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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Erbe?«
    »Das meiner Eltern.«
    »Was ist denn damit passiert?«
    »Das meiste davon verschwand einfach, das hatte sich Ragnar unter den Nagel gerissen. Er hat sich auf meine Kosten bereichert … genau genommen war mein Bruder ein Mistkerl.«
    Tilda wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ragnar war ein Mistkerl, zumindest mir gegenüber«, wiederholte Gerlof und schüttelte den Kopf. »Er hat unser Elternhaus in Stenvik einfach leer geräumt, das meiste davon verhökert, das Haus an einen Käufer vom Festland verschachert und den Gewinn behalten. Da ließ er auch nicht mit sich reden. Er starrte mich einfach nur mit eiskaltem Blick an … es war unmöglich, sich gegen ihn durchzusetzen.«
    »Hat er alles genommen?«
    »Er hat mir ein paar Erinnerungsstücke überlassen, aber das Geld hat Ragnar behalten. Ich vermute, er fand, dass es ihm zustand.«
    »Aber … konntest du da gar nichts gegen ihn unternehmen?«
    »Meinst du, ihn anzeigen? So läuft das hier nicht auf der Insel. Wir haben uns stattdessen überworfen. Bei Brüdern ist das manchmal so.«
    »Aber …«
    »Ragnar hat sich einfach bedient«, fuhr Gerlof fort. »Er war ja schließlich der Ältere. Er hatte sich immer zuerst genommen und nur geteilt, wenn er Lust dazu hatte … daher sind wir nicht in Freundschaft auseinandergegangen, bevor er mit seinem Boot aufs Meer fuhr und im Sturm erfror.« Gerlof seufzte. » Bleibet fest in der brüderlichen Liebe , heißt in dem Brief an die Hebräer, aber das ist nicht immer leicht. So denke ich natürlich heute darüber.«
    Tilda schaltete das Tonbandgerät aus.
    »Ich glaube … diese letzte Sache kann ich eigentlich gleich löschen. Nicht weil ich glaube, dass du nicht die Wahrheit gesagt hast, Gerlof, aber …«
    »Meinetwegen gerne«, sagte Gerlof.
    Tilda wollte gerade das Gerät in die schwarze Tasche zurückstecken, als Gerlof sagte:
    »Ich glaube, ich habe mittlerweile begriffen, wie das Ding da funktioniert. Welche Knöpfe man wann drücken muss.«
    »Sehr gut«, lobte Tilda. »Du bist ja auch technisch begabt, Gerlof.«
    »Könntest du es hierlassen, bis wir uns das nächste Mal sehen?«
    »Das Tonbandgerät?«
    »Falls ich Lust haben sollte, noch mehr Geschichten aufzunehmen?«
    »Natürlich.« Tilda reichte ihm die Tasche. »Nimm so viel auf, wie du willst. In der Tasche liegen auch noch leere Kassetten, die du gerne benutzen kannst.«
    Als sie aufs Revier zurückkam, blinkte der Anrufbeantworter. Sie schaltete ihn an, um die Nachrichten abzuhören, aber als Martins Stimme erklang, seufzte sie und löschte den Anruf.
    Er sollte sie endlich in Ruhe lassen.

26
    V or Weihnachten machte Joakim mit den Kindern noch einen Ausflug. Es war der erste Tag der Weihnachtsferien, und sie fuhren gemeinsam nach Borgholm.
    Viele Bürger waren auf den Straßen unterwegs, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Familie Westin fuhr auf den Parkplatz des großen Einkaufscenters und streifte durch die langen Gänge mit Regalen voller Lebensmittel, um für die Weihnachtsfeiertage einzukaufen.
    »Was wollen wir denn zu Weihnachten essen?«, fragte Joakim.
    »Grillhühnchen und Pommes«, rief Livia fröhlich.
    »Saft«, fügte Gabriel hinzu.
    Joakim kaufte Hühnchen, Pommes frites und Himbeersaft, legte aber auch noch Kartoffeln, Wurst, Schinken, Weihnachtsbier und Knäckebrot in den Einkaufswagen. Dann holte er tiefgefrorenes Rinderhack für die Fleischklöße, und als er im Fischtresen öländischen Aal entdeckte, kaufte er sich noch etwas von dem geräucherten dazu. Vermutlich war dieser Aal zu Lebzeiten an Åludden vorbeigeschwommen.
    Auch am Butterkäse kam er nicht vorbei, er kaufte ein Kilo. Katrine hatte es geliebt, zu Weihnachten Brot mit dicken Scheiben Käse zu essen.
    Er wusste genau, dass es unvernünftig war, aber er hatte letzte Woche sogar ein Geschenk für sie besorgt. Er war nach Borgholm gefahren und hatte nach Geschenken für die Kinder gesucht. In einem Schaufenster hatte er eine hellgrüne Tunikagesehen, die Katrine gefallen hätte. Er war zwar zunächst daran vorbeigegangen und hatte das Spielzeuggeschäft aufgesucht, war aber später noch einmal umgekehrt und hatte in Danielssons Kleiderboutique die Tunika gekauft.
    »Ja, einpacken bitte … als Weihnachtsgeschenk!«, hatte er gesagt und ein rotes Paket mit einer weißen Schleife gereicht bekommen.
    Auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum wurden in Plastiknetze eingewickelte Weihnachtsbäume verkauft. Joakim wählte eine stattliche

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