Nebenan: Roman
einem Lächeln. »Die beiden Löcher schießen in meine Jacke, wenn Nöhrgel uns hatten gerufen. Wir sie prügeln ein bisschen und schlechte Laune kaputt!«
»Nein, Rölps!« Nöhrgel legte all seine Autorität in seine Stimme. »Das sind unsere Freunde. Lass uns lieber die suchen, die das Tor abgebaut haben. Sobald wir sie gefunden haben, werde ich dich und deine Freunde mit ihnen allein lassen, damit ihr in aller Ruhe mit ihnen über eure schadhaften Lederjacken reden könnt.«
Der Troll runzelte die Stirn. »Lieber jetzt prügeln«, grollte er düster.
»Nehmt die Magazine mit dem gelben Klebestreifen«, kommandierte Pater Wschodnilas ruhig. »Das ist panzerbrechende Munition, und wenn diesem Steinhaufen noch ein lästerliches Wort über die Lippen kommt, zeigen wir ihm, was Gottes gerechter Zorn ist!«
Schritte hallten in dem Gang, der zum Bergwerksstollen führte. »Sie haben das Versteck gefunden!«, rief Pater Anselmus atemlos. »Ich habe es gerade im Autoradio gehört. Die Polizei hat den Panzerwagen aufgespürt, mit dem sie den Heiligenschrein aus dem Dom geholt haben.«
»Ihr entschuldigt uns?« Der Inquisitor nickte in Nöhrgels Richtung und bedachte die Trolle mit einem missbilligenden Blick.
»Wir sie jetzt hauen?«, fragte Rölps und wollte den Geistlichen nachsetzen, doch Nöhrgel vertrat ihm den Weg.
»Wir brauchen dich für eine wichtigere Schlacht! Lass sie ziehen!« Nachdenklich blickte der Älteste in den Tunnel. Er würde seinen Bart opfern, wenn er dafür nur wüsste, wo der Erlkönig steckte und was dieser Mistkerl als Nächstes zu tun beabsichtigte.
20
Wallerich war es übel und dafür gab es eine Vielzahl von guten Gründen. Zunächst einmal war es nicht gerade komfortabel, von einem Werwolf mit dem Kopf nach unten hängend spazieren getragen zu werden. Und dass diese Kreatur die ganze Zeit über leise vor sich hin murmelnd darüber sinnierte, ob er sie abliefern oder doch lieber fressen sollte, machte die Lage nicht gerade besser. Außerdem fühlte sich Wallerich von Birgel ziemlich allein gelassen, obwohl sein Kamerad nur eine Handbreit neben ihm hing und regelmäßig ihre Köpfe zusammenschlugen, wenn der in seine Menschengestalt verwandelte Werwolf mit einem Satz über einen umgestürzten Baum oder ein anderes Hindernis sprang. Birgel war bewusstlos, schien aber abgesehen von dem seelischen Schaden, den er offenbar genommen hatte, unverletzt zu sein. Schon zweimal war sein Kamerad zu sich gekommen und kaum dass er begriffen hatte, in welcher Lage er sich befand, erneut in Ohnmacht gefallen. Die Schritte des Werwolfs wurden langsamer. Wallerich verdrehte den Kopf, um besser sehen zu können, was vor sich ging. Sie hatten eine Palisade erreicht, und während sie das weite Tor der Befestigungsanlage passierten, grüßte der Werwolf einen halb skelettierten Wachsoldaten, der anscheinend Sinn für Humor hatte. Jedenfalls fiel Wallerich keine andere plausible Erklärung dafür ein, warum man eine Streitaxt in seinem Kopf steckend aufbewahren sollte.
Nur wenige Augenblicke später erreichten sie eine weite Höhle, in der sich der Auswurf der Gesellschaft von Nebenan versammelt hatte. Plötzlich drehte sich die Welt und Wallerich wurde auf die Füße gestellt. Vor ihm kauerte der riesige, alte Drache vom Drachenfels und musterte ihn aus bösartig blinzelnden, roten Augen.
»Zwei Heinzelmänner, welch seltener Besuch«, flüsterte das Reptil. »Malko! Kennst du die beiden?«
Hinter dem Schwanz des Drachen kam eine kleine Gestalt hervorgehuscht. Wallerich traute seinen Augen kaum. Es war tatsächlich Malko, der verschwundene Heinzelmann, von dem alle Welt glaubte, Schnapper habe ihn als Zwischenmahlzeit verputzt.
»Oh ja, Eure Erhabenheit«, erklärte Malko demütig. »Ich kenne sie. Der eine ist ein unbedeutender Fresssack, aber dieser dort«, er deutete auf Wallerich, »dieser ist ein wahrhaft guter Fang. Das ist ein Vertrauter des Ältesten Nöhrgel. Ein ausgekochtes Schlitzohr. Vermutlich hat der Rat ihn als Spion geschickt.«
»Was du nicht sagst«, zischelte der Drache ironisch. Dann wandte er sich an den Werwolf. »Wo hast du die beiden gefunden?«
»Der eine hat unter einem Baum in der Erde gegraben. Den Zweiten habe ich überwältigt, als er hinter einem Busch stand und Muster in den Schnee pinkelte. Keine zwei Meilen von hier, nahe dem Rheinufer.«
Der Drache runzelte die Stirn, wobei seine Panzerschuppen leise übereinander knirschten. »Für einen Spähtrupp ein
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