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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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genau wusste, dass er Katrine dort nicht antreffen würde. Es war vollkommen unmöglich, sie war auf Öland.
    Warum hätte sie ihm den ganzen weiten Weg nach Stockholm hinterherfahren sollen, ohne vorher anzurufen?
    Er hatte sich verhört. Er musste sich verhört haben.
    Joakim sah auf die Uhr. Zehn nach vier. Draußen war es schon fast dunkel.
    Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Åludden. Katrine müsste schon längst mit den Kindern vom Kindergarten zurück sein.
    Sechs Klingelzeichen verstrichen, sieben und acht. Niemand hob ab.
    Er wählte ihre Handynummer, auch dort.
    Joakim redete sich gut zu, während er die restlichen Werkzeuge verstaute. Als er alles in den Anhänger verladen hatte, wählte er eine dritte Nummer.
    »Westin.«
    Seine Mutter Ingrid klang immer besorgt, wenn sie ans Telefon ging, fand Joakim.
    »Hallo, Mama, ich bin es.«
    »Ja, hallo, Joakim. Bist du schon in Stockholm angekommen?«
    »Ja, aber …«
    »Wann kommst du?«
    Er hörte ihre Freude, als sie seine Stimme erkannte, und kurz darauf auch ihre Enttäuschung darüber, dass er doch nicht, wie geplant, bei ihr zu Abend essen und übernachten würde.
    »Nicht? Ist was passiert?«
    »Ach was«, wiegelte er schnell ab. »Ich glaube, es ist sicherer,wenn ich heute schon nach Öland zurückfahre. Ich habe doch das Rambe-Gemälde und das ganze Werkzeug im Anhänger und möchte das nicht über Nacht draußen stehen lassen.«
    »Ja, klar«, stimmte Ingrid leise zu.
    »Mama, hat Katrine dich heute angerufen?«
    »Heute? Nein.«
    »Gut«, sagte er. »Ich wollte nur mal hören.«
    »Wann kommst du denn dann das nächste Mal vorbei?«
    »Weiß ich nicht«, sagte er verhalten. »Wir wohnen ja jetzt auf Öland, Mama.«
    Kaum hatte er aufgelegt, versuchte er erneut auf Åludden anzurufen.
    Auch dieses Mal nahm niemand den Hörer ab. Es war mittlerweile halb fünf, er startete den Motor und fuhr los.
    Bevor Joakim sich auf die Heimreise machte, brachte er alle Schlüssel der Apfelvilla zu ihrem Makler. Ab jetzt waren Katrine und er keine Stockholmer Hausbesitzer mehr.
    Der Berufsverkehr in die Vororte hatte eingesetzt, und er benötigte fast eine Dreiviertelstunde, um Stockholm auf der Stadtautobahn zu verlassen. Als die Verkehrsdichte endlich abgenommen hatte, zeigte die Uhr Viertel vor sechs. Joakim fuhr auf einen Parkplatz hinter Södertälje und versuchte erneut, Katrine zu erreichen.
    Vier Klingelzeichen verstrichen, dann hob jemand ab.
    »Hier spricht Tilda Davidsson.«
    Es war zwar eine weibliche Stimme, aber der Name war ihm unbekannt.
    »Hallo?« Joakim war verunsichert.
    Er musste sich verwählt haben.
    »Wer ist da?«, fragte die Frau.
    »Hier spricht Joakim Westin«, antwortete er langsam. »Ich wohne auf Åludden.«
    »Verstehe.«
    Dann schwieg sie.
    »Sind meine Frau und meine Kinder zu Hause?«, fragte er.
    Schweigen.
    »Nein.«
    »Und wer bitte sind Sie?«
    »Ich bin von der Polizei«, antwortete die Frau. »Ich möchte gerne, dass Sie …«
    »Wo ist meine Frau?«, unterbrach Joakim sie.
    Wieder Schweigen.
    »Wo befinden Sie sich jetzt, Herr Westin? Sind Sie auf Öland?«
    Die Polizistin hatte eine junge, aber angespannte Stimme, sie klang nicht vertrauenserweckend.
    »Ich bin in Stockholm«, antwortete er. »Beziehungsweise auf dem Weg von Stockholm, ich bin jetzt hinter Södertälje.«
    »Sie sind also auf dem Weg nach Öland?«
    »Ja, ich habe die letzten Umzugskartons aus unserer Villa in Stockholm geholt.« Er wollte vernünftig und überzeugend klingen, damit die Polizistin ihm endlich seine Fragen beantwortete. »Können Sie mir bitte erzählen, was passiert ist? Ist jemandem aus meiner …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn, »ich kann Ihnen nichts sagen. Aber es wäre gut, wenn Sie so schnell wie möglich herkommen würden.«
    »Ist etwas …«
    »Halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen!«, rief sie ihm noch zu und legte dann auf.
    Joakim saß mit dem stummen Telefon am Ohr und starrte hinaus auf den verwaisten Parkplatz.
    Dann legte er den Gang ein und fuhr zurück auf die Autobahn. Mit etwa zwanzig Stundenkilometern über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit jagte er nach Süden, als aber vor seinem inneren Auge Bilder von Katrine und den Kindern auftauchten, wie sie vor dem Hof in Åludden standen und ihm zuwinkten, fuhr er erneut auf einen Parkplatz und hielt an.
    Dieses Mal meldete sie sich schon nach dem dritten Klingelzeichen.
    »Davidsson.«
    Joakim machte sich nicht die Mühe,

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