Nebelriss
Jägern vorüberziehen sehen, Gardisten des Barons, einige Greise, die sich wortlos an ihm vorbei geschlichen hatten.
Gähnend schob er sich die Haube von der Stirn und lauschte dem Wispern der Baumwipfel. Er dachte an seine Frau, die zu Hause am Feuer auf ihn wartete, vielleicht mit einer dampfenden Schale Suppe und einem Krug Bier. Grinsend fuhr der Krieger sich über den Mund, und seine Augen leuchteten voller Vorfreude. Eine Stunde noch bis zur Dunkelheit, dann endete sein Dienst; dann würden ihn die warmen Arme seiner Frau umschließen, und er würde für einige Zeit die Angst vergessen, die in ihm tobte, seit die Echsen nach Surgissa gekommen waren, seit …
Kalt! Kalter Stahl an seiner Kehle! Kalt blitzte eine Klinge im Licht auf. Keuchend wich der Gardist zurück, und sein Kopf prallte gegen den Baumstamm. Er spürte eine Hand in seinem Nacken.
»Keinen Laut!«, zischte die Stimme einer Frau dicht neben seinem Ohr, »ein Wort, und ich reiße dir die Klinge durch den Hals!«
Die Knie des Gardisten gaben nach. Hände schubsten ihn zu Boden, ergriffen ihn, schleiften ihn in ein nahe gelegenes Gebüsch. Panisch blickte er zu den Gestalten auf, die ihn überwältigt hatten. Sie waren zu sechst; Männer in schlichter Leinenkleidung und eine schlanke Frau mit kurz geschorenem Kopf, die sich über ihn beugte. Ihr rundes Gesicht schimmerte vor Anstrengung, und in ihrer Hand zuckte ein Messer wie ein aufgebrachtes Tier. »Keinen Laut«, wiederholte sie eindringlich, »dann wird dir nichts geschehen. Sag uns, wo die Echsen sind, und zwar schnell!«
»Ich weiß nicht … ich weiß es nicht«, stieß der Gardist hervor, »bitte, lasst mich gehen … lasst mich am Leben! Ich habe nichts getan!«
»Du dienst den Echsen, ist das nicht genug?«, fauchte die Frau. »Während andere bis zum Tod gegen sie kämpfen, kniest du dich vor ihnen in den Schlamm!«
»Ich folge nur dem Befehl des Barons«, jammerte der Soldat, »ich habe nichts Falsches getan … habe nichts getan …«
An die Seite der Frau trat einer ihrer Begleiter, ein kräftiger Mann mit blondem Bart. Es war Graman Serffa, einer der kathygischen Ritter, die sich Cercinor unterworfen hatten. »Lasst ihn in Frieden, Duane. Seht Ihr nicht, dass er Angst hat?«
Wütend blickte die Frau ihn an. »Was geht dich das an, Graman Serffa? Erkennst du dich in diesem Schwächling wieder? Das verwundert mich nicht! Er dient ebenso wie du einem feigen Menschenschinder.« Ihr Blick kehrte zu dem Gardisten zurück. »Sprich endlich, oder willst du die Klinge schmecken? Wo befinden sich die Echsen?« »Sie sind nicht mehr in der Stadt«, beteuerte der Soldat, »nur ein knappes Dutzend ist zurückgeblieben, aber der Rest ist fort… sie wollten in den Süden, zum Rochen … ich schwöre Euch, mehr weiß ich nicht!« Duane musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Schließlich richtete sie sich auf. »Cercinor hatte also Recht! Die Echsen ziehen nach Oors Caundis, zur Ordensburg der Malkuda-Loge.« Sie ließ den Soldaten nicht aus den Augen. »Wo hat sich der Baron verkrochen, der Verräter Eidrom von Crusco? Befindet er sich noch in der Stadt?«
Eifrig nickte der Gardist. »Der Baron ist in der Burg. Sein Heer sammelt sich nördlich von Surgissa. Morgen sollen zusätzliche Krieger aus Kathyga hinzu stoßen; über tausend Männer, so heißt es.« Er versuchte sich aufzurichten. »Ihr seid die Gefährten des Unbeugsamen, nicht wahr? Wir alle hoffen, dass er Surgissa befreien wird. Die ganze Stadt wartet darauf, dass Cercinor uns zur Hilfe eilt, ich schwöre es!«
Duane hob drohend das Messer. »Spar dir deine Lügen und sprich weiter! Wie viele Männer befinden sich in der Burg?«
Der Mann dachte angestrengt nach. »Zwanzig, dreißig vielleicht, kaum mehr. Die Garde des Barons ist fort geritten, um das Heer des Rochenlandes aus den anderen Städten zusammenzurufen. Und es sind einige der Echsen in der Burg, unter ihnen ein Rotgeschuppter, ich schwöre es bei meinem Leben!«
»Dein Leben ist keinen Schwur mehr wert«, höhnte Duane. Sie versetzte dem Mann mit dem Knauf ihres Messers einen kräftigen Schlag auf die Schläfe. Stöhnend sackte er in sich zusammen, und Blut floss aus der aufgeplatzten Wunde, die der Messerknauf gerissen hatte.
Ein weiterer Mann trat an Duanes Seite. Es war Periston Aderint, der zweite kathygische Ritter. »Was soll die unnötige Grausamkeit? Auch wenn Eidrom von Crusco Euer Feind ist, müsst Ihr nicht seine Untergebenen mit Eurem Hass
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