Nebenan: Roman
seiner Heiligkeit!«
Der Pole winkte ab. »Halten wir uns nicht mit langen Vorreden auf. Durch die Aussagen eines absolut vertrauenswürdigen Verbündeten, der uns im Kampf gegen die Kreaturen der Finsternis zur Seite stehen wird, wissen wir, dass sich in der letzten Woche tatsächlich einige Trolle in der Stadt aufgehalten haben.«
Pater Anselmus traute seinen Ohren nicht. Wschodnilas war noch verrückter, als der Kardinal behauptet hatte! Argwöhnisch beobachtete er Kowalski und Maria. Die beiden nahmen die Spinnereien des Inquisitors ganz gelassen hin. Wenn von dieser Sache bloß nichts an die Öffentlichkeit gelangte! Sie würden sich zum Gespött der ganzen Republik machen.
»Unser Gefährte ist niemand Geringerer als der Älteste unter den Kölner Heinzelmännern.« Wschodnilas deutete auf das leere Feldbett. »Dürfen wir vorstellen: Nöhrgel. Ihm verdanken wir auch die Fotos der Täter. Es handelt sich um den Grafen Cagliostro, seine Gefährtin, die eine normale Sterbliche zu sein scheint, sowie den Erlkönig.«
Anselmus verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall.
»Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte der Inquisitor ironisch. »Warten Sie ab, bis wir dem Bösen erst Aug in Auge gegenüberstehen!«
Der Sekretär sah zum Hauptwachtmeister und seiner Kollegin. Die beiden blieben völlig ungerührt. Entweder waren sie die coolsten Bullen, die man sich nur vorstellen konnte, oder aber sie waren genauso verrückt wie Pater Wschodnilas.
»Wir sollten hier nicht herumstehen und Volksreden halten«, meldete sich eine unbekannte Stimme zu Wort. »Ich fürchte, dass der Erlkönig und Cagliostro jeden Moment wieder zuschlagen können.«
Anselmus sah sich bestürzt um. Es war niemand zu sehen, zu dem diese Stimme gehörte! War Wschodnilas vielleicht ein Bauchredner?
»Wie wollen Sie gegen die Kirchenschänder vorgehen?«, fragte Maria und tätschelte dabei ihre Dienstwaffe. »Wir haben leider die Erfahrung machen müssen, dass man mit den herkömmlichen Mitteln nicht weit kommt.«
»Keine Sorge!«, bekräftigte der alte Priester. »Wir sind auf alles vorbereitet.« Er ging zu dem schwarzen Geländewagen und öffnete die Hecktür. »Wenn ihr euch überzeugen möchtet.«
Anselmus ging mit den anderen zum Wagen und starrte ungläubig auf das Waffenarsenal. Da lagen ein Flammenwerfer und mehrere Panzerfäuste, schwere Maschinengewehre, etliche großkalibrige Pistolen, aber auch ein Schwert, eine Auswahl silberner Dolche, Holzpflöcke, Knoblauch, Kruzifixe, Bibeln und einige der überdimensionierten Wasserpistolen, die vor ein paar Jahren in Mode waren.
Maria pfiff leise durch die Zähne. »Das ist ja irre! Wenn das meine Schwester sehen könnte. Vielleicht sollten wir sie auch holen. Sie hatte Ärger mit einem Unsichtbaren, der den Sohn des Energieministers entführt hat. Sie schießt fast so gut wie ich …«
»Wir werden ein anderes Mal gerne auf dieses Angebot zurückgreifen. Doch nun sollten wir uns beeilen. Wie Nöhrgel bereits sagte: Die Zeit drängt!«
Der Sekretär sah sich nach dem ominösen Heinzelmann um. Jetzt waren sie alle verrückt geworden! Er musste sie aufhalten. Eine Bande bis an die Zähne bewaffneter Irrer! Nicht auszudenken, was die alles anrichten mochten!
»Wofür ist denn das hier gut?« Kowalski hatte eine der Wasserpistolen in die Hand genommen.
»Die sind mit Weihwasser gefüllt, das seine Heiligkeit gesegnet hat. Sehr wirksam gegen manche Kreaturen der Finsternis!«
»Und die Bibeln?«, empörte sich Anselmus. »Was hat die Heilige Schrift in diesem Waffenarsenal verloren?«
Wschodnilas grinste, sodass sich ein Kranz feiner Fältchen um seine Augen bildete. »Die sind von seiner Heiligkeit signiert. Eine davon habe ich damals einem Vampir in den Rachen gestoßen, bevor ich ihm einen Pflock durchs Herz trieb.«
Anselmus wollte fragen, ob Wschodnilas sich den ausgestopften Kopf des Vampirs über seinen Kamin gehängt hatte, aber Kowalski kam ihm zuvor.
»Der Papst persönlich hat sie signiert? Kann ich eine davon haben?«
»Wenn wir unsere Mission erfolgreich abgeschlossen haben!«
Etwas zupfte am Hosenbein des Sekretärs. »Halten Sie die Truppe nicht länger auf. Wir müssen los, wenn wir das Schlimmste verhindern wollen!«
Anselmus sah sich verzweifelt um. Es war noch immer niemand zu sehen, zu dem diese Stimme gehörte. Jetzt hatte der Wahnsinn auch ihn schon angesteckt!
*
Mit quietschenden Reifen hielt der schwarze Geländewagen auf dem Albertus-Magnus-Platz. Es
Weitere Kostenlose Bücher