Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
eine Wette gegen Hoggi gewonnen habe. Und Hoggi hat bei sich ebenfalls ein großes Glasgefäß mit jeder Menge schwarzen Steinen.“
Victoria sah im Geiste der beiden alten Drachen, dass Abrexar wesentlich mehr weiße Steine besaß als Hoggi schwarze.
Da brummelte Hoggi beleidigt in seinen Bart: „Vor ein paar hundert Jahren sah das Verhältnis noch ganz anders aus!“
Victoria grinste über den ausdauernden Wettstreit der zwei, aber sie verwunderte etwas anderes. „Ihr habt darum gewettet, ob ich Hoggis Schülerin werden würde?“ Sie fühlte sich ein wenig wie ein Sack Mehl, um den geschachert worden war.
Aber Abrexar grinste weiter. „Ach, wegen mir hätten wir gar nicht wetten müssen! MIR war vollkommen klar, dass er dich aufnehmen würde, auch ohne, dass du ihn darum bittest. Aber der alte Zausel hat vehement bestritten, dass er jemals wieder unterrichten würde und auf der Wette bestanden.“
Nun rief Jaromir: „Ach, darum sollte keiner von uns Abrexar etwas von der Abmachung sagen!“
Alle lachten ausgelassen und sogar Hoggi fiel nach einem tiefen Seufzer mit ein und meinte schließlich: „Aber wenn ich hier wohnen soll, dann möchte ich wenigstens dieses düstere Gästequartier etwas freundlicher gestalten. Man kommt sich ja vor wie in einer Gruft!“
Lenir grinste wissend von einem Ohr zum anderen.
„Ich weiß gar nicht, was du hast!“, meckerte Abrexar. „Dieser Stil war sehr in Mode, als ich das Haus vor ein paar Jahrhunderten habe errichten lassen… Aber du kannst die Räume natürlich gestalten, wie du willst, wenn dich das glücklich macht.“
Dann wandte er wieder an Jaromir und Victoria und erklärte eindringlich: „Von einem Gesetz bin ich überzeugt, dass deren Umsetzung von den Goldenen umgehend eingefordert wird. Es handelt sich um eines der ehernen Gesetze, das besagt, dass Gefährten ihre Beziehung offiziell machen müssen, sobald die Verbindung vollkommen ist. Ihr solltet also in den nächsten Wochen euren Freunden, Kollegen und vor allem auch Victorias Verwandten von euch erzählen.“
Victoria schluckte. „Meine Freunde – O.K. Das kriege ich hin, auch wenn Falk wohl die Augen aus dem Kopf fallen werden. Aber meine Mutter?! Die wird mit Sicherheit etwas gegen Jaromir haben. «Er ist doch viel zu alt für dich… und dann auch noch dein Professor! Der nutzt dich nur aus – das kann doch gar nicht gut gehen!», genau das wird sie sagen.“
Jaromir drückte ihre Hand und lächelte aufmunternd. „Ach Kleines, wer es schafft, vierzig Roten in einer Schlacht gegenüber zu treten und zu überleben, der sollte mit einer einzelnen Menschenfrau kein großes Problem haben.“
„Du kennst meine Mutter nicht!“ , seufzte Victoria tief. „Und wenn du es deinen Kollegen sagst, dann ist mein Geometriestudium wohl gelaufen…“
Jaromir lachte. „Ach, du weißt doch eh schon alles!“
Sie diskutierten gemeinsam, was es bei der Bekanntgabe ihrer Beziehung zu bedenken gabt und ob Victoria weiter zur Uni gehen sollte und schließlich sagte Abrexar: „Ihr werdet ja sehen, wie euer Umfeld auf die Neuigkeiten reagiert. Dann könnt ihr immer noch entscheiden, wie es weitergehen soll… Und Langeweile wird bei Victoria durch Hoggis Stundenplan in den nächsten Jahren ohnehin nicht aufkommen.
Eine Sache möchte ich aber noch mit euch besprechen, bevor ich wieder aufbreche. Ich würde Lenir gern hierher versetzen lassen. Eure Verbindung ist zwar vollkommen, aber ihr braucht in den nächsten Monaten, wenn nicht sogar Jahren viel Zeit für euch, um herauszufinden, was es bedeutet, Gefährten zu sein. So viel Wissen ist in den letzten siebenhundert Jahren verloren gegangen und ihr müsst es euch nun mühsam wieder Stück für Stück erarbeiten.
Gleichzeitig wird es aber ein reges Interesse an euch und eurer Verbindung bei den anderen Drachen geben. Ich bin überzeugt, dass ihr viel Besuch aus aller Welt erhalten werdet. Ich halte es für sinnvoll, wenn sich Lenir um das Tor, die Koordination der Besucher und die Gästebetreuung kümmert, denn Hoggi wird mit dem Unterricht wohl ausgelastet sein.“
Der alte Weiße lächelte seinen ehemaligen Schüler dankbar an. Lenirs Job hätte er im Leben nicht übernehmen wollen.
Der junge Schwarze war offensichtlich sehr zufrieden damit und fragte sogleich: „Dann kann ich mir mein Quartier hier aber auch so einrichten, wie es mir gefällt, oder?“ Lenir dachte mit Grausen an die Stunden der letzten Wochen in den düsteren Zimmern und hoffte
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