Nebelriss
Lehrmeister Sorturo ihm aufgetragen hatte, nach Oors Caundis zu gehen und Malcoran, den Logenmeister der Malkuda, um Hilfe zu bitten.
Der mächtigste Zauberer von Kathyga …er wird etwas gegen diese Schmerzen tun. Er wird mir mein Gesicht zurückgeben.
Malcoran würde einen Schüler Sorturos bestimmt nicht abweisen. Zu seiner Erleichterung hatte Cercinor versprochen, einen Boten nach Oors Caundis zu senden. Seine Gedanken nahmen seltsame Wege. Nachdenklich starrte er den Vorhang am Zeltausgang an, fixierte die winzigen Löcher im Stoff, durch die Sonnenlicht fiel, und versuchte sich die Worte des Rotgeschuppten ins Gedächtnis zu rufen. Oft fühlte er sich wieder in die Welt der Goldei zurückversetzt; spürte den öligen Schlamm unter den Füßen und den glühenden Wind auf der Haut, hörte Aquazzans wispernde Stimme und die gierigen Schreie der ›Gehäuteten‹. Dann kehrte der Schmerz zurück; schreiend krümmte sich Laghanos auf dem Lager, tastete nach dem Metall, das sich über seine Stirn, seine Wangen, sein Kinn spannte.
Kein Mensch bin ich mehr, sondern ein Monster …
In der Nacht drohten die Schmerzen übermächtig zu werden. Das Gesicht brannte wie Feuer, sodass Laghanos oft versucht war, sich das Metall mit Gewalt von der juckenden Haut zu reißen. Doch sobald sich seine Finger den Drähten näherten, glühte das Gesicht wie in Flammen auf, und stöhnend ließ Laghanos die Hände sinken und fügte sich in sein Schicksal.
Ein neuer Tag. Feiner Regen tropfte auf das Zeltdach. Stumm ruhte Laghanos auf seinem Lager und wartete darauf, dass die nächste Welle der Schmerzen einsetzte. Sein Blick war auf den Vorhang gerichtet. Plötzlich hörte er Geräusche. Angst stieg in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Lärm dort draußen, Rufe, hastige Schritte. Hände rissen den Vorhang zurück.
Laghanos setzte sich ruckartig auf. Eine Gestalt betrat das Zelt: eine blonde Frau, grün ihr Gewand, das Gesicht weiß geschminkt. Sie schritt auf Laghanos zu, GRIFF NACH SEINEM ARM, UMKLAMMERTE IHN … »Nein«, brüllte Laghanos auf, versuchte sie fort zu stoßen, »NEIN!!!«
»Du brauchst keine Angst zu haben«, beschwor ihn die Frau. Sie schüttelte ihn, um ihn zur Besinnung zu bringen. »Beruhige dich, Laghanos! Malcoran hat mich gesandt, der Logenmeister von Oors Caundis. Du bist in Sicherheit.«
Verwirrt starrte Laghanos sie an. Sein Gesicht brannte wie Feuer. »Malcoran …«, murmelte er. »Ich muss zu ihm … Sorturo hat es mir gesagt …«
Sie lockerte ihren Griff und nahm vorsichtig seine zitternden Hände auf. Dann zog sie ihn dicht zu sich heran, und er sah ihre großen, braunen Augen. Sie waren warm und voller Ruhe. »Ich kenne Sorturo. Ist er dein Lehrmeister?«
Laghanos nickte. Noch immer raste sein Herz, und er musste sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. »Mein Name ist Naikaya«, sagte sie, »und ich bin eine Zauberin der Malkuda. Ich werde dich nach Oors Caundis bringen; dort bist du in Sicherheit. Dort werden die Goldei dir nichts mehr anhaben können.« Sie umarmte ihn. Er spürte ihr Haar, ihre warme Haut an seinem Hals. Schmerz zuckte durch seine Wangen, doch er nahm ihn kaum wahr, spürte nur die Zärtlichkeit ihrer Berührung.
Dann lockerte Naikaya die Umarmung und wisperte mit ruhiger Stimme: »Komm mit mir, Laghanos. Der Weg nach Oors Caundis ist lang. Ich werde dich tragen, und die Dunkelheit wird uns vor den Goldei schützen.« »Sie sind mächtiger als die Dunkelheit«, flüsterte Laghanos. »Sie durchdringen sie! Ich habe Angst … mein Gesicht …«
Er hörte ein Rascheln am Ende des Zeltes. Es war Cercinor. Unbemerkt hatte er das Zelt betreten und musterte Laghanos. »Ihr hört es, Zauberin - der Junge fürchtet sich.
Bleibt besser noch eine Nacht in meinem Lager und brecht erst morgen auf.«
Naikaya wandte sich zu ihm um. »Ich weiß Euer Angebot zu schätzen, Cercinor, doch Malcoran wies mich an, den Jungen so schnell wie möglich nach Oors Caundis zu bringen.«
Cercinor zuckte mit den Achseln. »Mir soll es recht sein. Meine Leute wollen ihn besser heute als morgen loswerden. Nehmt ihn mit … doch vergesst nicht Euren Teil der Abmachung. Zwanzig Zauberer hat die Malkuda mir versprochen!«
Naikaya nahm Laghanos auf den Arm und erhob sich. »Die Malkuda hält ihr Wort. Und nun geht aus dem Weg!«
Cercinor trat beiseite. Er warf Laghanos einen Blick zu, und es war Erleichterung in seinen Augen zu erkennen. »Ich wünsche dir alles Gute, mein Junge. Sei auf
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