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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterbrochen wurde und in einer Geschwindigkeit, die weit über der in geschlossenen Ortschaften zulässigen lag, ein silberfarbener Sportwagen aus der Hoteleinfahrt schoss und so nah an ihm vorbeirauschte, dass er vor Schreck zur Seite sprang und sich den Fuß an einem Mäuerchen stieß, welches das Grundstück umfasste. Er fluchte leise, rieb sich die schmerzende Stelle am Knöchel und warf dabei einen Blick in die Hoteleinfahrt. Der Parkplatz rechts daneben war mit einer ganzen Reihe Autos belegt – das Hotel schien recht gut ausgelastet zu sein.
    In der Mitte des Hofes, da wo die Treppe zum Haupteingang führte und eigentlich gar kein Parkplatz war, stand ein Wagen mit abgeblendeten Scheinwerfern. Soweit Angermüller im Licht der Laternen erkennen konnte, handelte es sich um ein wild bemaltes Gefährt, wie man es vor bestimmten Diskotheken oder Sportstudios gehäuft antraf. Bis hier unten am Tor war das Wummern der Bassboxen durch die geschlossenen Scheiben des Wagens zu hören. Er rätselte noch, was den Fahrer in das gediegene Ambiente von Steinleins Landgasthof verschlagen haben könnte, da wurde die Eingangstür über der Treppe von innen aufgerissen und eine Frau in einem engen, sehr kurzen Kleid stolperte heraus. Sie drehte sich auf dem Absatz um, stürzte zurück zur geöffneten Tür und lehnte sich dagegen, damit sie offen blieb. Dabei beschimpfte sie die Person, die offensichtlich von drinnen versuchte, die Tür zu schließen. Angermüller konnte nur wenig von ihrem Gekeife verstehen – ein paar Bruchstücke wie »Geld, Vertrag, Ärger« – und meinte schließlich, die Umrisse Paolas in der Tür zu erkennen. Mit einem Mal wurde das Dröhnen aus den Boxen lauter und der Fahrertür des schwarzen Vehikels mit dem rotgelben Flammendekor entstieg ein hünenhafter Kerl.
    »Alles in Ordnung, Irina?«, rief er in Richtung Treppe. Inzwischen war sich Angermüller sicher, dass Paola diejenige war, mit der die junge Frau den Disput hatte. Er verließ den Schatten der Mauer.
    »Hallo Frau Steinlein, hier bin ich! Es ist doch etwas später geworden, entschuldigen Sie bitte!«
    Raschen Schrittes lief er zur Eingangstreppe, sprang die Stufen hoch und meinte, im Rücken die Blicke des überraschten Musikfans zu spüren. Auch Irina war völlig überrumpelt und gab es auf, gegen die Tür zu drücken.
    »Ich komme wieder! Ich hol mir mein Geld, das kannst du mir glauben!«, fauchte sie böse. Sie drehte sich so abrupt um, dass ihre blonde Lockenpracht Angermüllers Gesicht streifte, und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Mit ihrem rosa Handtäschchen schob sie ihn wütend zur Seite und stöckelte in gefährlich hochhackigen Schuhen erstaunlich schnell die Stufen hinunter. Sie rief ihrem Freund etwas zu in einer Sprache, die Angermüller nicht verstand. Dann knallten laut die Autotüren und mit quietschenden Reifen jagte der Wagen vom Hof.
    »Georg! Das ist ja eine Überraschung!«
    »Hallo Paola! Ich hoffe, das war O. K., dass ich mich eingemischt habe?«
    »Aber natürlich! Ich wäre zwar mit dem Mädel auch allein fertig geworden, aber so ging es vermutlich schneller. Komm doch bitte rein!«
    »Es ist schon spät. Ich war eigentlich auf dem Weg nach Hause.«
    »Ist schon recht! Ich hab immer spät Feierabend, und ich glaube, heute werd ich sowieso nicht so schnell Ruhe finden. Jetzt komm erst mal rein, wir stehen hier ja wie auf dem Präsentierteller.«
    Paola zog ihn in die Tür und warf einen Blick zu den Fenstern der Hotelzimmer, wo in einigen während des ungewohnten Lärms auf dem Hof das Licht eingeschaltet worden war. »Hoffentlich kommen wenigstens meine Gäste jetzt zu ihrer wohlverdienten Ruhe!«
    Erst als sie die Tür abgeschlossen und sich im Licht der Eingangshalle zu ihm umgedreht hatte, sah sie Georgs Auge, das sich zu einem echten Veilchen entwickelte.
    »Georg! Was ist mit deinem Auge passiert?«
    Er erzählte ihr kurz von den Geschehnissen des Abends, in die er zum Teil unfreiwillig verwickelt worden war. Über den Brand bei Motschmann wusste Paola bestens Bescheid, denn unter Mitarbeitern und Gästen hatte es den ganzen Abend kein anderes Thema mehr gegeben.
    »Es tut aber nicht weh!«, versicherte Georg, als er Paolas mitleidigen Blick sah. Glücklicherweise schmerzte die Stelle am Auge wirklich kaum, und es sah schlimmer aus, als es war. Paola lächelte, strich sanft mit zwei Fingern darüber und pustete, so wie man es bei kleinen Kindern tat, um sie zu trösten.
    »Ist bald wieder

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