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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Mike!«
    Die Neonröhren verloschen.
    Der Erlkönig war einigermaßen überrascht. Frauen als Leibwächter! Das war mal eine interessante Neuerung. Sie schien sogar etwas von ihrem Job zu verstehen. Die Tür zum Konferenzraum wurde aufgestoßen.
    Nadine zerrte den Minister auf den Flur hinaus, während Mike hektisch mit einer großkalibrigen Pistole herumfuchtelte. Die beiden waren so in Aufregung, dass sie mit Leuten sprachen, die gar nicht anwesend waren.
    »Hier Nadine. Schickt sofort einen Trupp nach 10.05. Es hat einen Attentatsversuch auf den Minister gegeben. Keine Verletzten! Ordern Sie trotzdem einen Krankenwagen. Ich glaube, Fräulein Kleber hat einen Nervenzusammenbruch. Und lassen Sie das Gebäude absperren! Keiner darf mehr herein oder hinaus!«
    In diesem Augenblick schlenderte der Erlkönig in aller Ruhe an Mike vorbei, der immer noch angestrengt in die Finsternis starrte und hinter den hinteren Stuhlreihen des Konferenzraums einen Attentäter mit Pfeil und Bogen suchte. An seinem Bein klammerte sich Fräulein Kleber fest, die leise vor sich hin wimmerte. Müller und Schütte lagen auf dem Bauch und krochen vorsichtig in Richtung Tür.
    »Kommen Sie mit erhobenen Händen raus!«, schnauzte Mike. »Sie haben keine Chance! In fünf Minuten ist eine Sondereinheit der Polizei hier, dann holen wir Sie mit Tränengas hier raus. Geben Sie besser jetzt auf! Die Jungs von der SOKO verstehen keinen Spaß und haben den Finger verdammt locker am Abzug.«
    Vor der Tür hatte sich Mager wieder aufgerappelt. »Ein Pfeil?«, seine Stimme klang ein wenig zittrig. »Da war doch ein Zettel dran. Ich will das Ding sofort haben! Und dann will ich wissen, wie ein offensichtlich wahnsinniger Attentäter mit einem Bogen unbemerkt bis hier hinauf in den Konferenzraum kommen konnte.«
    »Sie müssen hier weg«, entgegnete Nadine ruhig. »Sie sind immer noch viel zu nahe bei diesem Irren. Es ist meine Pflicht, Sie als Zielobjekt so schnell und so weit wie möglich aus der Gefahrenzone zu entfernen.«
    »Ich bin kein Ziel objekt , sondern Ihr gottverdammter Chef! Und ich bestehe darauf, diesen Zettel zu bekommen. Sofort!«
    Eine Sekunde lang maßen die beiden einander mit Blicken, und der Elbenfürst war überrascht zu sehen, wie Nadine zuletzt nachgab. »Den Pfeil, Mike.«
    Der Leibwächter brummte etwas Unverständliches, dann hörte man ein Knacken und der abgebrochene Pfeilschaft wurde durch die Tür geworfen. Mager hob ihn auf, löste den Zettel vom Schaft und las die flüchtig hingekritzelten Zeilen.

    »Kennen wir eine Terroristengruppe Erlkönig ?«, fragte Mager. Äußerlich schien er völlig gelassen.
    Nadine warf einen kurzen Blick auf den Brief. »Erlkönig? Nie gehört! Gibt es da nicht ein Gedicht … Vielleicht ist dieser Erlkönig eher ein fanatischer Einzeltäter. Der Verfassungsschutz wird darüber Bescheid wissen. Bitte, Chef, kommen Sie jetzt fort von hier! Wer weiß, was der Irre da drinnen als Nächstes tun wird!«
    Im Konferenzsaal flammte das Licht auf. Ein Schuss krachte.
    Nadine drückte den Minister gegen die Wand und richtete ihre Waffe auf die Tür.
    »Er ist weg!«, fluchte Mike. »Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Das gibt es doch nicht!«
    Doktor Schütte kam mit aschfahlem Gesicht aus dem Konferenzraum. »Das kenne ich«, stammelte er und sah sich gehetzt um. »Dinge lösen sich einfach so in Luft auf … Fehlt nur noch eine Eiche!«
    Der Erlkönig war den Flur bis zu den Aufzügen hinaufgegangen. Fast zehn Meter trennten ihn nun vom Konferenzraum. Er drückte den Abwärts-Knopf und sofort glitt eine der silbernen Türen zurück. Aus den Augenwinkeln sah er Nadine herumwirbeln.
    »Hier zehnter Stock. Der Attentäter steckt in Aufzug B. Er kommt jetzt zu euch herunter. Sichert den Ausgang, er ist …« Die Aufzugtür schloss sich.
    Der Elbenfürst schüttelte verärgert den Kopf. Sie schienen ihn wirklich für dämlich zu halten. Er würde im achten Stock aussteigen und das Treppenhaus nehmen. Und falls tatsächlich alle Ausgänge abgeriegelt waren, würde er ein paar Stunden warten. Für ewig konnten sie das Ministerialgebäude nicht schließen. Und wie sollten sie schon einen Unsichtbaren aufhalten?
    *
    »Ich sag euch doch, ihre Wohnung ist versiegelt und niemand weiß, wo sie steckt. Ihre Eltern sind wieder einmal in Urlaub und wissen von nichts! Und ihre sämtlichen Freunde haben seit Samhaim nichts mehr von Mariana gehört. Es ist, als habe sie der Erdboden verschluckt.« Martin, den

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