Nebenan: Roman
bringen, wenn wir uns nicht helfen. Ihr könnt Feuer machen? Dann tut es! Und wenn es noch etwas gibt, das wir wissen sollten, dann heraus damit!«
Birgel schulterte den Beutel mit dem Zunder, der aus Gabrielas Rucksack gefallen war, und schleppte ihn zu der vorbereiteten Feuerstelle.
»Ich glaube, dass ihr jetzt alle wirklich wichtigen Dinge wisst«, sagte Wallerich. »Euch ist natürlich klar, dass wir ein Tor brauchen, um in eure Welt zurückkehren zu können. Deshalb müssen wir auf dem Rückweg wieder zu Mozzabella.«
»Und was ist mit dem Fluss?«, fragte Almat. »Wie kommen wir da rüber? Gibt es nur diese eine Fähre?«
»Es gibt nur eine Fähre, ja … Aber das ist kein Problem. Ganz egal, wann und wo wir zum Rhein kommen, der Fährmann wird dort sein und uns erwarten. Schließlich hat er einen Vertrag mit Mozzabella und den wird er erfüllen!«
»Du meinst, er weiß schon jetzt, wie unsere Mission enden wird?«, hakte Till nach.
»Nein, das habe ich nicht gesagt.« Wallerich schüttelte unwillig den Kopf. »Woher soll ich wissen, was er weiß? Der Kerl kriegt die Zähne doch nicht auseinander. Sicher ist aber, dass, ganz egal wo wir den Fluss überqueren, er da sein wird und auf uns wartet. Er hat noch nie einen Fährgast verpasst!«
Till sah verstohlen zu Gabriela. Sie hatte ihren Rucksack wieder eingeräumt und sich ein wenig zurückgezogen. Was mochte der Fährmann ihr gesagt haben?
»Wir sollten uns jetzt lieber überlegen, wie wir zum Faselfarnwald kommen«, fuhr Wallerich fort und zog eine zerknitterte Pergamentkarte unter seiner Tunika hervor. »Dies hier hat uns Mozzabella für die Reise überlassen. Die Karte ist nicht ganz auf dem neuesten Stand, aber zur groben Orientierung wird sie genügen. Es sind alle Siedlungen und bedeutenden Orte im Umkreis von zweihundert Meilen eingetragen.« Der Heinzelmann faltete die Karte auf und breitete sie vor sich auf dem Boden aus. Sie war nicht größer als ein Bierdeckel.
»Schön, dass ihr eine Karte habt!«, brummte Almat. »Damit wir sie lesen könnten, bräuchten wir wohl eine Lupe.«
»Nimm sie doch einfach mal in die Hand statt dich so aufzuspielen.«
»Und was dann?«
»Versuch’s doch! Oder hast du Angst vor einer Landkarte?«
Almat griff mit spitzen Fingern nach dem Pergament und ließ sofort wieder los. »Sie … die Karte! Sie hat sich bewegt! Das Ding ist verhext!«
»Natürlich ist die Karte verzaubert! Wir sind hier Nebenan , was habt ihr denn erwartet? Hier gibt es kein GPS-Navigationssystem. Wenn man eine vernünftige Karte haben will, dann muss man sie schon verzaubern. Nicht dass ich nicht auch einen Computer mit Autonavigation besser fände, aber so laufen die Dinge hier nun mal nicht.«
Till hob die Karte auf. Sie begann in seinen Händen zu wachsen, bis sie die richtige Größe für Menschen hatte. Doch einmal abgesehen von seinem neuen Format hatte das Pergament mit modernen Straßenkarten nicht viel gemein. Siedlungen waren als Ansammlungen von Häusern und Türmen eingezeichnet und statt der vollen Städtenamen waren meist nur Kürzel in der Karte verzeichnet. Es gab auch noch etliche andere kleine Zeichnungen, die mit Codes versehen waren. Dort, wo der Drachenfels liegen musste, war zum Beispiel ein Berg mit einer Höhle. Rings um den Berg türmten sich ganze Hügel von Totenköpfen. Ein Stück weiter kauerte eine blonde Frau auf einem Felsen am Rhein. Sie war mit drei Totenköpfen markiert.
Das Pergament war ziemlich alt und abgegriffen, sodass etliche Zeichnungen und Schriftzüge nicht mehr deutlich zu erkennen waren. Schon auf den ersten Blick konnte man jedoch sehen, dass sich die Geographie von Nebenan kaum von der in der wirklichen Welt unterschied. Jedenfalls nicht in den wesentlichen Merkmalen. Natürlich war der Rhein in der Feenwelt nicht begradigt und eingedeicht und es gab hier viel mehr Wälder, aber zumindest befanden sich Berge und Flüsse ungefähr dort, wo sie auch in der Welt der Menschen lagen.
»Was bedeuten eigentlich die ganzen Totenköpfe auf der Karte?«, fragte Rolf und drängte sich dabei an Tills Seite, um besser sehen zu können.
»Sie zeigen an, wie gefährlich ein Ort oder dessen Bewohner für Heinzelmänner sind«, erklärte Wallerich. »Wie ihr sehen könnt, ist es für unsereinen nicht gerade klug, sich östlich des Rheins aufzuhalten. Es wäre Birgel und mir recht angenehm, wenn wir in der Nähe des Ufers bleiben könnten. Von hier ist es leichter, einen … sagen wir taktischen
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