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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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gezogener Klinge entgegentreten und ihre beleidigende Forderung zurückweisen! Dann sollen sie es sich nur überlegen, ob sie mit uns verhandeln wollen. Mit geschliffenem Stahl vor dem Gesicht denkt es sich oft schneller!«
    »Was dabei herauskommt, sieht man an Euch«, antwortete Baniter. »In unserer jetzigen Lage ist die List eine bessere Waffe. Wir treten ihnen mit der gleichen Unverfrorenheit entgegen, die sie uns gegenüber an den Tag legen.«
    Aufmerksam beobachtete er den vor ihm liegenden Teil der Brücke. Er sah die Umrisse mehrerer Gestalten aus dem Nebelsud auftauchen. Zwei von ihnen trugen die Helme der Schluchtritter. Baniter hatte sie zum anderen Ende der Brücke gesandt, um den Arphatern mitzuteilen, dass er sie in der Mitte der Brücke zu treffen wünschte. Hinter den Rittern schritten vier Männer. Ihre Gewänder bestanden aus gelben Tüchern, die sie mehrmals um den Körper gewickelt hatten und die von kreisförmig auslaufenden Spangen zusammengehalten wurden. Auf den Köpfen trugen die Männer geschwungene Kappen aus schwarzer Tierhaut, in die Ringe eingewirkt waren. Sie waren aus demselben grün glänzenden Metall gefertigt wie die Krummsäbel an ihrer Seite. Mestor Ulba beugte sich zu Baniter herüber. »Es sind Geschworene der Anub-Ejan-Sekte«, flüsterte er. »Ihre Gemeinschaft stellt die Wachsoldaten und Scharfrichter der Königin.«
    Baniter studierte die Gesichter der Arphater. Drei von ihnen waren recht jung; ihre olivfarbene Haut war straff und fest; den Mund und die dunklen, schräg stehenden Augen hatten sie voller Ernst zusammengekniffen. Der vierte Krieger war deutlich älter, sein Gesicht faltig und von Narben gezeichnet. Baniter konnte keine Regung in seiner Miene erkennen; allein die Körperhaltung des Mannes verriet seine innere Anspannung, als er den Gesandten gegenübertrat.
    Mestor Ulba begab sich an Baniters Seite. »Ayum Farneth an Batna Ära«, sagte er mit kräftiger Stimme und deutete eine Verneigung an. »Die Gesandten des Kaisers grüßen Euch!«
    Der Arphater würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen starrte er Baniter an. »Ayum Farneth«, sagte er kühl. »Mein Name ist Ejo, und ich bin der Schechim der Anub-Ejan. Die Göttliche befahl, euch abzuholen.«
Abzuholen, nicht zu empfangen.
Baniter trat einen Schritt vor. »Es ist mir eine Ehre, großer Ejo. Ich bin Baniter Geneder, Fürst von Ganata und Mitglied des Silbernen Kreises von Sithar. Mich sendet Akendor Thayrin, der Kaiser von Sithar, um mit der Königin von Arphat zu verhandeln.«
    Ein herablassendes Lächeln umspielte die Lippen des arphatischen Anführers. »Der Fürst von Ganata«, stieß er hervor. Er zeigte auf das Maultier. »Ist das dein Wappentier, das du dort hinter dir her schleif st?« Die drei Begleiter des Schechims ließen ein höhnisches Lachen erklingen.
    »Ganatas Zeichen ist der Luchs«, sagte Baniter mit gelassener Stimme, »der Luchs, der seinen Feinden an die Gurgel springt, wenn sie ihn reizen.«
    Das Lächeln schwand vom Gesicht des Arphaters. »Der Luchs ist ein faules, feiges Tier, das selbst ein Schafbock niedertrampeln kann. Es ist eine kindische Sitte der Südländer, sich mit den Zeichen wilder Tiere zu schmücken. In Palidon setzt man sich den behäbigen Bären auf die Fahnen, in Thax das lächerliche Eichhorn und auf Vodtiva die verlogene Schlange.« Er wies zum Himmel. »Das göttergleiche Arphat kennt nur die Sonne als sein Zeichen: die ewige Glut, die Eure Schoßtiere im Zorn versengt - sei es ein Luchs, ein Bär oder ein Maultier.«
    Baniter deutete lächelnd in den grauen Himmel. »Aber wo ist sie, Eure Sonne? Hier an der Grenze unserer Länder, großer Ejo, scheint sie zu schwach, um zu uns vorzudringen.«
    Der Arphater runzelte die Stirn. »Verspotte nicht die Sonne, Luchs! Eines Tages werden ihre Strahlen dich verbrennen, dich und deinen Kaiser und sein jämmerliches Reich.«
    Baniter hörte hinter sich Sadouter Suant erbost nach Luft schnappen. Hastig ergriff er das Wort, um einem Wutausbruch des Adeligen vorzukommen. »Nun, dieser Tag ist fern, und zurzeit scheint es so, dass zuvor andere Reiche fallen werden. Die fremden Wesen, die Gyr und Candacar vernichtet haben, bedrohen bald auch die Grenzen Arphats, und ebenso die unseren. Ich muss mit der Königin darüber sprechen.«
    Ejos Blick blieb starr und unfreundlich. »Das wirst du, Luchs von Ganata. Ich werde dich nach Praa bringen. Was deine Begleiter betrifft …«
    »Wie unhöflich von mir«, unterbrach Baniter

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