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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sonst nichts aus der Ruhe brachte, war, während er sprach, rastlos in der Küche auf und ab gewandert. Er hatte den ganzen Sonntag damit verbracht, Mariana nachzuspüren, und nachdem er am Montagmorgen auch noch ein verheerendes Horoskop im Express gelesen hatte, war er davon überzeugt, dass heute noch etwas passieren würde.
    Es hatte bis zum Abend gedauert, bis er alle Alesier in der WG-Küche versammelt hatte. Außer Till schien noch immer keiner von ihnen seine Sorgen zu teilen.
    »Es wäre doch nicht das erste Mal, dass unsere süße Druidin verduftet«, erklärte Almat, der am Herd stand und eines seiner berühmten keltischen Gerichte improvisierte. Es gab Brotfladen, Waldkräuterbutter und Hühnchen in Moselweinsauce. »Erinnert ihr euch noch an ihre Affäre mit dem äthiopischen Konsul? Damals war sie einen ganzen Monat verschwunden, ohne einer Menschenseele zu sagen, dass sie einen kleinen Ausflug nach Addis Abeba macht.«
    »Das erklärt aber nicht, warum an ihrer Tür Polizeisiegel kleben! Dieser Heinzelmann hat gesagt, dass sie der Grund ist, warum man uns bestrafen wird. Ich bin sicher, es ist kein Zufall, dass Mariana ausgerechnet jetzt verschwunden ist!«, beharrte Martin.
    »Vielleicht hat sie ja in letzter Zeit ein paar ihrer Pilze an die Falschen verschenkt und die Bullen haben ihr Kräuterlabor ausgehoben«, mischte sich Gabriela ein und grinste. »Ich mein, bei dem Stoff, den sie verschenkt hat, war es doch nur eine Frage der Zeit, bis sich das Drogendezernat für sie interessiert.«
    »Davon hätten wir gehört«, sagte Martin. Er sah Hilfe suchend zu Till hinüber. »Sag du doch mal was! Hat der Heinzelmann Samstagnacht vielleicht so ausgesehen, als würde er spaßen?«
    Till machte eine Geste, als wolle er den Kopf zwischen den Schultern versinken lassen. »Vielleicht lassen sie uns ja auch in Ruhe …«
    »In Ruhe!«, ereiferte sich Martin. Er griff nach der zerknüllten Zeitung und hielt Till die Seite mit den Horoskopen unter die Nase. »Siehst du, was dort unter Stier steht? Lies es laut vor!«
    »Du glaubst doch nicht an diesen Unsinn«, fuhr Rolf dazwischen. »Das ist doch Kinderkram.«
    »Lies!«, beharrte Martin.
    »Schon gut. Stier: Jemand versucht sich in Ihr Leben zu drängen. Bedenken Sie Ihre Entscheidungen gut und seien Sie vorsichtig bei neuen Unternehmungen. Es ist kein guter Tag, um auf Freiersfüßen zu wandeln.«
    »Und jetzt lies vor, was da zu Fischen steht. Das dürfte euch interessieren!« Martin sah herausfordernd zu Almat und Gabriela hinüber.
    »Fische: Einschneidende Entscheidungen könnten Ihr Leben verändern. Vielleicht ist dies ein Tag, an dem Ihre Träume wahr werden. Doch seien Sie vorsichtig, es könnten auch Alpträume sein. Von finanziellen Experimenten ist in den nächsten Tagen dringend abzuraten.«
    »Das ist doch kein Zufall mehr!«, sagte Martin aufgebracht. »Wir sollten uns in den nächsten Tagen in Acht nehmen. Am besten bleiben wir immer zusammen. Wir könnten auch …« Es klingelte.
    Einen Herzschlag lang herrschte beklemmende Stille. Sogar Almat hatte aufgehört in seiner Moselweinsauce zu rühren und blickte zur Küchentür. Dann klingelte es noch einmal.
    Gabriela stand auf. »Ich denke, wer auf Möwen durch die Nacht reitet, hat es nicht nötig, ganz bieder an der Haustür zu schellen. Ich geh nachsehen.«
    »Und wenn das eine Falle ist?«
    Sie lächelte spöttisch. »Du magst dich vielleicht vor greisen Männlein fürchten, die einem nicht einmal bis zum Knie reichen. Ich bin schon mit ganz anderen Burschen fertig geworden.« Ohne sich auf weitere Einwände einzulassen ging sie zur Haustür.
    »Sie hat Recht«, murmelte Rolf. »Nehmen wir einmal an, es gäbe deine Heinzelmännchen wirklich. Warum sollten wir Angst vor ihnen haben? Was könnten uns diese Winzlinge schon tun?«
    »Es ist wohl eine Weile her, dass du zum letzten Mal Märchen gelesen hast«, bemerkte Till. Er stand auf und ging zur Küchentür, um die Eingangshalle im Blick zu haben. »Die Heinzelmänner, Wichtel, Hausgeister oder wie immer man sie auch nennen mag, gehen subtil vor. Wenn du sie ärgerst, bringen sie dir Pech. Das sind Fakten! Unsere Ahnen haben sehr genau gewusst, wovon ihre Märchen handeln! Man kann das in Grimms Deutscher Mythologie oder auch in Arrowsmiths Buch über Naturgeister nachlesen. Mir wäre es lieber, keinen Streit mit ihnen zu haben.«
    »So ein abergläubischer Unsinn«, lästerte Almat und holte das Huhn aus dem Bräter. Zufrieden musterte er

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