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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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Kaffee und ein Stück Kuchen zu nutzen, womit er sich einverstanden erklärte.
    ***
     
    »So, und jetzt will ich wissen, was es mit dieser Verbrecherorganisation auf sich hat!«, herrschte ich Dupont an, als wir in seinem Zimmer Platz genommen hatten. Es wirkte mit dem großen Schreibtisch, auf dem ein Flachbildschirm stand, den hellen Polstermöbeln und den pastellfarbenen Vorhängen eher wie ein Direktionsbüro und nicht wie das Sprechzimmer eines Arztes. Der Herbstblumenstrauß auf dem Besuchertisch und das abstrakte Gemälde hinter dem Schreibtisch – eine harmonische Komposition aus Gelb- und Blautönen ohne erkennbare Struktur – machten den Raum geradezu wohnlich.
    »Ich hatte ja schon angedeutet, dass es bei uns zwei Fraktionen gibt, die hinsichtlich des Umgangs mit den Parallelwelten eine völlig unterschiedliche Auffassung vertreten«, begann mein Gegenüber. »Bis vor ein paar Jahren waren wir, das heißt also die große Mehrzahl derjenigen, die für intensive Beziehungen mit Ihrer Welt sind, der Ansicht, unsere Meinungsunterschiede seien eher philosophischer Natur, aber da hatten wir uns leider getäuscht. Seit etwa fünf Jahren wissen wir, dass die anderen – sie nennen sich ›Traditionalisten‹ – aktiv tätig sind und an mehreren Orten dieser und zweier anderer Welten so etwas wie Stützpunkte errichtet haben. Sie haben angefangen, regelrecht gegen uns zu kämpfen. Das hat nichts mehr mit der Austragung ›weltanschaulicher Gegensätze‹ zu tun, sondern ist zu einer Art ›Kaltem Krieg‹ geworden, wenn ich diesen Begriff aus Ihrer Heimatwelt richtig verstanden habe.
    Was mit unserem Freund Mortimer geschehen ist, könnte man als eine Art Kommandounternehmen bezeichnen. Ich sagte Ihnen ja, dass die ganze Geschichte ein wenig komplizierter ist, als sie auf den ersten Blick erscheint. Sie hatten wahrscheinlich angenommen, dass wir ihn aus dem Kreiskrankenhaus entführt haben, aber das hat er Ihnen ja sicherlich inzwischen erklärt: Unser Kommandounternehmen kam später –«
    »Und da wollen Sie mich hineinziehen«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich habe aber wirklich nicht die geringste Lust, mir hier eine Kugel oder etwas noch Schlimmeres einzufangen, das möchte ich doch mit aller Klarheit feststellen!«
    Dupont hob beruhigend die Hand. »Keine Sorge, hier sind Sie absolut sicher, das kann ich Ihnen versprechen. Diese Kommandounternehmen, wie ich sie bezeichnet habe, richten sich ausschließlich gegen Leute aus unserer Zeitlinie, und bis jetzt ist es noch nie zu Gewaltanwendung gekommen, auch wenn es vielleicht manchmal so aussieht –«
    Ich fiel ihm erneut ins Wort. »Also nach allem, was Mortimer mir bisher berichtet hat, scheinen wir es hier mit der Ausnahme zu tun zu haben, die ja bekanntlich die Regel bestätigt. Und zum Einsatz von Schusswaffen ist es ja offenbar auch gekommen. Zumindest will Mortimer Schüsse gehört haben, als man ihn aus der Höhle im Wald befreit hat. Was ja wohl Ihren Leuten zuzuschreiben ist. Mir ist es im Übrigen ziemlich gleichgültig, ob die ›good guys‹ oder die ›bad guys‹ geschossen haben. Aber, um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen – ich begreife wirklich nicht, was Ihre ›weltanschaulichen‹ Gegensätze mit Leuten wie Mortimer zu tun haben. Ich kann zwar nachvollziehen, dass man bei Ihren Leuten geteilter Meinung darüber ist, ob es Sinn hat, mit den Anderwelten Verbindung zu haben. Solche Gegensätze gibt es wahrscheinlich, seit es Menschen gibt: Nomaden gegen Bauern, Päpste gegen Kaiser, Katholiken gegen Protestanten, Kommunisten gegen Kapitalisten, um einmal nur die wichtigsten zu nennen. Aber die sollten Sie gefälligst in Ihrer eigenen Welt austragen. Da sollte doch genügend Platz für beide Glaubensbekenntnisse vorhanden sein, wenn ich sie mal so nennen darf.«
    »Logisch betrachtet haben Sie recht«, nickte Dupont, »aber leider haben ideologische Meinungsverschiedenheiten nicht immer viel mit Logik zu tun. Und soweit ich Ihre Geschichte kenne, galt das auch für die Gegensätze, die Sie gerade aufgezählt haben. Nein, die Traditionalisten sind inzwischen zu etwas degeneriert, was nicht viel besser als eine Räuberbande ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihre wichtigsten Stützpunkte in der Germaniawelt haben – das ist die, in der die Nazis den Krieg gewonnen haben. Dort herrscht unter dem Deckmantel eines allgegenwärtigen und allmächtigen Staates in manchen Regionen so etwas wie Faustrecht. Das klingt zwar paradox, aber

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