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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Stoffstück ins Licht, und Henrik erkannte, dass es keine normale Wollmütze war.
    Es war eine Strumpfmaske mit Löchern für die Augen und den Mund.
    »Mein Vorschlag lautet also, dass wir diese hier das nächste Mal aufsetzen«, erläuterte Tommy, »und die Sommerhäuser hinter uns lassen.«
    »Aha, und was machen wir stattdessen?«
    »Bewohnte Häuser.«
    Ein nervöses Schweigen breitete sich in der Dunkelheit am Strand aus.
    »Logo«, stimmte Freddy als Erster zu.
    Henrik betrachtete wortlos die Strumpfmaske. Er musste nachdenken.
    »Ich weiß schon … das Risiko steigt«, gab Tommy zu. »Aber der Gewinn auch. Wir werden niemals Kohle oder Schmuck in den Sommerhäusern finden … nur in Häusern, in denen Leute das ganze Jahr über wohnen.« Er warf die Mütze zurück in den Wagen und fuhr fort: »Wir müssen natürlich erst Aleister fragen, ob das in Ordnung wäre. Und wir müssen sichere Häuser auswählen, die ein bisschen abgeschieden liegen und keine Alarmanlagen haben.«
    »Und keine Hunde«, fügte Freddy hinzu.
    »Richtig. Auch keine verdammten Köter. Niemand wird uns wiedererkennen können, wenn wir diese Dinger aufhaben«, unterstrich Tommy und fixierte Henrik. »Was sagst du dazu?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ums Geld ging es ihm gar nicht – Henrik hatte ja einen gut bezahlten Handwerkerjob –, er war nur auf den Kick aus. Der vertrieb ihm den öden Alltag.
    »Freddy und ich machen das auch solo«, sagte Tommy. »Dann bleibt mehr Knete für uns übrig, kein Problem.«
    Henrik schüttelte energisch den Kopf. Vielleicht würden sie nicht mehr so viele gemeinsame Dinger drehen, aber er wollte selbst entscheiden, wann er ausstieg.
    Er erinnerte sich an das zertrümmerte Buddelschiff und sagte mit fester Stimme:
    »Ich bin dabei … wenn wir es ruhig angehen lassen. Und niemand kommt zu Schaden.«
    »Wem sollten wir denn Schaden zufügen?«, fragte Tommy freundlich.
    »Den Besitzern.«
    »Die schlafen doch, verdammt … und wenn sie aufwachen sollten, sprechen wir einfach Englisch. Dann glauben die, dass wir Ausländer sind.«
    Henrik nickte, war aber noch nicht vollkommen überzeugt. Er zog die Plane über die Beute und verschloss das Bootshaus mit dem Hängeschloss.
    Sie sprangen in den Lieferwagen und fuhren gen Süden zurück nach Borgholm.
    Nach knapp zwanzig Minuten waren sie in der Stadt, in der Spaliere von Straßenlaternen versuchten, die Herbstdunkelheit zu vertreiben. Die Bürgersteige waren so menschenleer wie die Landstraße. Tommy verringerte das Tempo und hielt vor dem Mietshaus, in dem Henrik wohnte.
    »Alles paletti«, sagte er. »Wir sehen uns in einer Woche, ja? Nächsten Dienstagabend?«
    »Geht in Ordnung … aber ich werde bestimmt vorher noch einmal rausfahren.«
    »Dir gefällt es hier in der Einöde, was?«
    Henrik nickte.
    »Okay, aber Finger weg von den Sachen. Wir finden einen Käufer in Kalmar. Keine eigenen Geschäfte!«
    »Das ist euer Ding!«, verabschiedete sich Henrik und schlug die Wagentür zu.
    Er ging auf die Haustür zu und sah auf die Uhr. Halb zwei. Es war doch noch ziemlich früh. Jetzt würde er noch fünf Stunden in seinem einsamen Bett schlafen können, bis ihn der Wecker zu seinem bürgerlichen Job rief.
    Er musste an alle Häuser denken, in denen Leute schliefen. Einheimische.
    Er würde abhauen, wenn etwas schiefging. Wenn jemand aufwachte, dann würde er einfach abhauen. Die Brüder und ihr dämlicher Geist im Glas würden selbst klarkommen müssen.

3
    T ilda Davidsson saß im Flur des Altersheimes von Marnäs und hatte die Tasche mit dem Tonbandgerät auf dem Schoß. Sie wartete vor der Tür ihres Verwandten Gerlof, den sie besuchen wollte, aber sie war nicht allein. Am Ende des Flures hatten es sich zwei zarte, weißhaarige Frauen auf einem Sofa bequem gemacht. Wahrscheinlich warteten sie auf den Nachmittagskaffee.
    Die beiden redeten unaufhörlich, und Tilda hörte ihre Unterhaltung zwangsläufig mit.
    Sie sprachen in einem ungehaltenen und besorgten Tonfall, es klang wie eine Abfolge von gedehnten Seufzern.
    »Ja, sie fliegen und fahren, wohin sie wollen«, seufzte die eine. »Eine Auslandsreise nach der anderen. Je weiter, desto besser.«
    »So ist es, die gönnen sich alles Mögliche«, erwiderte die andere, »das tun sie wirklich …«
    »Ja, und es darf auch etwas kosten … wenn sie es für sich kaufen«, warf die Erste ein. »Letzte Woche erst habe ich meine jüngste Tochter angerufen, und sie erzählte mir, dass sie sich mit ihrem

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