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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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einer ein Gewehr oder eine Pistole durch, aber es war wohl bloß ein Schloss, das einer aufgesperrt hat.
    Daraufhin hat mir wieder einer den Kopf runtergedrückt. Es ging weiter, durch eine Höhle, denke ich, dem feuchtwarmen Geruch nach zu schließen. Schließlich haben sie mir die Binde abgenommen. Ich war in einem niedrigen Raum mit Bretterwänden, ohne irgendwelche Fenster, und wie schon gesagt, es hat etwas muffig gerochen, sodass ich annehme, dass wir uns in einer Höhe befanden. Der Raum war nicht groß, vielleicht zehn auf zehn Fuß, und da standen ein Tisch, ein paar Stühle und eine Petroleumlampe. Der Mann mit dem Schnurrbart, der mich aus dem Krankenhaus geholt hatte, stand neben mir und vor mir zwei weitere Männer, beide nicht sehr groß, dunkelhaarig, dunkelhäutig.«
    »Schwarze?«, unterbrach ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, bloß etwas dunkler als wir, aber nicht wie Hispanics. Einer der beiden redete auf mich ein, aber ich habe kaum was verstanden, weil er so schnell geredet hat. Wie schon gesagt, mit meinem Deutsch ist es nicht so weit her. Und als ich die gefragt habe, ob sie Englisch sprechen, haben alle drei den Kopf geschüttelt. Irgendwie haben wir uns dann doch verständigt, und die haben mich so ziemlich das Gleiche gefragt, was ich schon im Krankenhaus und bei der Polizei erzählt hatte. Anschließend haben die mich immer wieder gefragt, ob ich wüsste, wie ich hierher gekommen sei. Bloß dass die, ganz im Gegensatz zu den Leuten im Krankenhaus, anscheinend überhaupt nichts dabei fanden, als ich ihnen erklärt habe, dass ich plötzlich einen kleinen Ruck verspürt und das Gefühl hatte, ich sei woanders. Dass meine Pension verschwunden ist und keiner mich kennt, hat die anscheinend auch nicht überrascht.
    Dieser Francis, den mit dem Schnurrbart, meine ich, hat meine Sachen aus dem Krankenhaus mitgenommen, meine Brieftasche mit dem Pass und so, und die haben sie sich gründlich angesehen und dabei ein paar Mal Amerika-Sektor oder so ähnlich gesagt. Aber daran, dass ich aus Amerika komme, hat ja bisher keiner gezweifelt. Sie doch auch nicht, oder?« Er sah mich Hilfe suchend an. Der Mann tat mir wirklich leid. Bis jetzt hatte Mortimer offenbar noch nicht begriffen, was mit ihm geschehen war, und es würde auch nicht leicht sein, ihm das zu erklären. Was ich ihm voraushatte, war ja bloß meine ›Science-Fiction-Spinnerei‹, wie meine Eltern das immer zu nennen pflegten …
    »Nein, natürlich kommen Sie aus Amerika, warum sollte daran jemand zweifeln?«, beruhigte ich ihn.
    »Na ja, nachdem die mich eine gute Stunde ausgequetscht hatten, ging einer hinaus und kam gleich darauf mit Brot und Wurst und einer Flasche Bier zurück und bot sie mir an. Erst da wurde mir bewusst, dass ich einen Bärenhunger hatte. Ich hatte seit bestimmt sechs oder acht Stunden keinen Bissen mehr zu mir genommen, und deshalb habe ich mich sofort über das Essen hergemacht. Dann fragten sie mich, ob ich mich ausruhen wollte, und als ich das bejahte, brachten sie mich in eine kleine Kammer mit einem Feldbett, gaben mir eine Decke, zeigten mir eine Art Campingklo und stellten mir noch eine Schüssel mit Wasser, Seife und ein Handtuch hin und sagten, sie würden sich am Morgen weiter mit mir unterhalten.
    Ich weiß nicht, ob die mir etwas in das Essen getan haben, jedenfalls bin ich sofort eingeschlafen. Aufgewacht bin ich dann, als um mich herum plötzlich mächtiger Lärm ausbrach. Da haben Leute geschrien – keine Ahnung, um was es ging, aber sie wirkten alle recht aufgeregt. Dann fielen ein paar Schüsse, und gleich darauf kamen zwei Männer in meine Kammer gerannt, packten mich an den Armen und zerrten mich in die Höhe. Ehrlich, ich dachte, jetzt machen die wirklich Schluss mit mir!
    Die Männer waren vermummt, dunkle Hosen, Pullover und Strickmützen, die das ganze Gesicht bedeckten. Beide hatten Knarren in der Hand. Sie haben mich angebrüllt, aber ich habe kein Wort verstanden. Aber dass ich mitkommen sollte, war mir klar. Und Gegenwehr wäre zwecklos gewesen. Die Burschen waren gebaut wie Linebackers und ich spüre jetzt noch, wie die mich gepackt haben. Ich bin ja schließlich kein junger Mann mehr – sonst hätte ich mich vielleicht gewehrt. Also ließ ich mich von ihnen wegschleppen, wieder durch die Gänge, durch die man mich vorher gezerrt hatte, nach draußen, ins Freie. Diesmal hatte ich ja keine Binde über den Augen, und so konnte ich sehen, dass wir mitten im Wald waren. Ich rechnete

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