Nebenan: Roman
es ihr gleichzutun, wenn wir dafür die Mächte der Finsternis noch einmal zurückschlagen können.« Die beiden Flintenweiber und ihre Gefährten, die der Inquisitor um sich versammelt hatte, nickten ernst.
»Wie sieht es mit Euch aus, Pater? Seid auch Ihr bereit, Eure Seele als Pfand für den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit zu setzen?«
»Ich … ich …«, stammelte Anselmus hilflos und starrte immer noch mit entsetzensweiten Augen die zwergenhaften Wesen an, die die Höhle bevölkerten. Das konnte nur ein Baldrianhorrortrip sein! Nie wieder würde er diese Tropfen anrühren.
»Mann Gottes!« Pater Wschodnilas packte ihn am Kragen und zog ihn mit erschreckender Leichtigkeit hoch. »Warum seid Ihr eigentlich Priester geworden, wenn Ihr in dieser entscheidenden Stunde zögert? Habt Ihr etwa ein Problem mit Frauen?«
»Hier Auge«, krächzte es in diesem Moment aus dem Lautsprecher. »Großhirn, bitte melden.«
Vor dem Funkgerät saß ein alter Kerl mit Glatze, der in einen eleganten Smoking gekleidet war. »Hier Großhirn, gut dich wieder zu hören, Auge. Was ist passiert?«
»Schlechte Sicht, Großhirn. Und das Ding unter meinem Schnabel hat sich plötzlich in ein Ding verwandelt, wie es Stiere auf dem Kopf tragen, nur kleiner. Ich war noch nicht auf Sichtweite an das Nest heran, als es passierte. Hier ist alles eingeschneit. Ich glaube, mit den komischen Käfigen auf Rädern, in die sich die Langen so gerne setzen, ist hier kein Durchkommen. Over.«
»Danke, Auge, bitte komm umgehend zurück, damit wir deine Beobachtungen genauer besprechen können. Over.«
» Ein Ding, wie es Stiere auf dem Kopf tragen? «, fragte einer der Studenten, ein Kerl mit schulterlangen, blonden Haaren.
»Ein Signalhorn«, erwiderte der kleine Kerl im Smoking. »Sein Schnabelmikro hat sich kurzfristig verändert. Ihr kennt diesen Effekt doch von Nebenan . Das bedeutet, dass die Lage noch weitaus schlimmer ist, als wir angenommen haben. Sie bringen die Magie in die Welt zurück und die Region rund um das Tor beginnt sich zu verändern. Bald herrscht hier wieder finsterstes Mittelalter!«
»Das werden wir verhindern!« Pater Wschodnilas klang so, als sei es sein tägliches Geschäft, sich mit solchem Wahnsinn zu beschäftigen. »Wir werden Verstärkung ordern und diesen Vorposten der Dunkelheit ausmerzen, bevor er zu einem unkontrolliert wuchernden Krebsgeschwür wird.«
Die Steingestalt neben Anselmus gab ihm einen Klaps auf den Rücken, der ihm fast die Schulterblätter gebrochen hätte, und murmelte mit tiefer, kiesiger Stimme: »Viel Prügeln, viel gut! Schwarzer Mann gefällt mir!«
Während die übrigen Kleinwüchsigen aufgeregt miteinander tuschelten, beobachtete Anselmus, wie der alte Kerl selbstgefällig die Hände hinter dem Kopf verschränkte. »Lieber Pater, was wollt Ihr denn tun? Die örtliche Polizeidienststelle benachrichtigen?«
»Keine schlechte Idee«, murmelte der dickliche Hauptwachtmeister aus dem Gefolge des Inquisitors.
Der alte Heinzelmann überging ihn. »Vielleicht habt Ihr auch daran gedacht, eine dieser Spezialeinheiten vom BKA oder sogar vom Militär zu benachrichtigen? Aber was glaubt Ihr, was passieren wird, wenn die Jungs in die magisch veränderte Zone einrücken? Panik wird um sich greifen! Aus Panzern werden Kriegselefanten, Gewehre werden zu Bogen oder Armbrüsten, Schlagstöcke zu Streitkolben und so weiter. Diese so genannten Spezialeinheiten werden so durcheinander sein, dass die Dunklen ohne Mühe ein Massaker unter ihnen anrichten. Das kann ich nicht verantworten. Es ist die Sache von uns Heinzelmännern und den anderen Zwergenvölkern, uns der Invasion entgegenzustellen. Auch wenn wir wahrscheinlich viel zu wenige sind.«
Wschodnilas lachte abfällig. »Der Vatikan braucht keine Schützenhilfe. Wir sind auf Krisen aller Art vorbereitet! Was glaubt Ihr, warum die Schweizergarde nach Jahrhunderten immer noch in polierten Kürassen, mit Morion und Hellebarde herumläuft? Um ein hübsches Bild für die Touristen zu bieten? Binnen zwölf Stunden habe ich hier fünfzig Mann, die ebenso gut mit Sturmgewehren wie mit Piken und Rapieren umgehen können.«
Einen Augenblick lang wirkte der alte Heinzelmann überrascht. Dann nickte er. »Wir nehmen selbstverständlich jede Hilfe gerne an. Doch ich fürchte, dass wir auch mit fünfzig Mann nicht …«
»Wir können noch mehr aufbieten«, fiel ihm einer der Studenten ins Wort. »In der Mittelaltermarktszene kennen wir etliche Freunde, die
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