Nebelriss
erwarte«, lobte ihn Cercinor. »Tröstet Euch damit, dass auch die Echsen diesen Wald durchqueren müssen - und sie haben nicht Cercinor den Unbeugsamen an ihrer Seite.«
Periston Aderint, der zweite kathygische Ritter, blickte Cercinor misstrauisch an. »Seid Ihr sicher, dass die Goldei diesen Weg eingeschlagen haben? Was suchen sie in dem gottverlassen Wald, wenn sie bereits die wichtigsten Dörfer des Rochenlandes in ihrer Gewalt haben?«
»Sie ziehen zum Rochen, so hat man mir berichtet«, sagte Cercinor achselzuckend. »Was sie dort wollen, werden wir früh genug erfahren. Unweit von hier haben sich meine Freunde und Gefolgsleute versammelt - das Heer des Rochenlandes, könnte man sagen. Von ihnen werden wir hören, was die Echsen im Schilde führen.« Mit einer aufmunternden Geste forderte Cercinor die Ritter auf, den Weg fortzusetzen. Ihre Stiefel hoben sich schwerfällig über den morastigen Grund; mühsam schlugen sie die Dornenranken beiseite und schützten ihre Gesichter vor den Stechmücken.
Es dauerte eine gute Stunde, bis sie die Lichtung erreicht hatten, von der Cercinor gesprochen hatte. Zwischen den Baumwipfeln tat sich ein sonniger Korridor auf; golden brach das herbstliche Licht durch die Zweige. Vor dieser Macht waren Bäume und Büsche zurückgewichen; Farne und Gräser streckten sich dem Licht entgegen, verblühende Waldorchideen und hoch gewachsene Fingerhüte.
Hier hatten sich Cercinors Gefährten versammelt; einige Dutzend Männer und Frauen, bewaffnet mit Säbeln und Dolchen. Die meisten trugen die schmucklose Alltagstracht des Rochenlandes, einfache Kleider aus Fellen und Leinen. Andere trugen kathygische Mäntel und Umhänge, gar Stadtgewänder mit schwarzer Bestickung. Sie mussten aus den Randgebieten des Arkwaldes stammen.
Als Cercinor in ihre Mitte trat, geriet die Menge in Bewegung. Freudestrahlend eilten sie auf ihn zu, unterdrückten nur mühsam ihr Jubeln. Und Cercinor schien wie verwandelt; lachend mischte er sich unter die Leute, tauschte Umarmungen und Küsse, wechselte scherzende Worte.
Die kathygischen Ritter beobachteten die Begrüßung mit düsteren Blicken. »Sie verehren ihn tatsächlich wie einen Herrscher«, zischte Graman Serffa. »Mit welchen Versprechungen hat er diese Menschen auf seine Seite gezogen?«
»Sie folgen ihm, weil er aus ihrer Mitte stammt«, erwiderte Periston Aderint, »weil er ein Rochenländer ist und kein verhasster Kathyger. Zudem ist er mutig und redegewandt.«
»In meinen Augen ist er nichts als überheblich«, sagte Graman Serffa abfällig, »und unbeugsam allein in seiner Selbstgefälligkeit.«
»Aber das Rochenland glaubt an ihn«, erinnerte ihn Periston Aderint. »Wenn er die Goldei vertreiben will, werden diese Menschen alles tun, bis dieses Ziel erreicht ist. Darauf müssen wir hoffen.«
Nachdenklich beobachteten die beiden Ritter, wie die Rochenländer langsam von Cercinor abließen. Eine Frau war aus ihrer Mitte getreten und hatte sich mit verschränkten Armen vor Cercinor aufgestellt. Sie mochte beinahe vierzig sein, besaß jedoch einen schlanken und zähen Körper. Ihr dunkles Haar war kurz geschoren, und das runde, angenehme Gesicht strahlte Selbstbewusstsein und Kraft aus.
»Du kommst spät, Cercinor«, rief sie mit lauter Stimme. »Wir warten schon seit einem halben Tag auf deine Ankunft. Hast du dich im Arkwald verirrt?«
Cercinor lachte auf. »Du sprichst so frech wie immer, Duane.« Er legte die Hand auf ihre Schulter. »Ich bin von einigen meiner Begleiter aufgehalten worden.« Er blickte spöttisch zu den Rittern herüber. »Man sollte kaum glauben, wie langsam ein Larambroger Geck ist, wenn man ihn von seinem Pferd heruntersetzt.« Begeistert johlten die Gefolgsleute Cercinors auf.
»Dann sind dies deine neuen Freunde vom Königshof?«, sagte Duane mit einem abschätzigen Seitenblick. »Mit ihren verdreckten Gesichtern und zerzausten Haaren sehen sie beinahe aus wie gewöhnliche Menschen.« »Der Anblick täuscht«, rief Cercinor vergnügt. »Unterhalte dich eine Weile mit ihnen, und du wirst ihre Herkunft bald bemerken! Sie glauben tatsächlich noch an merkwürdige Dinge wie Schwüre und Tugenden …« »Die Tugenden der Ausbeutung und Unterdrückung«, ergänzte Duane grimmig. »Ich kenne diese gesetzestreuen Ritter nur zu gut.«
Cercinor lachte auf. »Sei beruhigt, Duane; diese Ritter sind Gesetzlose geworden - von ihren Eiden entbunden, von ihrem König verraten und nun von einem aufständischen Rochenländer
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