Nebelriss
strafen!«
Duane wies auf den Gardisten, der regungslos vor ihr lag. »Dieser dort ist ein Rochenländer, und doch tritt er dem eigenen Volk mit dem Schwert entgegen. In den letzten Tagen hat Baron Eidrom dutzende Männer und Frauen in Surgissa abschlachten lassen, als sie sich gegen die Goldei erhoben. Ich möchte nicht wissen, wie viel Blut an den Händen dieses Feiglings klebt. Doch ich vergaß, Periston, du bist ja selbst ein kathygischer Baron. In deinen Augen ist dieser Gardist ein braver Krieger, der es als seine Pflicht betrachtet, Häuser in Brand zu setzen, in denen Frauen und Kinder um ihr Leben schreien.«
»Ich bin nicht mehr der Baron von Locra«, erwiderte Periston Aderint zornig. »Und ich bin auf Eurer Seite, Duane! Wenn Ihr die Goldei besiegen wollt, müsst Ihr endlich aufhören, der ganzen Welt zu misstrauen.« Graman Serffa nickte zustimmend. »Selbst Cercinor brachte uns Vertrauen entgegen, als er uns mit Euch nach Surgissa schickte. Begrabt Euren Hass und lasst uns unseren Weg fortsetzen. Immerhin wissen wir nun …« »Gar nichts wissen wir!«, herrschte Duane ihn an. »Eidrom zieht sein Heer zusammen; nördlich von Surgissa stehen sechs- oder siebenhundert Krieger bereit, und König Eshandrom hat tausend zusätzliche Soldaten entsandt. Wahrscheinlich will der Baron gemeinsam mit den Echsen in den Arkwald ziehen, um unser Heer zu zerschlagen und Cercinor gefangen zu setzen.«
»Vielleicht will er auch den Goldei bei der Erstürmung von Oors Caundis zur Seite stehen«, gab einer der übrigen Begleiter zu bedenken.
Graman Serffa betrachtete den bewusstlosen Soldaten. »Er sagte, dass sich ein Rotgeschuppter in der Burg befindet - ein Scaduif.« Er wechselte einen kurzen Blick mit Pe-riston Aderint. »Die Goldei, die wir bei den Ilmora-Steinen überfielen, wurden ebenfalls von einem Rotgeschuppten angeführt. Cercinors Späher berichteten, dass er sich noch immer bei den Steinen befindet. Wenn der Gardist die Wahrheit sprach, muss es sich bei dem Goldei in der Burg um einen zweiten Scaduif handeln.«
»Was macht das für einen Unterschied?«, fragte Duane ungeduldig.
»Die candacarischen Gesandten, die König Eshandrom vor einem Jahr empfing, berichteten von drei rotgeschuppten Goldei, die während der Schlachten die Echsenheere anführten«, erklärte Periston Aderint. »Wo immer die Scaduif auftauchten, waren die Verluste der Candacarer verheerend. Doch dort, wo die Goldei ohne ihre Anführer kämpften, war von ihrer Schlauheit und Gerissenheit kaum etwas zu spüren, und auch ihre Zauberkunst vermochten sie nicht einzusetzen. Es scheint, als wären die Goldei ohne die Führung eines Scaduif hilflos.«
»Wenn es uns gelingen könnte, den Rotgeschuppten in der Burg zu töten oder gefangen zu setzen«, fuhr Graman Serffa fort, »wäre es ein Leichtes, die Schlacht um Surgissa zu gewinnen.«
Duane blickte ihn misstrauisch an. »Wer sagt uns, dass sich der Gardist nicht getäuscht hat? Viele der Echsen, die ich bisher sah, waren gelb oder braun geschuppt; man kann sie leicht mit einem Scaduif verwechseln.« »Hättet Ihr den Mann nicht bewusstlos geschlagen, könnte er uns den Goldei genauer beschreiben«, sagte Graman Serffa spitz.
Duane wischte den Einwand mit einer wütenden Handbewegung fort. »Er sagte, dass sich ungefähr dreißig Soldaten in der Burg befinden. Wenn das wahr ist, sind zahlreiche Tore und Wehranlagen unbesetzt. Dann wäre es möglich, unbemerkt in die Burg einzudringen.«
Periston Aderint blickte sie erschrocken an. »Das können wir nicht riskieren, Duane! Wir sind nur zu sechst, und …«
»Du hast Recht«, gab Duane zu. »Ich muss allein gehen. Eine einzelne Person wird kein Aufsehen erregen.« »Was versprecht Ihr Euch davon?«, rief Periston Aderint. »Man wird Euch gefangen nehmen und hinrichten! Wir sind nach Surgissa gegangen, um herauszufinden, was die Goldei planen, und nicht, um in Eidroms Burg einzudringen! Cercinor befahl …«
»Wir sind hier nicht in Larambroge«, unterbrach Duane ihn, »und Cercinor ist nicht der gottgleiche König, dessen Befehl Gesetz ist. Ihr wollt den Scaduif töten? Nun, dies ist die beste Gelegenheit! Dreißig Mann sind in der Burg, und ich kenne einen geheimen Schleichweg, der uns direkt unter die Mauern der Burg führt.« Sie steckte das Messer unter ihr Gewand. »Oder hat dich der Mut verlassen, Periston?«
»Ihr kennt einen Weg in die Burg?«, rief Periston Aderint erstaunt.
Duane zuckte mit den Achseln. »Ich kenne jeden
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