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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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vornahm, eine Zigarette. Vielleicht raucht er auch, dachte sie.
    Sie lauschte dem Zwitschern der Vögel und dem Gurren des Taubenpärchens, das in der mächtigen Fichte im Garten des Nachbarn genistet hatte.
    Die Waldnähe gab der Wohnung einen eigenen Reiz. Vom Fenster aus gelang es ihr häufig, das Wild zu beobachten. Natürlich würde sie umziehen, wenn er es von ihr wünschte. Auch in Wilhelmshaven oder Jever ließ es sich leben. Jever war sogar idyllisch mit dem historischen Schloss und der schönen Altstadt.
    Heide Heynen erledigte den Abwasch, holte die Zeitung aus demKasten und überflog die Schlagzeilen. Sie gab schließlich dem inneren Drängen nach, griff zur Wetterjacke, verschloss die Wohnung, ging zur Garage und stieg in ihren Wagen.
    Sie fuhr nach Hage, bog an der Mühle ab und lenkte den Golf durch Hagermarsch nach Neßmersiel. Noch herrschte Ruhe in dem Badeort. Vor dem Fährhof parkten einige Fahrzeuge mit fremden Nummernschildern.
    Heide Heynen überquerte den Seedeich und fuhr in das Weidevorland. Die ersten Gänseblümchen zeigten sich vereinzelt im keimenden Gras. Es war Flut. Das Wasser kam. Der Yachtverein hatte bereits die Bootsstege zu Wasser gelassen. Auf dem Parkplatz vor dem Anleger standen eine Hand voll Autos.
    Auf dem Betonsockel befand sich das Hafencafé. Von ihm verlief eine kleine Steinmauer, die weit in das Meer ragte. Wanderer spazierten im scharfen Wind. Seitlich lag der Strand. Die Gemeinde hatte bereits einige Strandkörbe aufgestellt, in denen bei dem sonnigen Wetter Gäste saßen.
    Heide Heynen parkte auf dem Anlieger. Vor ihr lag die See. Sie blickte auf die Dünen von Norderney mit dem Wrack und auf die gegenüberliegende Insel Baltrum. Sie betrachtete es als eine Gnade, hier zuhause zu sein.
    Die Sicht war heute besonders gut. Sie erkannte trotz der Entfernung die Häuser am Anfang der Insel.
    Das Transportschiff der Reederei lag vertäut seitlich am Anleger. Der Hafenmatrose zog mit dem »Bock« die vollen Container für die Ladearbeit in Position.
    Heide Heynen studierte die abgestellten Wagen. Vergeblich. Der schicke silbermetallicfarbene Mercedes war nicht darunter. Sie schaute auf die Uhr. Noch hatte er Zeit, noch konnte er eintreffen.
    Sie beobachtete das Fährschiff auf der Insel. Es legte ab und verließ Baltrum und steuerte das Festland an. Sie kam sich plötzlich ziemlich naiv vor und starrte auf die Straße, die in der Sonne im grünen Vorland lag.
    Dann sah sie den Mercedes. Sie stieg aus und winkte ihm zu.
    Auch Jesko Calvis hatte zweiflerische Gedanken gehegt. Es warfür ihn ein überwältigender Anblick, zu sehen, wie Heide Heynen vor malerischer Hafenkulisse so temperamentvoll und gesund mit der ersten Sonnenbräune im Gesicht auf sich aufmerksam machte. Hübsch sah sie aus!
    Er parkte den Mercedes neben ihrem Wagen, stieg aus, ging zu ihr, beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre Augen strahlten. Auch er konnte seine Freude über das Wiedersehen nicht verbergen.
    »Frau Heynen, ein schönes Fleckchen Erde, auf dem ich Sie begrüße. Hinreißend finde ich auch meine Inselführerin. Und unser Traumschiff nimmt bereits Kurs auf den Hafen«, sagte er spaßig.
    Er trug sein volles Haar kurz geschnitten. Sein Gesicht wirkte streng. Er hatte vorstehende Wangenknochen und eine breite Stirn. Seine Augen waren grün. Er hatte breite Augenbrauen. Sein Körper wirkte in der legeren Wildlederjacke sportlich. Er trug eine rostfarbene Feincordjeans und sportliche Wanderschuhe.
    »Ich mache darauf aufmerksam, dass unser Inselausflug nur sehr kurz ausfällt, Herr Calvis«, sagte sie. »Nennen Sie mich Heide, und wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Jesko zu Ihnen sagen. Was unsere Anreise betrifft, so gelten unsere Wagen bereits als vorschriftlich geparkt. Wir müssen nur noch den Parkschein holen und sichtbar auf das Armaturenbrett legen.« Sie zeigte auf den Parkscheinautomaten.
    Sie gingen hin. Heide Heynen ließ es nicht zu, dass er für sie mit bezahlte. Sie legten die Parkscheine in die Wagen unter die Windschutzscheibe. Dann löste Heide Heynen die Fahrkarten am Automaten in dem kleinen Holzhäuschen.
    Sie standen im Wind und sahen zu, wie die Baltrum II anlegte.
    Der Bus der Reederei fuhr vor. Er kam vom Norder Bahnhof und brachte einige Fahrgäste.
    Die wenigen Passagiere verließen das Schiff. Die beiden Matrosen beschäftigten sich mit den Containern. Sie hievten mit dem Schiffskran die Ladung von Bord und luden die für die Insel

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