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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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als Schaukämpfer auftreten. Die Saison ist vorbei. Morgen ist ein Samstag und kaum einer muss arbeiten. Ich schätze, wir können auch fünfzig oder mehr zusammenbekommen. Sogar Reiter.« Er sah zu den anderen jungen Männern. »Was denkt ihr? Ich wette Vita Armati, die Raben und etliche von den Wikingerclans sind dabei.«
    »Das wird kein Spaziergang, sondern eine regelrechte Schlacht werden!«, warnte der alte Heinzelmann.
    »Wir werden es unseren Freunden sagen. Die Raben könnten sogar ein Katapult mitbringen.«
    Jetzt lächelte auch der Älteste. »Ich glaube, der Erlkönig und seine Verschwörer werden eine gehörige Überraschung erleben.«
    »Morgen Krieg!«, grunzte der Steinmann neben Anselmus und öffnete seinen Mund, der an eine klaffende Felsspalte erinnerte, zu einem breiten Lächeln. »Rölps viel Spaß haben mit Weichhäuten!«
    Der junge Priester klammerte sich noch immer an die Illusion, dass dies alles vielleicht nur die Ausgeburten eines Baldrianrauschs waren. Die kräftige Hand des Inquisitors streckte sich ihm entgegen. All der Wahnsinn dieser Stunden schien den alten Priester nicht im Mindesten berührt zu haben. War Wschodnilas vielleicht am Ende der einzig Vernünftige und sie, die anderen, die vor dem wahren Gesicht der Welt die Augen verschlossen, die Wahnsinnigen? Waren sie Sünder, weil sie nur das als wirklich akzeptierten, was sie sich vorstellen konnten? Verhöhnten sie damit nicht Gottes Schöpfung?
    Anselmus griff nach der schwieligen Hand. Das kantige Gesicht des Inquisitors strahlte eine beruhigende Zuversicht aus.
    »Verändern Sie wirklich die Welt, dort, wo das Tor ist?«
    Wschodnilas lächelte milde, doch seine dünnen Lippen ließen seinen Mund dabei fast wie eine Narbe aussehen. »Maior fama, uti mos est de ignotis.«
    »Was Schwarzer sagen?«, raunte der steinerne Hüne und seine Stimme erinnerte an Felsblöcke, die tief im Bette eines reißenden Stromes aneinander reiben.
    »Tacitus«, sagte Anselmus, froh sich endlich wieder an etwas Vertrautes klammern zu können. » Wie bei Unbekanntem üblich, übertreibt das Gerücht.«
    *
    Unruhig beobachtete Doktor Salvatorius durch einen Spalt zwischen den Vorhängen das Nachbarhaus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der alte Jaroschewski etwas merkte. Wenn dieser Verrückte sich nicht gerade mit Umbauten an seiner Villa und dem Schikanieren von Handwerkern beschäftigte, steckte er mit Vorliebe seine Nase in Dinge hinein, die ihn nichts angingen. Der Zahnarzt setzte den Feldstecher vor sich auf die Fensterbank. Er hatte nichts Verdächtiges gesehen und doch wurde er das Gefühl nicht los, von gegenüber beobachtet zu werden. Wie lange konnte er wohl verborgen halten, dass er in seiner geräumigen Garage zweiundsiebzig flüchtigen Hunden Asyl gewährt hatte?
    Bella, die weiße Pudeldame mit den hinreißenden Augen, sorgte dafür, dass die Gäste in seiner Garage ruhig blieben. Und um keinen Verdacht zu erregen, bestellte Salvatorius die dreißig Dosen Hundefutter, die seine neuen Freunde täglich vertilgten, bei einem halben Dutzend verschiedener Internet-Lieferdienste. Doch was war, wenn Jaroschewski seine Nase in die überquellenden Mülltonnen steckte? Oder wenn er der Garage einfach nur zu nahe kam. Die Gegenwart so vieler Hunde ließ sich langsam nicht mehr überriechen.
    Es musste etwas geschehen! Am besten noch in dieser Nacht. Salvatorius hatte eine Jagdhütte im Siebengebirge. Dort wären seine Freunde auf jeden Fall sicherer. In Köln durfte man sie unter keinen Umständen mehr schnappen. Mehr als ein Viertel von ihnen waren Anwärter auf die Giftspritze. Sie hatten zu lange in den Käfigen des Tierheims gesessen. Die Neuen, die kommen würden, wären ihr Todesurteil. Auch Bella gehörte zu denen, die auf die Spritze warteten. Es gab einfach zu viele ausgesetzte Hunde!
    Wieder nahm der Zahnarzt den Feldstecher auf, um das Haus auf der anderen Seite der Hecke zu beobachten. Jaroschewski hatte bestimmt von dem Einbruch im Tierheim und der Massenflucht gelesen. Es wäre ihm sicher ein Vergnügen, das Verbrechen aufzuklären und seinen Nachbarn anzuschwärzen.
    Salvatorius ertappte sich dabei, dass er ein tiefes, kehliges Knurren ausstieß. Er musste sich beherrschen, damit das Tier in ihm nicht wieder oberhand gewann. Noch nicht jetzt! Ein oder zwei Stunden noch! Der Himmel war voller Wolken, die den Mond und die Sterne verbargen. Eine ideale Nacht für die Flucht.
    Der eisige Südwind bauschte die Vorhänge hinter dem

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