Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
Gespinst von behutsam wogenden Lichtfäden eingehüllt, die stetig diamantglitzernden Staub sprühten. „Wie musste das erst bei Nacht wirken?“ , fragte sich Victoria fasziniert.
„Zauberhaft – im wahrsten Sinnes des Wortes“ , hörte sie Jaromirs schläfrige Stimme und dann schickte er ihr noch ein entsprechendes Bild.
Sie staunte. „Das ist ja unglaublich… Hoggi ist ein echter Künstler!“
„Hmmhm, das ist er“ , antwortet ihr Gefährte entspannt.
Victoria schwieg einen Moment und fragte dann: „Ob Menschen auch so etwas lernen können?“
Jaromir lachte leise. „Ich habe mich schon gewundert, wann du das fragst … Hey Hoggi, Victoria bewundert ehrfürchtig deinen Zauber und möchte wissen, ob Menschen auch diese Form der Magie erlernen können“
Hoggi ließ seinen Patienten nicht aus den Augen, antwortete aber sichtlich geschmeichelt: „Ja… doch, doch… Gerade die menschlichen Gefährtinnen waren insbesondere in der Heilkunst meist sehr bewandert. Allerdings dauert es ein paar Jahrhunderte, bis man diese Magie wirklich gut beherrscht.“
Hoggis Heilzauber dauerte insgesamt eine gute halbe Stunde. Victoria beobachtete den alten Drachen und sein Können mit glänzenden Augen. Sie sah fasziniert zu, wie die zarten Lichtfäden gegen Ende langsam an Leuchtkraft verloren und schließlich ganz erloschen. Jaromir war schon nach wenigen Minuten erschöpft aber entspannt eingeschlafen.
Victoria war ebenfalls todmüde, aber sie wollte dieses ungewöhnliche Schauspiel bis zur letzten Sekunde auskosten und auf keinen Fall etwas verpassen.
Allein das Betrachten dieser filigranen Magie ließ ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit in ihr entstehen. Sie spürte die merkwürdige Gewissheit, angekommen zu sein. Sie gehörte einfach zu diesen Drachen und in ihre Welt. Die Zweifel und Anstrengungen der letzten Wochen waren wie weggewischt, geblieben waren innere Ruhe und leises Glück.
Als der alte Drache sein Werk vollendet hatte, sah er sie mit seinen freundlichen Augen an. „Jaromir wird jetzt für die nächsten Stunden tief und fest schlafen. Wenn er wieder erwacht, wird er noch ein paar Tage Ruhe brauchen, aber danach ist er wie neu.“
„Vielen Dank, Hoggi! Jaromir weiß das wirklich zu schätzen.“
Hoggi nickte lächelnd. Dann legte er seinen Kopf schief und sah sie prüfend an. „Du bist sehr müde, hast dich aber trotzdem nicht zur Ruhe begeben – hast du doch irgendwelche Verletzungen, um die ich mich jetzt besser kümmern sollte?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin wirklich unverletzt. Keiner der Angriffe konnte unseren Schild durchdringen.“ Dann grinste sie. „Ich wollte nur nichts von deinem Heilzauber verpassen.“
Das Lächeln des alten Drachen wurde breiter. „Ja, ja… Der gute Abrexar hat mir schon von deinem unstillbaren Wissensdurst, was die Magie angeht, berichtet. Ich wollte ihm anfangs nicht glauben, aber jetzt bin ich überzeugt.“ Dann wurde sein Gesichtsausdruck streng. „Aber du solltest dich jetzt auch hinlegen. Magiewirken zehrt an den Kräften, selbst wenn es keine offensichtlichen Verletzungen hervorruft.“
Dann trottete er zum Zelt, kramte einen Augenblick darin herum und holte schließlich etwas aus dem Eingangsbereich heraus. „Am besten isst du das hier noch vor dem Schlafengehen.“
Er gab ihr eine Art Hartkeks, der stark nach Zimt roch.
Victoria bedankte sich und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken.
Hoggi lachte leise. „Keine Angst Victoria, wir werden in den nächsten Tagen noch reichlich Zeit zum Reden haben – du verpasst nichts.“
29. Ausgeschlafen
Als Victoria die Augen wieder aufschlug, war es taghell im Zelt. Trotzdem hatte sie keine Ahnung, wie spät es war, denn sie erinnerte sich daran, dass die Sonne hier zurzeit nicht untergehen würde – jedenfalls hatte Hoggi das gesagt. Sie reckte sich verschlafen und blinzelte ein paar Mal, bis sie die Zeiger ihrer Armbanduhr erkennen konnte. „Zwanzig nach elf – nur ist es jetzt Tag oder Nacht? … Ach, eigentlich auch egal.“
Sie gähnte herzhaft und reckte sich noch einmal. Dann sah sie sich um und stellte verwundert fest, dass Jaromir in Menschengestalt auf dem Schlafsack neben ihr lag und tief und fest schlief.
„ Er sieht so friedlich aus.“
Es war das erste Mal, dass sie ihn beim Schlummern beobachten konnte. Sie lächelte, kroch zu ihm rüber und kuschelte sich eng an ihn ran.
Er gab nur ein zufriedenes „Hmmhmmm“ von sich und legte seinen Arm
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