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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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glauben Sie mir, es entspricht den Tatsachen.« Er atmete tief, als habe er eine schwere Last zu tragen.
    Er schien zu überlegen, wahrscheinlich weil ihm bewusst war, dass das für mich alles einigermaßen unverständlich wirken musste. Ich blieb stumm, dachte ebenfalls nach, hauptsächlich darüber, wie ich es anstellen musste, mich wieder aus diesem Konflikt zu lösen.
    Dann fuhr er fort: »Noch vor zehn Jahren gab es regelmäßige Treffen zwischen den Traditionalisten und uns, und beide Parteien haben sich dabei redlich bemüht, die Gegenseite zu verstehen. Eine Weile sah es auch so aus, als würde es gelingen, die Meinungsverschiedenheiten zu überwinden, einen Kompromiss zu finden. Aber dann hat sich ein gewisser Antolax an die Spitze der ›Tradis‹ manövriert, und seitdem ist nichts mehr so wie früher. Der Mann ist ein eiskalter Rechner und hat ausschließlich seinen eigenen Vorteil im Sinn. Es heißt, er habe sich in der Germaniawelt einen gewaltigen Besitz aufgebaut, eine Art Burg mit Befestigungsanlagen in Ostpreußen, und verkehre dort mit den Spitzen des Nazireiches. Unsere Informationen sind da jedoch äußerst lückenhaft, weil Antolax eine paramilitärische Truppe aus Einheimischen aufgestellt hat, die sein Anwesen bewacht. Er hat sich dort völlig integriert, niemand weiß, dass er aus einer anderen Dimensionsebene stammt …«
        
     
     

Gaelia
   
32
     
    1940
     
    Edux hatte Angst, er schwitzte unter der Wollkappe, die ihm die beiden Männer über den Kopf gezogen hatten. »Zu deinem eigenen Schutz«, hatten sie gesagt, und er rätselte, wie sie das wohl gemeint haben mochten. Xolax hatte ihm versprochen, dass er in seinen Entschlüssen völlig frei wäre, er solle sich nur anhören, was man ihm vorzuschlagen habe, anschließend liege es ganz bei ihm, ob er sich der ›Bewegung‹ anschließen wolle. ›Bewegung‹ – ein seltsamer Begriff, dachte er und gab sich alle Mühe, seiner Angst Herr zu werden.
    Xolax hatte gesagt, man würde sich bei ihm melden und einen Tag vereinbaren, aber dann hatten die beiden Männer – Unbekannte, beide die Gesichter unter Wollmasken versteckt – plötzlich nachts in seiner Hütte gestanden und ihn aufgefordert mitzukommen. »Xolax schickt uns, du weißt schon«, hatten sie gesagt und auf weitere Fragen nur immer wieder geantwortet, er würde das ›dort‹ erfahren, wo immer dieses ›dort‹ sein mochte. Sie hatten ihm die Mütze hingehalten und gesagt, er solle sie sich über den Kopf ziehen und erst wieder abnehmen, wenn sie ihn dazu aufforderten. Das war jetzt eine gute Stunde her, und in dieser Stunde hatten sie ihn an den Händen gehalten und durch das verlassene Dorf geführt; er hatte den festgetretenen Boden unter seinen Füßen gespürt, und dann ging es weiter über die Wiese vor dem Dorf und in den Wald. Der Tannengeruch war ganz deutlich gewesen, und gelegentlich hatte er Strauchwerk an den Beinen gespürt, offenbar führten sie ihn durch Gebüsch.
    Er roch seinen eigenen Schweiß, salzig, unangenehm, spürte die Schweißtropfen auf seiner Stirn, die von der Mütze aufgesogen wurden und ein kaltes, klammes Gefühl in ihm erzeugten. Die ganze Zeit hielten sie seine Arme, lenkten ihn, antworteten auf seine Fragen immer nur stereotyp mit ›später‹, wollten ihm auch nicht sagen, wie weit es noch bis zu ihrem Ziel war. Er spürte, dass er pinkeln musste, sagte das seinen Begleitern/Bewachern, worauf die nach ein paar Schritten stehen blieben. Dann sagte der eine ›jetzt‹ und ließ seinen Arm los. »Hier kannst du«, forderte er ihn auf, und Edux erleichterte sich, empfand ein Gefühl seltsamer Befriedigung, als er seinen Urin auf den offenbar harten Boden plätschern hörte, geradewegs so, als wäre dies eine Rückkehr in eine reale Welt, aus der ihn seine Begleiter herausgerissen hatten.
    Dann marschierten sie weiter, kletterten über einen umgestürzten Baum – die beiden Begleiter waren ihm dabei behilflich – und stapften über weiches Moos, bis ihn der Mann zu seiner Rechten anhielt. »Warte«, sagte er. Edux hörte, wie sich Schritte entfernten. Sein linker Arm wurde immer noch festgehalten. Er konnte eine geflüsterte Unterhaltung wahrnehmen, verstand aber kein Wort, bis ihn eine vertraute Stimme ansprach:
    »Edux, schön, dass du hier bist. Komm rein.« Das war Xolax, der jetzt seinen rechten Arm ergriff. Sein Bewacher zur Linken legte ihm die Hand auf den Hinterkopf und drückte ihn herunter, schob ihn an. Er spürte

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