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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mit den Camposano-Leuten zusammenarbeiten. Und der Motschmann ist einer von denen, der würde denen liebend gern sein Land verkaufen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich weiß, das klingt verrückt. Aber ich habe da so ein Gefühl, dass der Motschmann selbst das war, der gezündelt hat, und dann ist ihm die Sache entglitten.«
    »Glaubst du wirklich? Das klingt aber ziemlich abenteuerlich!«
    »Stimmt schon. Aber ich denke, die Kollegen von der Kriminaltechnik in Coburg werden bestimmt schnell herausfinden, wie die Scheune in Brand geraten ist. Den alten Motschmann haben sie wohl ins Krankenhaus gebracht. Ich hab die Leute gefragt, die dort herumstanden, die sagten, die Feuerwehr hätte ihn am Hinterausgang der Scheune mit Brandverletzungen gefunden, was durchaus nicht gegen meine Annahme spricht.«
    »Irgendwie finde ich das trotzdem eigenartig. Der Brand und der Mord an meinem Vater an einem Tag. Vielleicht stecken ja doch die gleichen Leute dahinter.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen – jedenfalls nicht die Jungs mit ihrer Strohpuppe. Schon gar nicht, wenn’s stimmt, dass der Motschmann selbst der Brandstifter ist.«
    »Und wieso musste Johannes jetzt auf die Polizei?«
    »Wir haben die jungen Leute überzeugt, dass es am besten ist, wenn sie freiwillig eine Aussage machen über ihre Strohpuppenaktion, und Johannes wollte sie dabei unterstützen.«
    »Ach Johannes! Warum nur glaubt er, dass er sich immer um alles und jeden kümmern muss? An die Schwierigkeiten, die er sich damit aufhalst, denkt er nie«, brach es aus Rosi heraus. Leiser fügte sie hinzu: »Und an die Sorgen, die ich mir seinetwegen mache, denkt er schon gar nicht.«
    Die Freundin tat Angermüller leid. Was auch immer für ein Mensch der alte Steinlein gewesen sein mochte – Rosi hatte heute Morgen ihren Vater verloren und brauchte allein deshalb Trost und Zuspruch. Johannes war schon immer jemand, der etwas riskierte, wenn es um eine Sache ging, die er als wichtig und richtig erkannt hatte, und der sich um sein eigenes Wohl dann wenig scherte. Wahrscheinlich konnte er sich auch gar nicht vorstellen, dass Rosi sich seinetwegen Sorgen machte, furchtlos und grenzenlos optimistisch wie er war.
    Inzwischen glaubte Georg Angermüller zu wissen, warum es für Rosi so wichtig war, den Tod ihres Vaters aufzuklären und, welchen Verdacht sie hegte. Angesichts ihrer Verfassung verzichtete er darauf, sie jetzt danach zu fragen. Außerdem wollte er sich erst einmal selbst Klarheit verschaffen und jeden noch so leisen Zweifel ausgeräumt haben.
    Um sie abzulenken, interessierte er sich für die Pläne, die sie mit dem Hofcafé verwirklichen wollte, und erkundigte sich noch einmal eingehend nach den Kindern, die er beim Abendessen kurz gesehen hatte. Dabei fiel Rosi ein, dass sie noch Kartoffeln aufsetzen wollte, denn zum morgigen Fest gehörte natürlich eine große Schüssel ihres hausgemachten Kartoffelsalats.
    Angermüller half mit, die Kartoffeln zu waschen, und erzählte dabei von seinem Leben im Norden, von der Ostsee, vom Fisch und landete natürlich bei der holsteinischen Küche.
    »Ich kann ja für morgen Abend auch etwas beisteuern – sofern ich eingeladen werde.«
    Rosi knuffte ihn in die Seite.
    »Mensch, Schorsch! Du gehörst doch zur Familie!«
    Angermüllers Ablenkungsversuche hatten gewirkt und Rosi schien ihre Sorgen zumindest für den Moment vergessen zu haben. Nun machte sich Müdigkeit bei ihr bemerkbar und sie fing an zu gähnen.
    »Entschuldige, Rosi! Ich laber hier rum und halt dich auf und du willst schon lange schlafen gehen!«, Angermüller erhob sich. »Dann mach ich mich mal auf den Weg. Ich denke, der Johannes wird auch bald kommen.«
    »Danke, Schorsch!«
    »Wofür?«
    »Dass du da warst.«
    Sie umarmten sich.
    »Meine Handynummer hast du ja, wenn irgendwas ist – ruf an! Nacht Rosi.«

     
    Als Angermüller auf seinem Weg nach Hause war, herrschte in Niederengbach wieder Ruhe. Kurz nach Mitternacht war in den meisten Häusern das Licht gelöscht und die Bewohner lagen nach einem ereignisreichen Tag endlich im Schlaf. Nur ein paar Löcher im Dach von Motschmanns Scheune, schwarze Rußzungen, die die zerstörten Fenster umrahmten, und die auf dem Hof verbliebenen Feuerwehrmänner, die dort Brandwache hielten, zeugten von den Aufregungen des Abends, und in der Luft lag immer noch ein intensiver Brandgeruch.
    Er war auf der Höhe von Steinleins Landgasthof, als die Stille plötzlich von einem laut röhrenden Motor

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