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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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verfluchten Winkel in den Mauern von Andelor«, murmelte sie, »jeden modrigen Gang, jede leer stehende Kammer.«
    Periston Aderint schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber woher? Und wieso erzählt Ihr uns erst jetzt davon?« »Ich erzähle, was ich für richtig halte«, sagte Duane leise. Sie hatte den Blick in weite Ferne gerichtet, und alle Röte war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Es ist dennoch Wahnsinn«, bekräftigte Periston Aderint. »Wer sagt uns, dass tatsächlich nur dreißig Mann in der Burg sind?«
    »Wir werden es herausfinden«, zischte Duane. »Wenn ihr zu feige seid, bleibt hier im Busch sitzen und nässt euch die Hosen ein. Viel Zeit bleibt uns nicht; bald wird man den Soldaten vermissen und nach ihm suchen. Es ist besser, wenn ich sofort aufbreche!«
    »Ich gehe mit Euch«, sagte Periston hastig, »und sei es nur, um Euch vor einer Irrsinnstat zu bewahren.« Duane lächelte kalt. »Wie du willst, Periston Aderint. Es ist deine Entscheidung.« Sie wandte sich Graman Serffa zu. »Falls wir nicht vor Anbruch der Dunkelheit zurück sind, kehre zu Cercinors Lager zurück.« Sie suchte nach Worten. »Sage ihm, dass ich … dass ich den Lohn eintrieb, den man mir schuldete. Merke dir die Worte, Graman Serffa!« Sie blickte den Ritter beschwörend an, und dieser wiederholte stirnrunzelnd den Satz, den sie ihm aufgetragen hatte.
    Schließlich drehte Duane sich zu Periston Aderint um. »Und du, hochgeschätzter Baron, wirst von nun an alles tun, was ich dir sage, und jede Anweisung ohne Widerspruch befolgen. Denn eine falsche Bewegung, und man wird unser Eindringen bemerken; doch bevor dies geschieht, werde ich dir eher mein Messer in die Brust rammen und dich zum Schweigen bringen.«
    Hilflosigkeit, dieses elende Gefühl der Hilflosigkeit … das Gefühl, dunklen Mächten ausgeliefert zu sein, verborgenen Zielen zu dienen, ohne sich auflehnen zu können. Wo war seine Macht, seine Zauberkunst? Hatte er nicht einst vermocht, allein durch seinen Willen alles nur Erdenkliche bewirken zu können, ALLEIN DURCH SEINEN WILLEN? Nun war er nicht mehr als eine Feder in einem mächtigen Sturm, mal vornüber, mal empor gerissen, mal zu Boden gedrückt, mal von gierigen Winden gen Himmel geschleudert.
    Die Stimme Aquazzans war verstummt, sie suchte ihn nicht mehr in seinen Träumen heim, sandte ihn nicht mehr auf Irrpfade, verhöhnte ihn nicht länger. Nur der Schmerz war geblieben; ein dumpfes, ziehendes Gefühl in seinem Schädel, ein brennender Schmerz in seinem Gesicht. Als Laghanos zu Bewusstsein gekommen war, hatten seine Finger sogleich nach der Nase, nach den Lippen getastet, und voller Entsetzen hatte er die feinen Stäbe und Drähte, das zuckende Gestänge unter den Fingerkuppen gespürt.
    Er hatte versucht zu schlafen … zu schlafen, um zu vergessen, beseelt von der Hoffnung, dass sich all dies als ein Traum erweisen könnte. Doch er hatte kein Auge mehr zugetan. Schlaflos lag er auf seinem Lager unter den übereinander geschlagenen Tier feilen eines Zeltdaches. Vier knorrige Baumstämme bildeten die Pfeiler des Zeltes. Am Eingang hing ein fleckiger Vorhang, der Laghanos den Blick nach außen verwehrte. In dem Zelt wurden Nahrungsvorräte gelagert. Gelegentlich betraten Leute das Zelt, um sich einen Krug Wasser zu holen. Sie vermieden es, Laghanos anzusehen; verstohlen schlichen sie sich an ihm vorbei. Es war offensichtlich, dass sein Anblick Furcht in ihnen weckte. Laghanos wusste nicht, wer die Fremden waren, die ihn aus den Klauen der Goldei befreit hatten. Ihre Kleider waren schlicht, ihre Gesichter grimmig. Ihr Anführer sein Name war Cercinor - kam immer wieder in das Zelt, um Laghanos zu sehen; oft verstrichen zwischen seinen Besuchen nur wenige Stunden. Stets musterte er Laghanos mit stechenden Augen und bedrängte ihn mit Fragen. Er wollte alles über seine Gefangenschaft bei den Goldei erfahren, über den Rotgeschuppten und seine Worte. Anfangs hatte Laghanos bereitwillig Auskunft erteilt, soweit seine anhaltende Benommenheit es erlaubt hatte; doch inzwischen bemühte er sich, über gewisse Dinge Stillschweigen zu bewahren. Was er erlebt hatte, verwirrte ihn selbst zu sehr, und er konnte nicht erwarten, dass ein Fremder seine Erzählungen begreifen konnte. Von Cercinor hatte er erfahren, dass er sich inzwischen im Arkwald befand. Diese Nachricht hatte ihn mit Hoff- nung erfüllt, denn im Rochenland - so wusste er - lag Oors Caundis, die Logenburg der Malkuda. Er erinnerte sich daran, dass sein

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