, ich bin für kein Handelskontor verantwortlich.«
Denn dafür hast du in all den Jahren gesorgt, Scorutar, du und dein grimmiger Spießgeselle.
    »Lächerlich! Ihr verfügt über keinerlei diplomatische Erfahrung«, rief Scorutar.
    Auf diesen Einwand hatte Arkon Fhonsa nur gewartet. »In der Gesandtschaft werden sich hervorragende Diplomaten befinden, um Fürst Baniter mit ihrer Erfahrung zur Seite zu stehen. Es ist mir gelungen, die ehrwürdige Dichterin Lyndolin Sintiguren als Gesandte zu gewinnen, und auch das Oberhaupt der Kaiserlichen Siegelei, Mestor Ulba, hat seine Bereitschaft erklärt, den Fürsten zu begleiten.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Fürsten. Die genannten Personen waren in der Tat eine gute Wahl. Lyndolin Sintiguren hatte sich als Astrologin, Heilerin und Dichterin einen Ruf erworben, der weit über Sithar hinausreichte. Auch in Arphat brachte man der inzwischen über siebzigjährigen Frau große Bewunderung entgegen. Und der Siegelmeister Mestor Ulba war als Kenner der arphatischen Kultur bekannt; er zählte zu den wenigen Leuten, die trotz ihrer offenkundigen Sympathie für Arphat am kaiserlichen Hof geduldet wurden. Baniter fragte sich, wie es Arkon gelungen war, diese Respektspersonen in solch kurzer Zeit für seinen Plan zu gewinnen.
    »Ich denke kaum, dass sich bessere Gesandte finden lassen«, prahlte Arkon. »Sie besitzen die nötige Erfahrung für diese Mission.«
    …
und sie sind keine Speichellecker der Suant oder Nihirdi,
ergänzte Baniter in Gedanken. Mit Schadenfreude sah er die verunsicherten Blicke, die sich Scorutar und Binhipar zuwarfen.
    »Wenn wir Arphat einen Vertrag anbieten, wird es zu Aufständen im ganzen Reich kommen«, hob Scorutar erneut an. »Die Erinnerung an den letzten Krieg ist gerade unter den einfachen Leuten hellwach. Die Soldaten werden meutern, die Bauern die Getreideabgaben verweigern. Der Thronrat wird jegliches Ansehen im Volk verlieren.«
    »Es wird ohnehin zu Aufständen kommen - mit oder ohne einen Vertrag«, erwiderte Baniter. »Ein Krieg gegen die Goldei wird große Ängste im Volk hervorrufen. Schon jetzt erzählt man sich wilde Schauergeschichten in den Tavernen und auf den Marktplätzen; in den Städten beginnt die Furcht um sich zu greifen. Wir werden noch so manchen Aufständischen am Galgen baumeln sehen. Dieser Feldzug wird große Opfer fordern und …«
    Ausgerechnet Hamalov Lomis fühlte sich berufen, Baniter ins Wort zu fahren. »Habt Ihr denn keinen Funken Stolz in Euch?«, geiferte er. »Wie könnt Ihr nur daran denken, mit unseren Todfeinden einen Vertrag zu schließen!?«
    Baniter machte sich nicht die Mühe, dem Jammerlappen Lomis zu antworten.
    »Soll sich das Kaiserreich Sithar seinen einstigen Sklavenhaltern unterwerfen?«, meldete sich nun auch Vildor Thim mit pathetischer Stimme zu Wort. »Wir werden uns vor der gesamten Welt lächerlich machen!« Baniter richtete sich auf. »Ich weiß, was unser Land durch die Verbrechen Arphats erlitten hat; ich erinnere mich an die Kriege, an das sinnlose Morden. Auch die Familie Geneder hat viele Angehörige in diesen Schlachten verloren. Dennoch: Wir müssen den Echsen entgegentreten -und

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