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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kontinentalplatten erinnerte.
    »Geht zur Haustür und wartet auf das Signal.«
    Tiefe Fußabdrücke in den Blumenbeeten hinterlassend schlurften die Trolle auf das kleine Mietshaus zu. Am Abend hatte Nöhrgel Erkundigungen über die Bewohner eingezogen. Außer Mariana lebte dort nur eine schwerhörige Alte, es war also nicht mit Komplikationen zu rechnen, wenn sich die Trolle an ihre Befehle hielten. Und die waren denkbar einfach gehalten: Geht in das Haus, holt den Werwolf und den Mann mit Perücke und kommt zurück.
    Wallerich winkte Birgel, ihm noch einmal das Funkgerät zu geben. »Kammerjäger an Voyeur. Gibt’s was Neues da oben?«
    »Wie man’s nimmt«, krächzte Schnappers Stimme aus dem Äther. »Die beiden liegen in ihrem Nest und tun das, was man unter ungefiederten Primitiven Vögeln nennt, obwohl ich beim besten Willen keine Analogien zum Verhalten irgendwelcher Vögel feststellen kann.«
    »Danke für deine ornithologischen Aufklärungsversuche. Over.« Wallerich blickte zum Haus. Die Trolle hatten sich rechts und links des Hintereingangs platziert.
    Es war so weit! Der Heinzelmann drückte die Play-Taste des Ghettoblasters. Knock, knock, knocking on heaven’s door … hallte es durch den Garten. Rölps nahm das wörtlich. Schon beim ersten Klopfen riss es die Tür aus den Angeln. Sechs Trolle stürmten in den Hausflur.
    »Hier Voyeur«, krächzte es aus dem Funkgerät. »Der Perückenheini ist aus dem Bett gesprungen und wedelt mit den Armen. Ein großer Hund kommt ins Zimmer.«
    Wallerich nickte zufrieden. Die Dunklen saßen in der Falle. »Hier Kammerjäger. Siehst du schon die Trolle?«
    »Ja, der erste kommt die Treppe hoch und … oh …«
    »Was ist da oben los?«
    »Die Zimmertür … Aus dem Rahmen wachsen Mauersteine. Der Eingang ist blockiert. Ah, ein Troll hat seine Faust durchgeschlagen und jetzt hat sich der Wolf in seiner Hand verbissen … Dammich, das muss wehtun. Der Perückenmann ist aufgestanden. Die Rothaarige läuft im Zimmer auf und ab und schreit. Jetzt geht der Kerl zu einem Sitznest und … Scheiße!«
    Aus dem Funkgerät tönte schrilles Krächzen und das Klirren von Glas. »Hallo, Voyeur, was ist los da oben? Hier Kammerjäger! Voyeur, kannst du mich hören?« Wallerich stoppte das Band und winkte Birgel. »Wir müssen hoch. Irgendwas ist schief gelaufen.«
    »Hoch … zu … zu … dem Werwolf?«, stotterte der korpulente Heinzelmann. »Sollte nicht besser jemand bei dem Funkgerät bleiben?«
    »Ich habe verstanden«, knurrte Wallerich und machte sich auf den Weg, ohne zu ahnen, dass in diesem Augenblick ein Streifenwagen vor dem Haus bremste.
    Kowalski starrte auf den schweren Stuhl, der auf der Kühlerhaube lag, und fluchte. »Heute Nacht geht der Teufel um, das sag ich dir. Aber den verdammten Bastard, der glaubt meinen Wagen zertrümmern zu können, den nehm ich mir persönlich zur Brust!« Er stieß die Tür auf, wuchtete seine einhundertundzehn Kilo auf die Straße, rückte seinen Gürtel zurecht und griff nach der Walther im Waffenholster. Zufrieden registrierte er, dass die dröhnende Rockmusik verstummte, kaum dass er den Wagen verlassen hatte. Ein Friedenszeichen! Die Randalierer schienen zu ahnen, was die Stunde geschlagen hatte. Aber es war zu spät. Er würde rücksichtslos durchgreifen! Die volle Härte des Gesetzes sollten sie zu spüren bekommen!
    Mittlerweile war er zu der Überzeugung gekommen, dass ihn jemand mit dieser Geisterfahrergeschichte übel verschaukelt hatte. Seit mehr als zwei Stunden schon hasteten sie von einem Einsatz zum nächsten, doch alles waren Fehlalarme. Die ganze Hauptwache schien Kopf zu stehen. Alle Beamten waren unterwegs. Ja, jemand erlaubte sich hier einen besonders üblen Scherz. Aber nicht mit ihm! Nicht mit Hauptwachtmeister Karl Kowalski! Er würde jetzt seinem gerechten Zorn freien Lauf lassen. Andernfalls hätte er die ganze nächste Woche wieder Ärger mit seinen Magengeschwüren. Vielleicht würde ihm morgen alles Leid tun und er würde zu Pfarrer Bengenheim gehen, um zu beichten. Aber das war morgen.
    Kowalski legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem Fenster hinauf, durch das der Stuhl geflogen war. Jemand schlug die Scherben aus dem Fensterrahmen. Eine Frau kreischte hysterisch. Jetzt wurde etwas Großes durchs Fenster geschoben. Kowalski wich instinktiv einen Schritt zurück und prallte gegen Maria.
    »Sollten wir nicht lieber Verstärkung rufen?«, fragte seine Kollegin halblaut. »Das scheint eine ernste

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