Nebenan: Roman
sauer, weil die Leprechauns sie geklaut haben. Und … sie haben Hunger.« Er schluckte.
»Nimm Sack!«, erklang Klöppels Stimme vom Scheunentor. »Ist sich Futter drin.«
Der schwarze Hengst blähte die Nüstern und blies Almat seinen Atem ins Gesicht. Vorsichtig tastete der Alesier nach der Öffnung des Sacks. Statt in Hafer griff er in etwas Weiches, Zusammengeklumptes. Es schienen etliche dieser Klumpen in der Tasche zu sein. Vorsichtig holte er einen heraus und hielt ihn Sainglu hin. Auf seiner Hand lag eine gut durchgebratene Frikadelle.
»Nicht mit Hand!«, schrie Klöppel.
Almat machte eine fahrige Bewegung. Der Fleischkloß wirbelte durch die Luft. Wiehernd bäumte sich Sainglu auf und schnappte wie ein Wolfshund, dem man einen blutigen Fetzen zuwirft, die Frikadelle aus der Luft. Bei dem Geräusch, mit dem die Pferdekiefer das Fleisch zermahlten, drehte sich dem Alesier der Magen um. Wieder spürte er die Gedanken des Hengstes.
»Das Fleisch schmeckt nach Salz, Bruder. Eine salzige Hand … voller Angstschweiß, wie bei Loeg.«
Aus der Finsternis kam Macha, der Graue, heran. Er schnupperte an Almats Lederweste.
Inzwischen waren die übrigen Alesier wieder auf den Beinen. Die Schwerter in den Händen, standen sie im Halbkreis um die beiden Hengste. Der Schwarze stubste Almat mit den Nüstern. Gabriela hob das Schwert.
»Nicht!«, schrie der Alesier auf. »Sie wollen nur … spielen. Sie haben einen etwas seltsamen Sinn für Humor …«
Wie zur Antwort wieherte Macha leise.
»Er meint, dass ich ihn morgen einspannen darf, wenn dieser ungewaschene Kerl den Stall nicht mehr betritt«, erklärte Almat. »Ich glaube, sie meinen Klöppel. Sieht aus, als hätten sie Vorurteile gegen Oger. Ich glaube, sie werden mich dulden, weil ich genauso rieche wie Loeg.«
»Nach Angstschweiß?«, fragte Rolf ungläubig.
Almat zuckte mit den Schultern. »Sie sind ein bisschen eigen.« Der Alesier war sehr blass. Er griff in den Ledersack und holte weitere Fleischklößchen hervor, die er den beiden Hengsten abwechselnd zuwarf.
»Und du kannst mit ihnen reden?«
»Sie sind in meinen Gedanken … Ich weiß nicht, wie sie das machen. Sie wissen, was ich will. Ich glaube, wenn sie dazu Lust haben, werden sie tun, worum wir sie bitten.«
»Kutschpferde, die man bitten muss!«, ereiferte sich Gabriela.
Macha und Sainglu schnaubten drohend.
»Bitte … nenn sie nicht Kutschpferde.« Almat war noch eine Spur blasser geworden. »Sie mögen das nicht. Sie sind Schlachtrösser aus einem der edelsten Gestüte Irlands. Sie … sie sind adlig, meinen sie. Und im Übrigen möchten sie, dass in den nächsten Frikadellen weniger Zwiebeln sein sollen, weil es sich für adelige Schlachtrösser nicht ziemt, zu furzen.«
»Na, das wär ja noch schöner, wenn ich mir von ein paar hergelaufenen Schindmähren vorschreiben ließe, wie ich die Küche meines Hauses zu führen habe!« Mozzabella war in den Stall getreten. »Los, macht mir Platz!«, herrschte sie die beiden Hengste an. Und tatsächlich, Macha und Sainglu gehorchten und wichen in ihre Boxen zurück.
»Und ihr solltet euch von diesen verzogenen Biestern nicht so ins Bockshorn jagen lassen!«
»Aber sie können in meinen Gedanken lesen«, wandte Almat ein.
»Und was ist daran so Besonderes? Ich weiß auch, dass du dir gerade wünschst, du könntest mit deinem rostigen alten Ford in dieses Abenteuer fahren statt, wie es sich für irische Helden gehört, auf einem Streitwagen. Nun glotz mich nicht so an! Birgel! Wallerich! Ihr habt euren Grünschnäbeln noch eine Menge beizubringen. Am besten fangt ihr gleich damit an.«
»Äh, ja … Chefin.« Birgel verbeugte sich mehrfach vor der Ältesten und kam nur sehr zögerlich in den Stall. Dabei achtete er darauf, den Schlachtrössern nicht zu nahe zu treten. »Was Mozzabella meint, ist, dass viele Tiere hier Nebenan die eine oder andere magische Begabung haben. Es gibt Wölfe, die sich zur Jagd unsichtbar machen, Schlangen, die ihre Opfer hypnotisieren … und auch Pferde, die die Gedanken ihrer Reiter lesen können. Das ist vielleicht unangenehm, aber nichts Besonderes.«
»Und warum hören sie auf Mozzabella?«, fragte Rolf.
»Weil sie eine Zauberin ist …«
»Und eine Respektsperson!«, ergänzte die Älteste.
»Natürlich, Chefin!«, bekräftigte Birgel. »Und eine Respektsperson.«
»Ich dachte immer, ihr Heinzelmänner könnt gar nicht zaubern.«
»Auf uns Heinzelmänner trifft diese Annahme durchaus zu«,
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