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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gut.«
    Sie gingen an der Rezeption und Paolas kleinem Büro vorbei und standen schließlich in einem sparsam, dafür aber edel und teuer möblierten Wohnzimmer, das auf Georg vor allem einen recht unpersönlichen Eindruck machte. Paola streifte ihre Schuhe ab.
    »Ich bin nicht oft hier, meist nur zum Schlafen. Zwei Zimmer, Küche, Bad – das ist mein ganzes Zuhause.« Es klang fast entschuldigend. »Aber mit der Wohnung ist das genau wie mit einem Mann: Ich bin mit dem Hotel verheiratet und brauch sie eigentlich nicht.«
    Sie schwiegen einen Moment, Paolas letzter Satz hing im Raum und Georg fühlte sich plötzlich irgendwie unsicher. Er wollte etwas sagen und Paola im gleichen Moment ebenfalls. Sie lachten.
    »Darauf trinken wir einen! Wie wär’s mit einem Brandy? Setz dich doch!«
    Georg nahm auf der weißen Ledercouch Platz. Paola legte eine CD ein. Gianna Nannini. Dann kam sie mit zwei Gläsern, kauerte sich wie früher zu seinen Füßen auf den dicken Teppich, und sie stießen miteinander an. Der Brandy war sehr aromatisch und von einer angenehmen Schärfe. Die ganze Szene hatte für Georg etwas von einem Déjà-vu, und so war es für ihn nur selbstverständlich, dass sie sich anschließend küssten. Dabei war er eigentlich nur Paolas Einladung gefolgt, weil er etwas über Irina und die Auseinandersetzung mit ihr erfahren wollte. Als Paola sich wieder abwandte und er ihren Nacken, in dem sich kleine schwarze Löckchen kringelten, vor sich sah, strich er zärtlich mit zwei Fingern darüber. Einen Moment saßen sie so und es war wie früher.
    »Hast du was rausgefunden, Georg?«
    Paolas leise Frage brachte Angermüller wieder zurück in die Gegenwart und der Zauber des Augenblicks war verflogen. Er zog seine Hand zurück.
    »Ich hab dir gesagt, dass du nicht so viel erwarten darfst.«
    »Natürlich, weiß ich doch.«
    »Die Polizei hat Johannes mitgenommen.«
    »Oh«, sagte Paola überrascht. »Sie haben ihn verhaftet?«
    »Das ganz bestimmt nicht. Ich denke, sie werden ihn vernehmen. Zu dem Brand und den Aktionen der Gentechnikaktivisten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Johannes etwas mit dem Tod deines Vaters zu tun hat«, versuchte Angermüller sich selbst zu beruhigen. Paola schwieg. Ihr Gespräch stockte einen Moment, dann begannen beide wieder gleichzeitig zu reden. Sie lachten und Georg ließ Paola den Vortritt.
    »Du bist heute Nachmittag Bea begegnet, sie hat mir erzählt, wie überrascht du warst!«
    »Ja, das stimmt. Ich hab sie ja wirklich 20 Jahre nicht gesehen, aber fast sofort wiedererkannt!«
    »Sie hat dich sofort wiedererkannt!«
    »So war es wohl. Es scheint ihr gut zu gehen, jedenfalls sah sie so aus …«
    »Bea würde nie zugeben, wenn es ihr schlecht geht. Als sie zurückkam, dachte sie, sie könnte sich mit Papa versöhnen, die alte Geschichte mit ihrer Mutter vergessen. Er ist ein alter kranker Mann, sagte sie und hat ihm stolz ihren Sohn präsentiert.«
    »Sie hat einen Sohn?«
    »Ja. Mahi heißt er, wird jetzt 19 und fängt an zu studieren. Ein kluger Bursche und sehr hübsch. Sein Vater ist Hawaiianer.«
    »Und hat euer Vater sich gefreut?«
    »Georg, was glaubst du? Einen seiner Anfälle hat er gekriegt, so wie ich’s dir erzählt hab. Sein Kopf wurde dunkelrot, er keuchte nur noch – ich dachte, er stirbt vor Wut! Es war schrecklich!«, Paola schüttelte sich in der Erinnerung an die Szene. »Bea ist dann mit Mahi sofort wieder gegangen, und Papa hat mir später aufgeschrieben, dass sie Hausverbot hat mitsamt ihrem ›Kinesenbalg‹. Ich glaube, das hat Bea sehr getroffen, aber natürlich hat sie sich nichts anmerken lassen, obwohl ich denke, sie hatte auch auf finanzielle Unterstützung gehofft, denn im Grunde besaß sie nichts, als sie hier ankam.«
    »Das muss hart gewesen sein für sie.«
    »Das war es ganz bestimmt. Aber Bea ist so stolz! Sie ist auch nicht zu mir gekommen wegen Hilfe. Ich denke, auch wenn sie immer so friedfertig tut, als ob sie nicht einmal das Wort kennt: Wenn sie es vorher noch nicht tat, dann hat sie danach unseren Vater richtig gehasst!«
    Wieder schwiegen sie einen Moment. Dann fiel Angermüller der Grund seines Hierseins ein: »Sag mal, die junge Frau vorhin, das war doch die Pflegerin deines Vaters, von der du mir erzählt hast. Was wollte sie denn?«
    »Geld, was sonst. Sie behauptet, außer dem Gehalt, was ich ihr zahlte, hätte mein Vater ihr noch eine zusätzliche Summe zugesagt. Davon weiß ich aber nichts.«
    »Warum

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