Nebeltod auf Norderney
keine Nachricht zukommen lassen«, antwortete Carmen.
»Ach, da war Alkohol im Spiel. Der Staatsanwalt prüft eventuell, ob der Tod durch Fremdeinwirkung zustande kam«, sagte der Vater bedächtig.
»Eine Schnapsidee«, antwortete der Sohn.
»Das hat es alles schon gegeben. Ich rufe Herrn Stropp an. Nächste Woche habe ich einige wichtige Termine einzuplanen«, sagte Herr Spatfeld, der noch um seine Entscheidung rang. Er erhob sich und ging zum Telefon. Es stand in seinem Arbeitszimmer.
Maria Spatfeld trug das Geschirr in die Küche. Carmen half ihr dabei.
»Wir werden alleine sein. Ich werde den Pastor bitten, ein paar Worte zu sprechen. Wir werden im Restaurant ›Zur Linde‹ am Markt in Groß-Gerau zu Mittag essen und gegen 4 oder 5 Uhr wieder zu Hause sein«, sagte Carmen.
»Albert benötigt eine schwarze Jacke und eine dunkle Hose. Ich kaufe mir noch einen neuen dunkelblauen Trenchcoat«, sagte Frau Spatfeld und begann mit dem Abwasch.
Ihr Mann rief nach Carmen aus seinem Zimmer. Albert hielt ihr die Tür auf und folgte ihr.
»Herr Stropp, er möchte dich sprechen«, sagte Herr Spatfeld.
Carmen nahm den Hörer und meldete sich.
»Fräulein Angeniess, es ist gut, dass ich sie bei der Familie Spatfeld antreffe«, sagte der Bestatter. »Wenn es Ihnen recht ist, wird Pfarrer Johann Herpers die Trauerandacht am kommenden Samstag um zehn Uhr in Groß-Gerau in der Kapelle auf dem Waldfriedhof halten und anschließend die Beisetzung durchführen. Er erwartet bis morgen früh Ihre Antwort. Er war tief erschüttert und lässt Sie herzlich grüßen.«
»Danke, wenn es Ihnen passt, bleibt es dabei. Haben Sie auch mit dem Friedhofsamt Rücksprache gehalten?«, fragte Carmen.
»Ja, ein Herr Boess sorgt für das Organisatorische und die Sargträger«, erwiderte Herr Stropp.
»Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wir sehen uns am Samstagmorgen«, sagte Carmen.
»Ja, bis dann«, gab der Bestatter zur Antwort und legte auf.
Herr Spatfeld stand mit Albert im Wohnzimmer.
»Fräulein Angeniess, wie sieht es aus?«, fragte er.
»Die Trauerandacht findet um zehn Uhr in der Kapelle von Groß-Gerau statt. Anschließend ist die Beisetzung«, antwortete sie. Sie schaute ihn bittend an. »Haben Sie sich entschieden?«
»Vater fährt mit uns«, sagte Albert.
»Das finde ich nett von Ihnen«, sagte Carmen.
»Mutter begleitet uns ebenfalls«, sagte Albert.
»Das finde ich rührend«, sagte Carmen und ging zu ihr, um ihr in der Küche beim Abwasch zu helfen.
»Das hast du uns eingebrockt«, sprach der Vater vorwurfsvoll zu seinem Sohn, als Carmen außer Hörweite war.
»Es schadet dir nicht, wenn du mal etwas für die unteren Schichten tust«, sagte Albert ironisch.
»Ich hielt es nicht für angebracht, meinen Bekanntenkreis mit den Bewohnern von Düsseldorfs Slums zu erweitern«, zischte der Vater leise, setzte sich an den Tisch und vertiefte sich in eine Zeitung. »Ich hoffe, der Spuk ist bald beendet«, sagte er dann über die Zeitung hinweg.
»Carmen hat nur noch mich«, sagte Albert mit fester Stimme, ging ihr entgegen, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Bleiben wir noch eine Stunde unten, bei meinen Eltern«, sagte er.
»Ja, das tut mal. Setzt euch an den Tisch«, sagte Frau Spatfeld. »Es ist nicht einfach, wenn man alleine steht. Carmen, hast du schon Pläne für dein Studium gefasst?«
»Ich werde in Aachen Medizin studieren. Das hat bei uns Tradition. Die Vergabestelle in Dortmund hat mich benachrichtigt«, sagte sie. »Damit befinden sich zwischen mir und Albert dann einige Kilometer, die dazu beitragen werden, dass ich meinStudium ernst nehme.« Sie nahm Alberts Arm und lehnte sich an ihn.
»Albert hat leider seinen Ersatzdienst noch abzuleisten. Und dann schauen wir weiter«, sagte Frau Spatfeld.
»Da gibt es für euch nichts mitzureden. Hier in Düsseldorf unterrichten einige der fähigsten Professoren. Die Kunsthochschule hat einen internationalen Ruf. Hier werde ich studieren«, sagte Albert.
»Mein Sohn, wir sprachen erst kürzlich darüber. Abgesehen von der Malerei stellt der Verkauf der Bilder eine kaum überwindbare Hürde dar. Gib dich nur keinen Träumereien hin«, sagte Frau Spatfeld besorgt.
»Carmen verdient dann das Geld und Albert erledigt den Haushalt«, warf Herr Spatfeld ironisch ein.
»Es wird auch bei uns so sein, dass Carmen die Kinder kriegt. Zudem glaube ich an mich. Ich gehe schon nicht unter«, sagte Albert überzeugt.
»Carmen, wenn ich das richtig
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